Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Regen und Lichtmangel
Kleinste Ernte seit einem Viertel­jahrhundert – die Schweiz hat einen Getreide­engpass

Emmer auf einem Getreidefeld Feld von HofLabor und SlowGrow in Uster, fotografiert am Dienstag, 30. Juli 2024 in Uster.  SlowGrow und HofLabor erforschen und pflegen alternative Anbaumethoden.  Gemuese und Getreide sind dank RTK GPS im Controlled Traffic Farming (CTF) angebaut. Das Gemuese waechst in einer Mulchschicht aus Heu. Das maschinelle Ausbringen von Mulch ist ein Kernentwicklungsthema des HofLabors. Mulch schuetzt den Boden vor dem Austrocknen, ernaehrt das Bodenleben und spart Jaetarbeit. SlowGrow und die betriebsinterne Innovationsabteilung HofLabor entwickeln und testen neue landwirtschaftliche Anbaumethoden. Es werden 20 Hektaren Versuchsflaeche als biologische Mosaiklandschaft und anderen regenerativen Anbaumethoden bewirtschaftet. Das Ziel ist, das natuerliche Potential der Boeden und Pflanzen in einem funktionierenden Oekosystem zu nutzen.  (KEYSTONE/Michael Buholzer)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Die Schweizer Erntemenge ist so tief wie seit 25 Jahren nicht.
  • Die nasskalte Witterung verursachte einen Rückgang von rund 30 Prozent beim Getreide.
  • 20’000 Tonnen Getreide wurden mit Mykotoxinen belastet.
  • Swissgranum beantragte Importkontingente, um die Versorgung sicherzustellen.

Die Schweizer Erntezahlen sind so tief wie seit 25 Jahren nicht. Das ist vor allem der nasskalten Witterung im Frühling und Frühsommer geschuldet: Gegenüber dem Vorjahr betrug das Minus rund 30 Prozent bei Brotweizen und Roggen und gar 45,8 Prozent bei Dinkel. Diese Zahlen hat der Branchenverband Swissgranum am Donnerstag veröffentlicht.

Das Minus beim Dinkel sei zum Teil damit zu erklären, dass die Anbaufläche verkleinert worden sei. Bei den anderen beiden Sorten war das Hauptproblem laut Swissgranum aber «der übermässige Regen und der Lichtmangel». Dies habe zu Verzögerungen bei der Aussaat und einem höheren Krankheitsdruck geführt.

Insgesamt fuhren die Landwirte im letzten Sommer 250’773 Tonnen Brotgetreide ein, das zum Backen verwendet werden kann. Im Jahr davor waren es 373’136 Tonnen.

Import soll Versorgung sicherstellen

Die Feuchtigkeit liess giftige Pilze an den Weizenkörnern gedeihen. 20’000 Tonnen waren von sogenannten Mykotoxinen belastet und können nur noch als Futtermittel für Tiere verwendet werden. 2000 Tonnen Brotgetreide mussten sogar vernichtet werden. Das Hauptproblem war neben dem feuchten Frühling auch der milde Winter, der einen speziellen Pilz gedeihen liess.

Die Ernte reicht nicht aus, um den Bedarf an Brotgetreide bis zur nächsten Ernte zu überbrücken. Als erster Schritt hat Swissgranum deshalb beim Bundesrat ein Importkontingent von 20’000 Tonnen bis Ende Jahr beantragt. Dieses hat die Regierung am Mittwoch bewilligt. Für Anfang 2025 beantragt Swissgranum nochmals ein Zollkontingent von 60’000 Tonnen. Damit könne die Versorgung bis zur nächsten Ernte sichergestellt werden.

Höhere Brotpreise sind absehbar

Die schlechte Ernte wirkt sich auch auf den Preis aus: Im Juni erhöhte Swissgranum den Richtpreis für Brotgetreide um 1.50 Franken pro 100 Kilo gegenüber dem Vorjahr. 

Anfang Oktober informierte der Dachverband der Schweizer Müller die Kolleginnen und Kollegen des Bäcker-Confiseurmeister-Verbands bei einem Treffen in Bern «über die katastrophale Weizenernte». Einen Teil der Mehrkosten würden zwar die Mühlen übernehmen – einen Teil müsse man aber weitergeben. Für die Bäcker, die in den vergangenen Jahren bereits mit höheren Energie-, Personal- und Rohstoffkosten zu kämpfen hatten, ist das ein Problem. Inzwischen sei eine Grenze erreicht, hiess es an der Versammlung. Preissteigerungen könnten «nicht mehr an die Kunden weitergegeben werden», sagte ein Vertreter der Bäcker an dem Treffen.

Bereits 2021 zerstörten Regen und Stürme ganze Getreidefelder und verursachten einen Ernteausfall. Auf das extrem nasse Jahr folgten mehrere trockene Jahre. Diese Entwicklung mache ihr Sorgen, sagte Biobäuerin Regina Moser aus Hindelbank im Sommer dieser Redaktion. In der Ausbildung habe man gelernt, dass der Klimawandel die Landwirtschaft erschwere. «Doch die Szenarien, die wir vielleicht in 50 Jahren erwarteten, sind heute schon Realität.» Und Moser fügte hinzu: «Wer garantiert uns, dass wir Lebensmittel einfach importieren können, wenn die Ernte bei uns nicht mehr reicht?»