Kommentar zur Anklage in GeorgiaDie vierte Klage gegen Trump ist für ihn die gefährlichste
Trumps Lamento über die politische Justiz wird nicht ewig verfangen. Zudem hat sich der Richter eine Boshaftigkeit einfallen lassen.
Erneut steht Donald Trump vor seinem Richter, oder zumindest vor einem Staatsanwalt. Die vierte Strafsache, diesmal in Georgia angesiedelt, hat das grösste Gewicht. Erpressung ist kein Delikt, das ausserhalb der Gefängnismauern bestraft wird, und deshalb wäre es verwunderlich, wenn Trump nicht endlich die Ausweglosigkeit verspüren würde, in die er sich hineinmanövriert hat. Bereits hat er angekündigt, er werde sich am Donnerstag den Behörden stellen.
Die Strategie der diversen Staatsanwaltschaften tritt inzwischen klar zutage: Trump wird juristisch geradezu eingemauert, seine Mitstreiter werden Verfahren um Verfahren von ihm getrennt und mit gewichtigen Strafandrohungen gefügig gemacht. Ein Haftrichter in Georgia hat für Trump und viele der Mitangeklagten Kaution erlassen. Das wird Trump wenig schmerzen, aber jeder Stein der neuen Gefängnismauer muss auch wieder weggeräumt werden, falls er dereinst ein verfahrensfreies Leben führen will.
Trump wird gerade nach der Georgia-Anklage ein Dasein unter besonderer Erschwernis leben. Zwar scheint ihm jedes Verfahren zunächst auch ein bisschen politisch zu nützen. Sein Lamento über die politische Justiz verfängt – noch. Aber das Publikum wird an den immer wiederkehrenden Szenen, den immer gleichen Pöbeleien das Interesse verlieren.
Ein ungleicher Wettlauf
Die Justiz hingegen kann schon qua Jobbeschreibung das Interesse nicht verlieren – sie arbeitet langsam, aber sie arbeitet. So entwickelt sich der strafrechtliche Abschnitt in Donald Trumps Leben zu einem Wettlauf zwischen einer Schnecke und einem tollen Hund: Die eine kriecht langsam, aber bedächtig voran, der andere springt kläffend im Kreis und verliert seine Kraft. Von exquisiter Boshaftigkeit ist die Verfügung des Haftrichters in Atlanta, dass Trump weder mit seinen Mitangeklagten direkt kommunizieren noch dass er Drohungen an die Beteiligten in der Sache ausstossen dürfe. Daran wird sich der Wüterich natürlich nicht halten – und bei jedem Verstoss wird die Mauer ein bisschen wachsen.
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