Kommentar zum Attentat in GeorgiaDer Waffen-Irrsinn müsste vor der Wahl das ganz grosse Thema sein
Wieder einmal sind an einer Schule in den USA Menschen von einem Amokläufer erschossen worden, wieder einmal mit einem Sturmgewehr. Die Parteien müssen sich endlich einigen.
Wieder werden Amerikaner beerdigt, diesmal in Georgia. Eine Lehrerin, ein Lehrer und zwei Schüler, beide 14 Jahre alt. Sie wurden während des Unterrichts mit einem Sturmgewehr erschossen, von einem 14-jährigen Mitschüler in der Kleinstadt Winder.
Schüsse, Schreie, Sirenen. Entsetzen, Trauer, Pressekonferenzen. Da setzt in den USA eine seltsame Routine ein. Sehr christliche Republikaner versprechen «prayers», also Gebete. Führende Demokraten wie Präsident Joe Biden fordern, endlich die Waffengesetze zu verschärfen.
Strengere Regeln für Mordwerkzeuge wären dabei zweifellos die bessere Idee. Beten allein klingt zynisch nach solchen Gemetzeln, wenn nicht gleichzeitig sehr genau nach irdischen Lösungen gesucht wird.
Mehr Feuerwaffen als Einwohner
Laut der Johns Hopkins School of Public Health starb 2022 alle elf Minuten ein Mensch in den USA durch eine Feuerwaffe. Die amerikanische Mordrate durch Feuerwaffen ist deutlich höher als in anderen Ländern mit ähnlich hohem Einkommen.
Solcher Irrsinn müsste das ganz grosse Thema vor der Wahl sein, mindestens wie Migration, Inflation und Abtreibung. Es gibt in den USA mehr Feuerwaffen als Einwohner, darunter Tausende Kriegswaffen wie die Schnellfeuergewehre vom Typ AR-15. Sie müssten für Zivilisten verboten sein, wie bis vor einigen Jahren. Der Verweis auf die Verfassung, die Waffenbesitz erlaubt, ist aus der Zeit gefallen, sie stammt aus der Zeit von Musketen.
Trump müsste umdenken
Waffenkäufer müssen genauer überprüft werden, Waffenläden können nicht ähnlich gestellt werden wie ein Imbissstand. Kinder dürfen gar keinen Zugriff auf Waffen haben. Ausserdem muss vor allem in Schulen viel früher reagiert werden, wenn Einzelgänger verhaltensauffällig werden.
Wenn es ein amerikanisches Drama gibt, bei dem die Parteien sich einigen müssen, trotz der mächtigen Lobby und obwohl sich Republikaner gern mit Gewehren zeigen, dann bei Waffen. Sturmgewehre in Privathand haben mit Freiheit nichts zu tun. Da könnte Kamala Harris den Unterschied machen. Aber auch Donald Trump müsste umdenken, spätestens seit das Projektil eines Attentäters sein Ohr streifte.
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