Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Amoklauf in Georgia
14-jähriger Schütze war zuvor auffällig – Vater verhaftet

WINDER, GEORGIA - SEPTEMBER 5: Senior Aisha Jackson (left) embraces her friend and classmate, Brooklyn Townsend, near a makeshift memorial at Apalachee High School on September 5, 2024 in Winder, Georgia. Two students and two teachers were shot and killed at the school on September 4, and a 14-year-old suspect, who is a student at the school, is in custody.   Jessica McGowan/Getty Images/AFP (Photo by Jessica McGowan / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Einen Tag nach einem erneuten tödlichen Schusswaffenangriff auf eine Schule in den USA ist der 14-jährige Tatverdächtige offiziell der Tötung von vier Menschen beschuldigt worden. Die zuständige Ermittlungsbehörde im US-Bundesstaat Georgia teilte am Donnerstag mit, dass der Verdächtige am Freitag vor Gericht erscheinen werde und wahrscheinlich weitere Vorwürfe gegen ihn erhoben würden. Die Untersuchung des Schusswaffenangriffs an der Apalachee-High-School rund 70 Kilometer nordöstlich von Atlanta sei «immer noch aktiv und läuft», erklärte die Behörde im Onlinedienst X.

Dem Jugendlichen wird vierfacher Mord vorgeworfen, nachdem er am Mittwoch zwei ebenfalls 14-jährige Mitschüler und zwei Lehrer erschossen hatte. Neun weitere Menschen wurden bei der Attacke verletzt. Der örtliche Sheriff sagte, alle neun seien auf dem Weg der Besserung und würden sich vollständig erholen. Der 14-jährige Tatverdächtige soll ungeachtet seines Alters nach Erwachsenenstrafrecht vor Gericht kommen. Der US-Sender CNN berichtete, dass das beim Angriff verwendete halbautomatische Sturmgewehr ein Geschenk des Vaters gewesen sei.

Eine Waffe als Weihnachtsgeschenk?

Die Ermittler halten den Vater des Schützen für mitschuldig. Die Polizei hat den Vater des 14-Jährigen am Donnerstag festgenommen. Dem 54-Jährigen werde unter anderem fahrlässige Tötung zur Last gelegt, weil er seinem Sohn «wissentlich den Besitz einer Waffe erlaubt» habe, sagte Chris Hosey von der örtlichen Ermittlungsbehörde in Georgia.

Es ist das jüngste Beispiel für einen Fall, in dem Eltern in den USA für die Taten ihrer Kinder zur Verantwortung gezogen werden. Im April waren in Michigan zum ersten Mal die Eltern eines Schul-Amokschützen zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Der US-Fernsehsender CNN berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, der Vater des Jungen habe den Ermittlern selbst gesagt, dass er seinem Sohn die Waffe – ein Sturmgewehr vom Typ AR-15 – im vergangenen Dezember zu Weihnachten geschenkt habe. Hosey äusserte sich auf Nachfrage nicht dazu, ob der Mann seinem Sohn die Waffe gegeben habe. Auch auf die Umstände der Festnahme ging der Ermittler nicht näher ein.

Verdächtiger bereits mit Online-Drohung aufgefallen

Der Verdächtige des Amoklaufs ist offenbar schon früher ins Visier der Behörden geraten. Bei einer Befragung zu einem Social-Media-Beitrag im vergangenen Jahr bestritt er, damit gedroht zu haben, ein Massaker an einer Schule anzurichten, wie aus dem Bericht des Sheriffbüros im benachbarten Bezirk Jackson County hervorgeht, der am Donnerstag öffentlich wurde.

This booking image provided by the Barrow County, Ga., Sheriff's Office shows Colt Gray, the 14-year-old suspect who has been charged as an adult with murder in the shootings Wednesday, Sept. 4, 2024, at Apalachee High School in Winder, Ga. (Barrow County Sheriff's Office via AP)

Eine widersprüchliche Beweislage hinsichtlich des Ursprungs des Beitrags verhinderte, dass es zu einer Festnahme kam, wie es in dem Bericht heisst. Janis Mangum, Sheriff in Jackson County, sagte, sie habe den Bericht aus dem Mai 2023 geprüft und nichts gefunden, das damals eine Strafverfolgung des Verdächtigen gerechtfertigt hätte. Es habe kein Versäumnis gegeben, sagte Mangum der Nachrichtenagentur AP. «Wir haben alles getan, was wir mit dem, was wir zu dem Zeitpunkt hatten, tun konnten.»

Als ein Ermittler aus Jackson County G. im vergangenen Jahr vernahm, sagte dessen Vater, der Junge habe unter der Trennung seiner Eltern gelitten und sei in der Schule oft gehänselt worden. Der Jugendliche nutzte regelmässig Waffen und ging mit seinem Vater zur Jagd, der ihn mit dem Blut eines Rehs auf den Wangen fotografierte. «Er weiss, wie gefährlich Waffen sind und was sie anrichten können, und wie man sie benutzt und wie man sie nicht benutzt», sagte der Vater des Jungen damals laut einer Abschrift des Behördenberichts.

Junge beteuerte damals seine Unschuld

Der Befragung des Jugendlichen ging ein Hinweis des FBI voraus, dass der damals 13-Jährige möglicherweise damit gedroht habe, am folgenden Tag ein Schulmassaker anzurichten. Die Drohung wurde auf der bei Gamern beliebten Plattform Discord veröffentlicht, wie aus dem Bericht des Sheriffbüros hervorgeht. Es hätten sich Hinweise auf einen Bezug zu einem Discord-Nutzerkonto ergeben, das mit einer Email-Adresse von G. verbunden gewesen sei. Der Junge habe aber gesagt, dass er so etwas niemals sagen würde, nicht einmal im Scherz.

Eine Festnahme habe es wegen «inkonsistenter Informationen» über den Discord-Account nicht gegeben. Die Profilinformationen seien teils in russischer Sprache verfasst gewesen und digitale Spuren deuteten darauf hin, dass aus verschiedenen Städten in Georgia auf das Nutzerkonto zugegriffen wurde, ausserdem aus Buffalo im Bundesstaat New York.

Bidens Kritik an den Eltern

An der betroffenen Schule fand am Donnerstag kein Unterricht statt. Es kamen jedoch einige Menschen, um Blumen an einem Fahnenmast abzulegen.

US-Präsident Joe Biden sagte am Donnerstag zu Journalisten im US-Bundesstaat Wisconsin, Eltern müssten zur Rechenschaft gezogen werden, wenn sie ihren Kindern «Zugang zu diesen Gewehren gewähren». «Wie kann man ein Sturmgewehr, eine Waffe, in einem Haus haben, das nicht weggeschlossen ist und von dem man weiss, dass sein Kind weiss, wo es ist?», klagte Biden.

WINDER, GEORGIA - SEPTEMBER 5: Students and community members make a prayer circle around a makeshift memorial outside of Apalachee High School on September 5, 2024 in Winder, Georgia. Two students and two teachers were shot and killed at the school on September 4, and a 14-year-old suspect, who is a student at the school, is in custody.   Jessica McGowan/Getty Images/AFP (Photo by Jessica McGowan / GETTY IMAGES NORTH AMERICA / Getty Images via AFP)

Immer wieder gibt es an US-Schulen Schusswaffenangriffe, schon Grundschüler werden routinemässig in Übungen auf das richtige Verhalten bei solchen Vorfällen gedrillt. Umfragen zufolge befürwortet eine Mehrheit der US-Bürger eine Verschärfung der Waffengesetze. Versuche dazu scheitern jedoch immer wieder am Widerstand der konservativen Republikaner und der mächtigen Waffenlobby.

DPA/AFP/wy