Kommentar zum Angriff in GazaDer Hamas und Netanyahu sind die Toten egal, ihnen geht es nur um sich selbst
Israel bombardiert ein humanitäres Gebiet im Gazastreifen, um Mohammed Deif von der Hamas zu treffen. Am Krieg aber ändert das nichts. Und die Welt schaut nicht mehr so genau hin.
Es ist mittlerweile zu einem bitteren Ritual geworden: Ein neuer Vorschlag wird gemacht in den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Gaza, Israel und die Hamas signalisieren Zustimmung, aus Amerika kommen ermutigende Signale, manchmal sagt US-Präsident Joe Biden selbst, man stehe kurz vor einer Lösung. Hoffnung macht sich breit, auch unter denen, die schon lange keine Hoffnung mehr haben. Dann kommt der zweite Teil des Rituals: Entweder stellt die Hamas neue Forderungen, oder Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wirft alles kurzfristig über den Haufen, mit Worten oder mit Bomben.
So war es auch diesmal. Am Freitag hatte Biden noch von positiven Signalen gesprochen. Am Samstag bombardierte Israel ein Gebiet im Gazastreifen, das es selbst zuvor als «humanitäres Gebiet» ausgewiesen hatte. Tausende Zivilisten leben in Zelten, die meisten haben bereits mehrere Fluchten hinter sich. Etwa 90 Menschen seien beim Angriff am Samstag ums Leben gekommen, sagt die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde, mehr als 300 verletzt. (Lesen Sie hier die aktuellen Entwicklungen im Krieg in Nahost.)
Mischung aus Ratlosigkeit und Genervtheit
Der Beschuss galt Mohammed Deif, einem führenden Hamas-Mann, einem Verantwortlichen des Terrors am 7. Oktober. Einerseits ist er ein legitimes Ziel, obwohl ein Angriff auf ihn Zivilisten gefährdet, hinter denen er sich versteckt. Andererseits kann Israel nicht sagen, ob Deif tatsächlich getroffen wurde. Und: Sein Tod würde nichts grundsätzlich ändern. Netanyahu will den Krieg offenbar so lange führen, wie dieser ihn im Amt hält.
Ein Ende ist nicht in Sicht: Getötete Hamas-Kämpfer werden durch Rekruten ersetzt, von denen es nach jeder Bombardierung mehr gibt. In zuvor befreiten Gebieten gruppieren sich die Terroristen neu. Der Hamas und Netanyahu sind die vielen Toten egal, ihnen geht es nur um sich selbst. Und die Welt schaut mittlerweile nicht mehr so genau hin, was im Gazastreifen passiert, aus einer Mischung von Ratlosigkeit und Genervtheit. Das Grauen geht immer weiter.
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