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Krieg in Gaza
Was über Israels Angriff auf den Militärchef der Hamas bekannt ist

Palestinians inspect the damage at a site hit by an Israeli bombardment on Khan Younis, southern Gaza Strip, Saturday, July 13, 2024. Israel said it targeted Hamas' shadowy military commander in a massive strike Saturday in the crowded southern Gaza Strip that killed at least 71 people, according to local health officials. Hamas immediately rejected the claim that Mohammed Deif was targeted. (AP Photo/Jehad Alshrafi)
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Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben den Anführer der Kassam-Brigaden, Mohammed Deif, angegriffen. Deif ist eines der ranghöchsten Mitglieder der islamistischen Hamas und soll eine zentrale Rolle beim Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober eingenommen haben. Bei der israelischen Attacke im Süden des Gazastreifens sollen Dutzende Menschen gestorben und etliche weitere verletzt worden sein. Die Lage ist unübersichtlich.

Was ist passiert?

Am Samstagmorgen hat Israels Militär Luftangriffe auf ein Gebiet nahe Khan Younis im Süden des Gazastreifens geflogen. Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde sollen mindestens 90 Menschen gestorben und mehr als 300 verletzt worden sein. In einer früheren Mitteilung war von mehr als 100 Toten die Rede. Das israelische Militär machte zunächst keine Angaben zu Toten oder Verletzten.

Auf von Nachrichtenagenturen veröffentlichten Fotos sieht man einen metertiefen Krater. Dort sollen Bomben eingeschlagen sein.

Palestinians walk past at a huge crater in the sand following an Israeli military strike on the al-Mawasi camp for internally displaced people (IDP), near the city of Khan Yunis, southern Gaza Strip on July 13, 2024, in which killing 71 people were killed. Al-Mawasi had been declared a safe zone by Israel as it pursues its military offensive in other parts of the Gaza Strip in response to the October 7 Hamas attacks. (Photo by Bashar TALEB / AFP)

Zu sehen sind auch Menschen, die im Sand und Schutt graben, vermutlich um nach Überlebenden zu suchen. Andere Bilder zeigen, wie Menschen Verletzte in Sicherheit zu bringen versuchen. Andere trauern um Tote, darunter auch Kinder, die bei dem Angriff ums Leben gekommen sind. Auch Videos auf X, die den Ort des Angriffs zeigen sollen, lassen auf grosse Zerstörung und viele Opfer schliessen. Die Echtheit der Videos konnte zunächst nicht unabhängig verifiziert werden.

Wo fand der Angriff statt?

Der Angriffsort liegt nahe Khan Younis in der von Israel deklarierten humanitären Zone al-Mawasi. Israel hatte in der Vergangenheit die Bevölkerung des Gazastreifens mehrmals aufgerufen, sich dorthin zu begeben, um möglichen Angriffen des israelischen Militärs zu entgehen.

Auf X veröffentlichte die israelische Armee ein Bild, das den Ort vor und nach der Attacke zeigen soll. Es sei ein von Bäumen, Baracken und Gebäuden gesäumtes, offenes Gebiet. Bei dem Schlag von Samstagmorgen handele es sich um einen «präzisen Angriff». Auf dem Areal gab es demnach keine Zelte.

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In einer Erklärung der Hamas, die der Sender Al Jazeera veröffentlichte, hiess es hingegen, Israel habe Zelte und andere Anlagen von Bewohnern des Gazastreifens getroffen und sich eines «Massakers» schuldig gemacht.

Anhand des von der israelischen Armee veröffentlichten Bildmaterials lässt sich der Ort des Angriffs lokalisieren. Das Grundstück grenzt an eine zweispurige Strasse, die von Khan Younis zur Küste verläuft.

Ein Militärvertreter Israels bestätigte Journalisten in einem Online-Gespräch, dass das getroffene Objekt in der von Israel so deklarierten humanitären Zone westlich von Khan Younis gelegen habe. «Es war aber eine abgezäunte, bewachte Hamas-Basis, besetzt mit Terroristen», fügte er hinzu. Das Gebiet sei von der Hamas kontrolliert worden und nach Informationen des Militärs hätten sich dort auch nur Hamas-Terroristen und keine Zivilisten aufgehalten.

Wem galt der Angriff?

Das israelische Militär bestätigte am Samstagmittag, der Angriff habe dem Anführer der Kassam-Brigaden, Mohammed Deif, und einem weiteren ranghohen Hamas-Mitglied, Rafa Salama, gegolten. Ob beide bei dem Angriff auch getötet oder verletzt wurden, teilte das Militär zunächst nicht mit. Seine Regierung habe «keine Gewissheit», ob die beiden getötet worden seien, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Abend vor Journalisten.

Die israelische Zeitung Haaretz hatte zuvor berichtet, dass die Armee davon ausgehe, dass sich Deif unter den Opfern befinde. Der saudi-arabische Sender al-Hadath berichtete, Deif sei schwer verletzt.

Mohammed Deif steht seit mehr als 20 Jahren auf der «Wanted»-Liste der Israelis ganz weit oben. Deif soll massgeblich für den Angriff der Hamas am 7. Oktober des vergangenen Jahres verantwortlich sein. Den Angriff, innerhalb der Hamas auch als «Al-Aksa-Flut» bezeichnet und nach der Moschee in Jerusalem benannt, hatte er in einer Audiobotschaft gepriesen. Deif soll zudem für das berüchtigte Tunnelsystem der Hamas verantwortlich sein.

Ein Ziel Israels im Gaza-Krieg ist es, Deif sowie den Hamas-Führer Jihia al-Sinwar, gefangenzunehmen oder zu töten. Sie gelten als die beiden wichtigsten Anführer der Organisation innerhalb des Gazastreifens. Im März hatte die Armee die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, gemeldet.

In ihrer Erklärung bestritt die Hamas, Israel habe einen ihrer Anführer bei Khan Younis getroffen. Stattdessen würde Israel die Anwesenheit ihrer Führung immer wieder als Ausrede hernehmen.

Wie ist die Lage nach dem Angriff?

Mitarbeiter im nahe gelegenen Nasser-Krankenhauses berichteten laut dpa, dass es nicht mehr ausreichend Betten gebe, um die grosse Zahl der Verletzten nach den Angriffen aufzunehmen. Der Palästinensische Rote Halbmond schreibt auf Twitter, seine Mitarbeiter hätten mehr als 100 Verletzte behandelt und 21 Leichen geborgen. Etliche der Verletzten und alle Toten seien in nahegelegene Krankenhäuser gebracht worden. Die New York Times zitiert den Direktor des al-Amal-Krankenhauses in Khan Younis mit den Worten: «Alle Krankenhäuser in der Gegend sind voll mit Verwundeten.» Viele Patienten, auch solche in kritischem Zustand, müssten auf den Gängen behandelt werden.

Waren israelische Geiseln in al-Mawasi?

Israelische Medien hatten unter Berufung auf die Armee berichtet, es sei unklar, ob sich in der Gegend des Militäreinsatzes auch Geiseln befunden hätten. Das Militär gehe aber davon aus, dass Hamas-Führer wie Deif einige der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte laut dpa hingegen, man sei sich sehr sicher, dass sich zum Zeitpunkt des Angriffs keine israelischen Geiseln in dem Objekt befunden hätten.