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König Charles wird 75
Der König feiert – und kämpft gegen Food-Waste

Britain's King Charles III reacts whils holding a knife as he prepares to cut a birthday cake as he attends his 75th birthday party, hosted by the Prince's Foundation, at Highgrove House in Tetbury, western England on November 13, 2023. Guests included local residents who have been nominated by friends and family and individuals and organisations also turning 75 in 2023. (Photo by Chris Jackson / POOL / AFP)
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Für seinen 75. Geburtstag hat sich Grossbritanniens König Charles etwas Besonderes einfallen lassen. Nicht ihm solle an diesem Tag die Aufmerksamkeit gelten, hat er deutlich gemacht, sondern einem guten Zweck.

Also wird er an diesem Dienstag den Startschuss zum «Coronation Food Project» geben: zu einer Initiative, die der Verschwendung von Nahrungsmitteln Einhalt gebieten möchte – und 200 Millionen Extramahlzeiten im Jahr möglich machen für die Ärmsten im Land.

Beschäftigt hat dieses Thema den Monarchen, wie man hört, schon seit vielen Jahrzehnten. Die Idee ist, acht «Verteilungszentren» in diversen Städten zu eröffnen, über die ungenutztes Essen aus landwirtschaftlichen Betrieben, Geschäften und Supermärkten an Hilfsorganisationen für Bedürftige weitergeleitet werden soll.

Eröffnung am Geburtstag

Eines dieser Zentren will Charles an seinem Geburtstag persönlich eröffnen. Mit der Regierung hat er sich dabei vorsichtshalber abgesprochen, damit ihn niemand beschuldigt, sich hier in politische Fragen einzumischen. Früher, als er noch Kronprinz war, sagte man ihm ja oft eine Neigung zum Einmischen nach.

Mit dem «Food Project» hofft der König nun etwas Nützliches zum Leben der Nation beitragen zu können. Eine sechsstellige Summe aus den Kronreserven hat er angeblich bereitgestellt für diesen Plan.

Wie ernst es ihm sei mit dem Kampf gegen die Essensverschwendung, demonstriere er ja stets bei sich daheim, haben seine Mitarbeiter berichtet. So verlange er zum Beispiel zum Kaffee Tag für Tag ein weiteres Stückchen vom bereits angeschnittenen Kuchen – bis der betreffende Kuchen irgendwann ganz aufgegessen ist.

Gerätselt wird in London darüber, ob Harry Charles’ Einladung zum Geburtstag ausgeschlagen hat – oder ob er gar nicht eingeladen worden ist.

Auf Kaffee und Kuchen (und ein Gläschen Schampus) braucht Charles III. natürlich auch an seinem Geburtstag nicht zu verzichten. Nachmittags feiert er mit 400 Pflegern und Pflegerinnen Grossbritanniens nationales Gesundheitswesen, das dieses Jahr ebenfalls 75 Jahre alt geworden ist.

Und am Abend hat er in Clarence House, seinem Sitz in London, seine Lieben zu Gast. Nicht alle, wohlgemerkt. Prinz Harry, der sich mit Vater und Bruder überworfen hat, wird zu dieser Feier nicht anreisen. Gerätselt wird in London darüber, ob Harry Charles’ Einladung zum Geburtstag ausgeschlagen hat – oder ob er, wie er selbst behauptet, gar nicht eingeladen worden ist.

Allgemein bekannt ist jedenfalls, dass der König und sein Jüngster seit über einem Jahr nicht mehr miteinander gesprochen haben. Harrys diverse Attacken auf «die Windsors» haben zu anhaltender Verstimmung in Clarence House geführt. Und in nächster Zeit ist eine Versöhnung offenbar nicht zu erwarten. Von Plänen des Prinzen für einen erneuten Trip in die alte Heimat ist jedenfalls nichts bekannt.

Sein Königreich hat sich an ihn gewöhnt

Von diesem Familienproblem abgesehen, dürfte Charles III. recht zufrieden auf seine ersten 14 Monate als König zurückblicken. Befürchtungen vieler Royalisten, dass er als gänzlich unpopuläre Figur das Königtum in Gefahr bringen würde, haben sich nicht bewahrheitet. Mit aller ihm zu Gebote stehenden Würde, und einer Spur mehr persönlicher Wärme als seine Mutter, erfüllt er seine verfassungsmässigen Pflichten. Sein Königreich hat sich mehr oder weniger an ihn gewöhnt.

Kapriziös hat er sich, seit man ihm die Krone aufgedrückt hat, nicht gegeben. Und mit privaten Ansichten hat er sich zurückgehalten, äusserst selbstdiszipliniert. Bei seiner ersten «Thronrede» – der von ihm verlesenen Regierungserklärung – vor ein paar Tagen liess er sich nicht anmerken, dass ihm diese Erklärung in zentralen Teilen verhasst war. Denn er musste verkünden, dass «seine» Regierung die Öl- und Gasförderung in der Nordsee ausweiten würde, statt sie einzustellen. Was voll gegen Charles’ Überzeugung ist.

Seine Mahnung, dem Klimawandel entschlossen entgegenzuwirken, wird er andererseits in Kürze in Dubai, beim Cop-28-Klimagipfel der UNO, verkünden dürfen. Dort lässt man ihn eine der Eröffnungsansprachen halten. Und anders als ihm Vorjahr verwehrt ihm die eigene Regierung diesmal nicht diese Ehre. Diplomatisch genug werde er sich schon ausdrücken, ohne Regierungschef Sunak zu beschämen: Davon geht man mittlerweile in 10 Downing Street aus.

Nach der Reisepause, die das hohe Alter der Queen in deren letzten Jahren erzwang, sind jetzt wieder zahlreiche Auslandtrips vorgesehen.

Nützlich gemacht hat sich der König, in den Augen der Regierung, ja schon auf andere Weise. In seiner kurzen Amtszeit hat er bereits, recht erfolgreich, Staatsbesuche in Deutschland, Frankreich und Kenia absolviert. In der früheren britischen Kolonie hat er sich im Namen seines Landes für die blutige Vergangenheit zu entschuldigen gewusst, ohne London zu etwas zu verpflichten. Das hat ihm Respekt eingetragen bei den Politikern daheim.

Ob er längerfristig in der Lage sein wird, das Commonwealth of Nations zusammenzuhalten und die Länder, in denen er noch Staatsoberhaupt ist, von einer Neuorientierung abzubringen, ist natürlich eine andere Frage. Sein Sohn William, der jetzige Thronfolger, hat ja bereits einmal erklärt, er glaube nicht, dass er noch Oberhaupt des Commonwealth sein werde, wenn die Krone eines Tages an ihn gehe.

Charles, der sich selbst als Übergangskönig betrachtet, will jedenfalls sein Bestes tun, um den Royals ihre globale Rolle möglichst lang zu sichern. Im Oktober nächsten Jahres will er zum Commonwealth-Gipfel nach Samoa reisen und von dort aus einen Abstecher ins zunehmend republikanisch gestimmte Australien machen. Nach der Reisepause, die das hohe Alter der Queen in deren letzten Jahren erzwang, sind jetzt wieder zahlreiche Auslandtrips vorgesehen. Mit Charles kommt erneut ein diplomatischer Reiseverkehr in Gang.

Keine Pause

Im Übrigen versieht Charles III. seinen «Job» daheim – ob er nun im Buckingham-Palast oder in Windsor Gäste bewirtet oder Neubauten einweiht, Krankenhäuser besucht, irgendwo Konferenzen eröffnet oder (wie am vergangenen Sonntag) am Kriegerdenkmal in Whitehall mit einer feierlichen Kranzniederlegung die Gefallenen ehrt.

Sensationell wäre schon, wenn er an seinem Geburtstag die Zeit fände, mal eine kleine Pause einzulegen, seufzt seine Frau Camilla. Aber einfach falle so etwas dem «arbeitswütigen» König nicht.