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Klimarekord bei Temperatur
«Einen so warmen September gab es in der Schweiz noch nie»

Menschen geniessen das spaetsommerliche Wetter, aufgenommen am Samstag, 23. September 2023, in Rapperswil-Jona. (KEYSTONE/Gian Ehrenzeller)

14,2 Grad: Mit dieser schweizweit gemittelten Monatsdurchschnittstemperatur wird der September 2023 Eingang in die Klima-Annalen finden. Das ist – schon wieder – ein neuer Rekordwert. «Einen so warmen September gab es in der Schweiz seit Beginn unserer regelmässigen Messungen 1864 noch nie», sagt Stephan Bader, Klimatologe bei Meteo Schweiz.

Dass dieser September wärmer war als alle Bisherigen, wäre an sich noch nichts Spezielles. Verblüffend ist jedoch das Ausmass dieses neuen Rekordes. Der bisherige Höchstwert (13,3 Grad im September 1961) wurde um fast 1 Grad überboten.

Das mag nach wenig klingen. Klimatologisch betrachtet handelt es sich aber um einen Quantensprung. Das wird deutlich, wenn man die Monatsdurchschnittstemperatur mit der langjährigen Norm vergleicht. In der Klimatologie wird diese Norm stets aus einer 30-jährigen Periode berechnet, zurzeit ist es 1991–2020. Im Vergleich zu dieser Norm weist der September 2023 einen Wärmeüberschuss von nicht weniger als 3,8 Grad auf.

Gemäss Stephan Bader ist das eine der höchsten Abweichungen vom Klimamittel, das hierzulande jemals registriert wurde. Und zwar nicht nur bezogen auf den September, sondern auf alle Monate des Jahres. «Weiter über der Norm 1991–2020 lagen nur der Februar 1990 mit 4,0 Grad, der Juni 2003 mit 4,7 Grad und der April 2007 mit 4,2 Grad.»

Etwas zugespitzt lässt sich sagen: Mit diesem Wärmeüberschuss «spielt» der September 2023 temperaturmässig in einer neuen Liga. Etwas Vergleichbares gab es in dieser Jahreszeit bisher nicht.

Besonders extrem war die Wärme in der ersten Septemberhälfte. Ein sehr hartnäckiges und aussergewöhnlich stabiles Hochdruckgebiet, ein sogenanntes Omega-Hoch, sorgte vom 1. bis 13. September für trockenes und mildes Wetter. Die Nullgradgrenze stiegt dabei phasenweise auf über 5200 Meter an, was bis anhin zu dieser Jahreszeit noch nie beobachtet werden konnte.

In der zweiten Monatshälfte ging es dann zwar nicht mehr ganz so warm weiter, allerdings kam es auch zu keinem nennenswerten Kaltlufteinbruch.

Der Alpenraum blieb mehrheitlich im Einflussbereich eines kräftigen Hochdruckgebiets über dem Mittelmeerraum. Störungen von atlantischen Tiefdruckgebieten erreichten die Schweiz wenn überhaupt nur in sehr abgeschwächter Form. Daher war der September 2023 nicht nur deutlich zu warm, sondern auch zu trocken. In Zürich kam beispielsweise nur rund 30 Prozent der üblichen Regensumme vom Himmel.

Die Karte (Linien = Druckverhältnisse in 5,5 Kilometern Höhe; Farben = Temperatur in 1,5 Kilometern Höhe) zeigt die Wetterlage, wie sie für die zweite Septemberhälfte typisch war: Der Alpenraum befand sich mehrheitlich im Einflussbereich eines Hochdruckgebiets über dem Mittelmeer. Die Ausläufer atlantischer Tiefdruckgebiete erreichten die Schweiz wenn überhaupt nur stark abgeschwächt.

Der September 2023 setzt damit einen Trend fort, der im besonders stark vom Klimawandel betroffenen Alpenraum bereits seit längerem zu beobachten ist. Seit der Jahrhundertwende sind Monate, die deutlich kälter waren als die Klimanorm 1991–2020, hierzulande zu einer Rarität geworden. Auf der anderen Seite werden regelmässig neue Wärmerekorde aufgestellt, wobei die bisher bekannten Höchstwerte nicht selten regelrecht «pulverisiert» werden.

Das Ende der Fahnenstange ist damit wohl noch nicht erreicht. Klimatologen wie Stephan Bader gehen davon aus, dass sich der Erwärmungstrend auch in den kommenden Jahren fortsetzen und verstärken wird.