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Globaler Klimawandel
«Die letzten drei Monate waren die heissesten seit 120'000 Jahren»

epa10813258 Dried sunflowers stand in a field near the village of Ezerets, Bulgaria, 22 August 2023. According to weather forecasts, the next few days are expected to bring temperatures at over 40 degrees Celsius in Bulgaria. EPA/VASSIL DONEV
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Der Sommer 2023 war global gesehen der mit Abstand heisseste seit Beginn der Aufzeichnungen 1940. Das teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus am Mittwoch mit. Die globale Durchschnittstemperatur habe in den drei Monaten Juni bis August, also im Nordhalbkugel- oder borealen Sommer, bei 16,77 Grad Celsius gelegen und damit nochmals 0,66 Grad über dem Durchschnitt der bereits deutlich vom Klimawandel geprägten Jahre 1991-2020 – deutlich höher als im bisherigen Rekordjahr 2019 mit 16,48 Grad. Damit war es in jedem einzelnem der neun Nordhalbkugel-Sommer seit 2015 weltweit wärmer als jemals vor 2015 gemessen, erst auf Platz zehn folgt der Sommer 1998.

Im August war es so warm wie noch nie in dem Monat, teilte Copernicus mit. Die Durchschnittstemperatur von 16,82 Grad Celsius über Land lag um 0,71 Grad höher als der Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 und schätzungsweise um 1,5 Grad höher als im vorindustriellen Zeitalter von 1850 bis 1900. Damit war der August der zweitwärmste jemals gemessene Monat. Nur im Vormonat Juli war es mit 16,95 Grad noch wärmer.

«Die drei Monate, die hinter uns liegen, waren die heissesten seit etwa 120'000 Jahren, also seit Beginn der Menschheitsgeschichte», sagte Samantha Burgess von der Abteilung für Klimawandel bei Copernicus.

Rekordverdächtig hohe Anomalien der Meeresoberflächentemperatur

«Die globalen Temperaturrekorde purzeln 2023 weiter», so Burgess weiter. «Der wärmste August folgt auf den wärmsten Juli und Juni und führt zum wärmsten borealen Sommer in unserem Datensatz, der bis 1940 reicht.» Es habe in den vergangenen Monaten zudem rekordverdächtig hohe Anomalien der Meeresoberflächentemperatur im Nordatlantik und im globalen Ozean gegeben, hiess es weiter in einer Mitteilung des Dienstes.

Normalerweise erreicht die Meerestemperatur der mittleren Breiten der Welt ihr Maximum zum Ende des Südsommers im März, wenn sich die grossen Ozeane der Südhalbkugel erwärmt haben, und fällt dann wieder ab. In diesem Jahr aber ist es anders: Die Temperatur liegt seit Mai weit über den üblichen Werten und stieg bis Ende August immer weiter an, erst seit Kurzem beginnt sie endlich zu sinken, liegt aber immer noch geradezu absurd weit über den Werten früherer Jahre.

Wissenschaftlichen Beweise seien überwältigend

In Europa lag der Sommer um 0,83 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Referenzperiode von 1991 bis 2020, damit war es der fünftwärmste europäische Sommer seit Beginn der Messungen. Ungewöhnlich waren auch hier die Temperaturen im und über dem Meer. Im Juni traten um Irland und das Vereinigte Königreich Hitzewellen im Meer auf, im Juli und August im Mittelmeer. In weiten Teilen Westeuropas gab es überdurchschnittlich viel Niederschlag, teils wurden lokale Rekorde gebrochen und Überschwemmungen traten auf. Zu trocken war es hingegen auf Island, über dem Alpenbogen und in Mitteleuropa, ebenso in weiten Teilen Asiens, Kanadas, dem südlichen Nordamerika und dem grössten Teil Südamerikas, was in einigen Regionen zu ausgedehnten Waldbränden führte.

Das bisherige Jahr (Januar bis August) sei das zweitwärmste in den Aufzeichnungen nach 2016, als es ein starkes wärmendes El-Niño-Ereignis gab. Derzeit baut sich das Klimaphänomen erneut auf, und momentan sieht es wieder nach einem starken El Niño aus – was Klimaexperten mit Sorge auf die kommende Zeit blicken lässt.

«Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen fertig werden können.»

António Guterres, UNO-Generalsekretär

«Unser Klima implodiert schneller, als wir mit extremen Wetterereignissen, die jeden Winkel des Planeten treffen, fertig werden können», erklärte UNO-Generalsekretär António Guterres zu den Copernicus-Daten. Er forderte die Staats- und Regierungschefs zum Handeln auf. «Wir können das schlimmste Klimachaos immer noch verhindern – und wir haben keinen Moment zu verlieren.»

Die wissenschaftlichen Beweise seien überwältigend, sagte Copernicus-Vizedirektorin Burgess. «Wir werden weiterhin Klimarekorde sowie intensivere und häufigere extreme Wetterereignisse sehen, die sich auf Gesellschaft und Ökosysteme auswirken, bis wir aufhören, Treibhausgase auszustossen.» Das Jahr 2023 liege derzeit nur 0,01 Grad Celsius hinter dem aktuellen Rekordhalter 2016.

Die Ergebnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, die Milliarden von Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt nutzen. Das historische Klima können Klimaforscher unter anderem aus Baumringen, Luftblasen in Gletschern und Korallen rekonstruieren.

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