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Klaus-Michael Kühne
Reichster Einwohner der Schweiz will Hamburger Hafen retten

epa04591089 Klaus-Michael Kuehne, majority shareholder of logistics company Kuehne+Nagel and grandchild of the company's founder, attends the celebrations for the company's 125th anniversary in Bremen, Germany, 28 January 2015. Founded in 1890 in Bremen, the logistics company operates global these days and employs some 63,000 people.  EPA/INGO WAGNER
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Wann immer frische Ware per Containerschiff am Hamburger Hafen ankommt, ist auch die Stadt persönlich involviert: 69 Prozent der Anteile hält sie an der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), sie ist also sehr daran interessiert, dass der Handel floriert.

Handel hat in Hamburg seit Jahrhunderten Tradition, er hat einen festen Platz in der DNA der Stadt und in derjenigen vieler Einwohnerinnen und Einwohner. Wäre es da wirklich denkbar, dass die Stadt ihren Hafen verkauft? Der Aufschrei wäre vermutlich recht gross.

Dass solche Gedanken nun an der Elbe überhaupt kursieren, liegt an der wirtschaftlichen Lage des Hafens – und an Klaus-Michael Kühne: Der 86-jährige Milliardär lebt zwar in der Schweiz, ist seiner Heimatstadt aber immer noch sehr verbunden. So sehr, dass er nun in einem Interview dem «Hamburger Abendblatt» sagte, er wolle den Hafenbetreiber HHLA übernehmen.

Schon zweimal bei der Regierung angeklopft

Seit kurzem gilt Kühne mit einem geschätzten Vermögen von 36 Milliarden Franken als reichster Einwohner der Schweiz. Er profitierte wie kaum ein zweiter vom Logistikboom als Folge der Pandemie.

Bereits zweimal habe er dem Hamburger Senat – der Landesregierung – den Vorschlag unterbreitet, eine Mehrheitsbeteiligung an der HHLA zu erwerben. Ohne Erfolg, doch das Thema lässt ihn nicht los. «Ich überlege mir, ein offizielles Übernahmeangebot für die HHLA-Aktienmehrheit zu machen», sagte Kühne. Es gehe ihm nicht um Rendite, sondern darum, der Stadt zu helfen.

Der Retter in der Not zu sein, ist ein Phänomen, das Kühnes Investitionen schon oft begleitet haben. Er unterstützt viele Kultur- und Sportprojekte. In den Hamburger SV etwa pumpte er erst neulich weitere 30 Millionen Euro, da hatten die Fussballer gerade den Aufstieg in die Bundesliga zum wiederholten Male verpasst.

«Ich mache mir ernsthafte Sorgen um den Hafen. Er ist schlecht strukturiert, schlecht gemanagt.»

Klaus-Michael Kühne

Nun will er auch den Hafen davor bewahren, in die zweite Liga des maritimen Handels abzusteigen: Die Umschlagszahlen an der Elbe sind zuletzt eingebrochen, im ersten Halbjahr um fast 13 Prozent. Die Gewinne und Umsätze schrumpfen, während die europäische Konkurrenz in Amsterdam und Rotterdam immer weiter davonzieht, sogar Terminals ausbaut.

«Ich mache mir ernsthafte Sorgen um den Hafen», sagte Kühne dem «Abendblatt», «er ist schlecht strukturiert, schlecht gemanagt und kann mit der Konkurrenz in einigen Seehäfen nicht mithalten; es geschieht zu wenig, um leistungsfähiger zu werden.» Die Stadt lasse den Hafen verkümmern.

Kühne investiert auch in Schiff- und Luftfahrt

«Wir können bestätigen, dass der Senat nicht beabsichtigt, die Mehrheit der HHLA an Investoren zur Verfolgung privater Geschäftsinteressen zu verkaufen», teilte der Senat zu dem Vorstoss mit und fügte an: «Im Übrigen sieht der Senat davon ab, die politischen Einschätzungen von Herrn Kühne zu kommentieren.»

19.01.2023, Hamburg: Kräne und Container am Terminal Buchradkai im Hamburger Hafen. Foto: Georg Wendt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Georg Wendt)

Eine Sprecherin der HHLA teilt mit, man befinde sich in einer weltwirtschaftlich insgesamt schwierigen konjunkturellen Lage, trotzdem «steht die HHLA auf solider Basis und hat auch unter den aktuell herausfordernden Bedingungen ihre Resilienz unter Beweis gestellt».

Dass Kühne mit neuen Investitionsvorhaben liebäugelt, liegt auch an den Dividenden, die ihm seine anderen Geschäfte zuletzt eingebracht haben. Er besitzt neben dem Logistikkonzern Kühne + Nagel bereits 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd und 15 Prozent am Lufthansa-Konzern, ihm gehört quasi schon ein Teil Hamburgs, Immobilien kommen noch dazu.

«Dank der Rekorddividenden, die im vergangenen Jahr gezahlt wurden, würden wir gern eine grössere Investition tätigen. Dafür würde ein Hafenterminal sehr gut passen», sagte Kühne. Als potenzieller Käufer käme auch Hapag-Lloyd infrage.

Und dann gab er noch einen Vorgeschmack auf den Hafen der Zukunft: Man könnte grosse Reedereien stärker an Hamburg binden, wenn man ihnen Terminalbeteiligungen einräumen würde, sagte Klaus-Michael Kühne. Wie schwierig sich solche Beteiligungen in Deutschland gestalten können, damit hat die HHLA zuletzt mit der chinesischen Reederei Cosco allerdings ganz eigene Erfahrungen gemacht.