Kommentar zu Chat-GPTKünstliche Intelligenz sollte nur antworten, wenn jemand «Bitte» sagt
Sollte man Chat-GPT möglichst knapp formulierte Fragen stellen, um Strom zu sparen? Sicher nicht – umgekehrt!

Mit dem Anstand geht es rapide bergab. Das sieht man jeweils an der Bar, wenn der Pflock bellt: «Espresso Martini!» Kein «Grüezi», kein «Ich hätte gerne» und schon gar kein «Bitte». Das ist Kommunikation aufs absolute Minimum verknappt, effizienter geht es nicht. Unsympathischer auch nicht.
Der Pflock aber ist stolz und sieht sich bestätigt, wenn nun KI-Guru und Open-AI-Chef Sam Altman vermeldet, die Begriffe «Bitte» und «Danke» liessen den Energieverbrauch von Chat-GPT sagenhaft nach oben schnellen. Und kosten tut das auch – gemäss Altman «zig Millionen Dollar».
Trotzdem liegt er vollkommen falsch, der Pflock.
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Bitte, Danke, Entschuldigung machen den Alltag leichter
Denn die Welt braucht nicht weniger Höflichkeit, sondern mehr. Wenn zunehmend Dichtestress herrscht, funktioniert ein Miteinander nur, wenn sich alle ein wenig am Riemen reissen und über die allersimpelsten Umgangsformen Bescheid wissen. Zauberwörter wie Bitte, Danke, Entschuldigung sind das Schmiermittel des Zusammenlebens.
Deshalb sollte die künstliche Intelligenz den umgekehrten Weg gehen – und auf Fragen ohne Bitte gar nicht erst antworten. Wer das Zauberwort nicht gelernt hat, lernt es halt jetzt. Wie viel schöner könnte die Welt sein! Wenn der Pflock auf einmal Danke sagt! Oder sogar Entschuldigung!
Man muss nicht befürchten, wegen des Energieverbrauchs von zwei winzigen Wörtli dereinst für den Klimakollaps verantwortlich zu sein: Der weltweite Konsum von Pornos macht rund 27 Prozent des Datenverkehrs im Internet aus. Das entspricht etwa 80 Millionen Tonnen CO₂ pro Jahr, so viel, wie ungefähr alle Haushalte in Frankreich zusammen emittieren.
Selbst Altman findet, höflich zu sein, lohne sich. Womit er meinte: Wenn KI die Weltherrschaft übernimmt, erinnert sie sich sehr genau daran, wer einst freundlich zu ihr war. Und wer der Pflock.
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