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Weniger Kaufkraft
Inflation sinkt, aber die Preise bleiben hoch

Das Modissa-Haus an der Bahnhofstrasse 74

27.03.2023
(SILAS ZINDEL/TAGES-ANZEIGER)
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Zwei Mietzinserhöhungen in kurzer Folge, höhere Stromtarife und einen höheren Mehrwertsteuersatz: Alle Fachleute erwarteten eine erneut steigende Inflation am Jahresanfang 2024. Erst im Laufe des Jahres sollte die Inflation dann deutlich unter die 2-Prozent-Schwelle sinken, Inflationsraten unter 2 Prozent definiert die Schweizerische Nationalbank als Preisstabilität.

Doch nun meldet das Bundesamt für Statistik für den Januar bloss eine Jahresteuerung von 1,3 Prozent, also die Teuerung im Vergleich zum Januar 2023.

Die meisten Prognostiker lagen mit ihren Schätzungen zu hoch, erwartet wurden Inflationsraten zwischen 1,5 und mehr als 2 Prozent. Auch die Inflationsprognose der Schweizerischen Nationalbank, die im Dezember veröffentlicht wurde, erscheint als zu hoch: Für das 1. Quartal rechnete die SNB mit 1,8 Prozent. 

Dass die Inflation nun offenbar viel schneller zurückgeht als von der Nationalbank erwartet, schürt Erwartungen, dass die Währungshüter früher als erwartet den Leitzins senken könnten. «Es verschafft der SNB mehr Spielraum, um bereits bei ihrer Märzsitzung eine Lockerung der Geldpolitik in Betracht zu ziehen», sagt GianLuigi Mandruzzato, Ökonom der Bank EFG.

Eine solche vorgezogene Zinssenkung hätte zur Folge, dass die Zinsdifferenz zum Euroraum oder zu den USA zunehmen würde. Es wäre für Anleger attraktiver, in Euro oder Dollar statt in Franken zu investieren. Das schwächt den Franken. 

Nach Veröffentlichung der Januarinflation machte der Wechselkurs deshalb einen Sprung. Der Franken verlor gegenüber dem Euro sofort 0,5 Prozent, gegenüber dem Dollar 0,6 Prozent. 

Dass die Nationalbank den Leitzins vor der Europäischen Zentralbank und dem US-Fed senkt, ist allerdings noch höchst unsicher. Die Konjunktur in der Schweiz läuft deutlich besser als in der Eurozone, die Arbeitslosigkeit ist sehr tief. Ein Vorpreschen der Nationalbank mit Zinssenkungen drängt sich daher nicht auf.

Ein Kühlregal mit verschiedenen Milchprodukten in einer Lidl Filiale in der Schweiz.

Für die Konsumentinnen und Konsumenten ist es eine gute Nachricht, dass die Inflationsrate im Januar tiefer ausgefallen ist als erwartet. Aber wenn die Inflationsrate von 1,7 auf 1,3 sinkt, heisst das nicht, dass der Einkauf im Supermarkt billiger wird. Es bedeutet lediglich, dass die Preise etwas weniger schnell steigen. 

Und die relativ tiefe Jahresteuerung verdeckt, dass viele lebensnotwendige Waren und Dienstleistungen in den letzten fünf Jahren viel teurer geworden sind. Vergleicht man die aktuellen Preise mit jenen im Januar 2019, sieht das Bild für Konsumentinnen und Konsumenten viel schlechter aus. Wer keine deutliche Lohnerhöhung erhalten hat, hat viel Kaufkraft eingebüsst.

Der Warenkorb für den Landesindex der Konsumentenpreise ist um 6 Prozent teurer, Brot um mehr als 8 Prozent, Teigwaren um 18 Prozent. Strom und Gas um mehr als die Hälfte teurer und das Fliegen um 32 Prozent. 

Für Konsumentinnen und Konsumenten ändert die tiefere Inflationsrate im Januar damit wenig. Sie verlieren nach wie vor an Kaufkraft, immerhin etwas langsamer als in letzter Zeit.