Fakten zum WeltkatzentagKatzen: Verschmust, vertraut – aber oft unverstanden
Kein Haustier lebt öfter und enger mit Menschen zusammen. Aber nicht jede gefühlte Wahrheit über die Tiere hält einer Überprüfung stand. Ein Faktencheck.
Die Katze ist das beliebteste Haustier in der Schweiz. Man kennt sich also, sollte man meinen. Aber viele menschliche Gewissheiten stellen sich bei näherem Hinsehen als Halbwahrheiten heraus. Einige Mieze-Fakten zum Weltkatzentag am 8. August im Check:
Katzen können im Dunkeln sehen
Stimmt mehr oder weniger. In der Netzhaut des Auges sind bestimmte Sinneszellen für die Wahrnehmung von Helligkeit zuständig: die Stäbchen. Diese werden erregt, wenn Licht durch die Pupille ins Auge fällt. Eine Katze hat wesentlich mehr Stäbchen als der Mensch, sie ist auf den Hell-Dunkel-Kontrast spezialisiert. Sie benötigt nur etwa ein Sechstel der Lichtmenge des menschlichen Auges, um noch etwas zu sehen.
Ausserdem verfügen Katzenaugen über ein weiteres Merkmal, das für die optimale Ausnutzung von Licht in der Dämmerung sorgt: das Tapetum lucidum (Deutsch: leuchtender Teppich). Dies ist eine Struktur in der Aderhaut des Auges, die das einfallende Licht wie ein Spiegel reflektiert. Das wiederum verstärkt die Erregung der Stäbchen. Ist es allerdings vollkommen dunkel, sind auch Katzenaugen überfordert – und die Mieze muss sich anders orientieren.
Katzen zeigen schnurrend ihr Wohlbefinden
Stimmt teilweise. Tatsächlich ist Schnurren für Katzen ein wichtiges Kommunikationsmittel, bestätigt Fachtierärztin Dunia Thiesen-Moussa beim Industrieverband Heimtierbedarf. Allerdings sei das nicht immer ein Zeichen von Wohlbefinden: «Katzen schnurren auch bei Angst, wenn sie Schmerzen haben oder wenn sie ihren Sozialpartner beschwichtigen wollen», so die Expertin. Für Menschen seien die Laute nicht immer klar einzuordnen. Deshalb gelte es, das ganze Verhalten des Haustieres in den Blick zu nehmen. Weil beim Schnurren Frequenzen von 20 bis 30 Hertz erzeugt werden, würden zudem Vibrationen im Körper entstehen, so der Fachverband. So werde die Muskulatur stimuliert und womöglich die Heilung von verletzten Knochen und Gelenken unterstützt. Und beruhigend wirken die brummenden Töne natürlich auch – für Mensch und Tier.
Katzen landen immer auf den Pfoten
Stimmt teilweise. Katzen haben einen besonderen Reflex, der dafür sorgt, dass sie ihren Körper im freien Fall um die eigene Achse drehen können – zuerst den vorderen Teil, dann den Hinterleib. Der sogenannte Stellreflex sorgt dafür, dass sie problemlos mit den Pfoten aufkommen können. So schafft es das Tier, sich in weniger als einer halben Sekunde aus der Rückenlage zu drehen. Der Schwanz steuert gegen und stabilisiert die Position. Anschliessend streckt die Katze die Pfoten von sich und vergrössert damit ihre Körperfläche, was für einen grösseren Luftwiderstand sorgt. So gleitet sie dem Boden entgegen.
Zusätzlich können ihre geschmeidigen Gelenke den Aufprall gut abfedern. Allerdings reicht die Höhe nicht immer für die Drehung und Landung auf den Pfoten aus. Bei Stürzen aus zwei bis drei Metern können sich Katzen deshalb schwer verletzen.
Katzen sind wasserscheu
Stimmt nicht ganz. Die sprichwörtliche «Katzenwäsche» ist für Menschen kurz und mit möglichst wenig Wassernutzung verbunden – weil die tierischen Freunde sich eben auch am liebsten ohne ein Vollbad reinigen. Die meisten Hauskatzen sind wirklich wasserscheu. Als Ursache wird vermutet, dass sie mit vollgesogenem Fell weniger beweglich sind und somit Fluchtreflexe nicht mehr funktionieren, so das Portal Tiermedizin. Zudem seien ihren Urahnen Wüstentiere – Wasser also eher ein fremdes Element.
Es gibt allerdings auch Schwimmfreunde unter den Katzen: Die Fischkatze Südasiens lebt in Feuchtgebieten, Van-Katzen sind sogar als türkische Schwimmkatzen bekannt, weil sie gern angeln und planschen.
Hund und Katz verstehen sich nicht
Stimmt. Zumindest im Wortsinn. Denn sie bedienen sich unterschiedlicher Körpersprachen. So drücken Hunde mit einem Schwanzwedeln eher Freude aus, Katzen hingegen drohen mit dieser Geste einen Angriff an, berichten etwa Tierfreunde von der Katzenhilfe Westerwald. Das behagliche Schnurren einer Katze kann vom Hund auch als aggressives Knurren gedeutet werden. Der Hund bellt freudig, die Katze sieht sich bedroht. Und dennoch können sich die Tiere aneinander gewöhnen, wenn sie sich im selben Zuhause wiederfinden – genau wie Menschen, die zusammenziehen.
DPA/oli
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