Kachelmanns WetterBis 30 Grad in Föhntälern – und das Anfang April!
Jörg Kachelmann prognostiziert ein «fast ausserirdisch anmutendes kommendes Wochenende mit einer Luftmasse, die es so seit über 100 Jahren bei uns in dieser Jahreszeit nicht mehr gegeben hat».
Wir haben bisher den wärmsten Jahresanfang seit Beginn der Messungen erlebt und die wilden Ostertage mit Föhn, Saharastaub und Lawinen überstanden und schnallen uns schon mal an für ein fast ausserirdisch anmutendes kommendes Wochenende mit einer Luftmasse, die es so seit über 100 Jahren bei uns in dieser Jahreszeit nicht mehr gegeben hat.
Wie immer gibt es vier, fünf Tage im Voraus noch kleine Unsicherheiten, aber wir müssen für den Samstag (eventuell auch noch für den Sonntag und Montag) von folgenden Rahmenbedingungen ausgehen:
Die Temperatur auf 1500 m Höhe steigt auf 15 bis 20 Grad.
Damit wird es dort um die 15 Grad wärmer sein als um diese Jahreszeit üblich.
Damit sind in den Bergen Rekorde programmiert, nicht unbedingt für den gesamten Monat (Ende April kann es üblicherweise schon deutlich wärmer sein), sicher aber für die erste Monatsdekade. Die grosse Frage (Sie ahnen es schon, weil ich mit der Temperatur auf 1500 m herumhantiere): Was bedeutet das für das Flachland?
Die Sonne allein wird es nicht reissen
Im Hochsommer ist die Frage einfach zu beantworten: Die Sonne scheint lange, Inversionen werden tagsüber weggebraten, wir können bei einer Temperatur von 20 Grad auf 1500 m 12 bis 15 Grad draufschlagen, wir würden also im Juli schreiben: Es wird am kommenden Wochenende 30 bis 35 Grad heiss im Flachland.
Aber es ist Anfang April, Temperaturinversionen spielen immer noch eine Rolle und es bräuchte Wind, um die Wärme von oben vollständig nach unten durchzumischen, die Sonne allein wird es nicht reissen. Nun sieht es für das kommende Wochenende nach einer mässigen Föhnlage aus, das heisst, wir haben im Mittelland mit einer kühleren Dunstschicht zu tun, womöglich auch Schleierwolken in der Höhe – das ergibt dann die Chance auf Werte um die 25 Grad und vielleicht ein bisschen darüber, wenn man solche Werte Anfang April als positiv sehen will.
In den Föhntälern ist die Geschichte anders, dort wird die bodennahe Kaltluft durch den Wind weggeräumt, wir können dort mit einem Grad pro 100 Meter und einem kleinen Zustand durch die Sonneneinstrahlung rechnen, also formulieren wir unsere einstweilige Vorhersage für den Samstag so: Auf 1500 m Höhe um die 20, in den Niederungen um die 25, in den Föhntälern örtlich um die 30 Grad.
Solche Aprilwerte sind beunruhigend
Der Klimawandel macht, dass so etwas nun schon in den ersten Apriltagen möglich ist, was beunruhigend ist für den Hochsommer – wenn man das extrapoliert, bedeutet das, dass man auch in der Schweiz in naher Zukunft irgendwo in der Nähe von 45 Grad landen kann, wenn Luftmasse und Wetterlage perfekt zusammenpassen.
In den letzten 100 Jahren war ein Tag ähnlich wild, aber mangels Klimawandel eben erst später im Monat, was dazu führte, dass es auch im Flachland wärmer werden konnte: Am 17. April 1934 gab es in Zürich 28,6 Grad, in Binningen BL (was bis heute immer als «Basel» verkauft wird) 29,0 und in Bern 22,8. Die Rigi mass damals 14,3 Grad, die Luftmasse war also etwas kühler als das, was wir zum kommenden Wochenende erwarten – 11 Tage früher im Monat.
Morgen gibt es ein Update zum Thema.
Jörg Kachelmann ist Meteorologe bei Kachelmannwetter.com. Er schreibt hier in den nächsten Tagen in loser Folge über das Wetter, Wetterphänomene und Wettermythen.
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