Wert von 200 Millionen DollarJustin Bieber ist der nächste Star, der seine Musikrechte verkaufen will
Der Kanadier reiht sich ein in eine wachsende Riege von bekannten Musikern wie Bob Dylan und Bruce Springsteen. Aber warum trennen sich Musikgrössen von ihren Rechten?

Der ehemalige Teenie-Schwarm Justin Bieber ist das Rampenlicht in der Klatschpresse gewohnt. Jetzt interessieren sich aber plötzlich die Wirtschaftsmedien für den 28-Jährigen. Nicht nur nimmt die Kleiderkette H&M eine Modelinie von Bieber aus dem Sortiment, nachdem der Sänger in den sozialen Medien einzelne Stücke der Kollektion als Müll bezeichnet hat. Bieber soll auch kurz vor dem Abschluss eines lukrativen Verkaufs seiner Musikrechte stehen.
Wie das «Wall Street Journal» berichtet, soll Bieber mit der Investmentfirma Hipgnosis Songs Capital über ein Geschäft verhandeln, das seine Rechte an Musikstücken mit «rund 200 Millionen Dollar» bewertet. Es wäre die bisher grösste Übernahme des Unternehmens. Anfang Jahr hat Hipgnosis bereits die Rechte am Liedkatalog von US-Musikstar Justin Timberlake für 100 Millionen Dollar erworben.
Hipgnosis arbeitet dabei mit Blackstone zusammen. Die US-Firma ist einer der weltgrössten Investoren in Kapitalanlagen, die nicht zu den traditionellen Finanzprodukten gehören. Beide Unternehmen kündigten im Oktober eine Partnerschaft an, um rund 1 Milliarde Dollar in den Erwerb von Musikrechten und die Verwaltung von Katalogen zu investieren.
Schwierige Zeiten für Bieber
Die Neuigkeiten sickerten während einer schwierigen Zeit für Bieber durch: Im Juni gab der Popstar bekannt, dass bei ihm das Ramsay-Hunt-Syndrom diagnostiziert wurde. Dadurch ist eine Hälfte seines Gesichts gelähmt, weshalb er seine anstehende Welttournee verschiebt. Am 18. Januar 2023 wäre ein Auftritt im Zürcher Hallenstadion vorgesehen gewesen.
Bieber wurde im Alter von 13 Jahren durch den Erfolg seines Stücks «Baby» berühmt. Im vergangenen Jahr landete er gemessen an den Einnahmen auf Rang acht der weltweit erfolgreichsten Musiker, wie dem aktuellen Jahresbericht des Weltverbands der Phonoindustrie zu entnehmen ist.
Der Deal soll die Urheberrechte für das Liederschreiben und die Komposition umfassen, also für die Melodien und die Texte. Obwohl diese Verlagsrechte oft nicht so viel wert sind wie die eigentlichen Aufnahmen, können sie im Lauf der Zeit zu beträchtlichen Einnahmen durch Radioproduktionen, Werbung, Filmlizenzen und mehr führen.
Womit Künstler heute ihr Geld verdienen
Die Digitalisierung zwingt bekannte Musiker dazu, sich auf neue Geschäfte einzulassen. Noch vor mehr als zehn Jahren verdienten die Künstler ihr Geld mit CD-Verkäufen und Konzerten. Heute hören Fans die Musik über Streamingdienste wie Spotify und Apple Music. Streaming machte im vergangenen Jahr 65 Prozent am weltweiten Gesamtumsatz der Musikindustrie von knapp 26 Milliarden Dollar aus.
«Streaming hat für Stabilität gesorgt. Der Schlüssel ist, dass das Geschäft berechenbar geworden ist», sagte der ehemalige Musikmanager Guillermo Page gegenüber dem Portal Yahoo Finance. Heute unterrichtet er an der Universität Miami zum Musikgeschäft und der Unterhaltungsindustrie.
«Die Investoren können auf die Zukunft dieses Geschäfts vertrauen, weil es wächst», so Page weiter. Falle die Ungewissheit weg, öffne sich eine neue Tür für Investoren, die sich diese Vermögenswerte aneignen wollten.
500 Millionen Dollar für Springsteen
Die Medaille hat jedoch auch eine andere Seite: Für die Künstler bleibt je nach Streaminganbieter unter dem Strich wenig Ertrag übrig. Ein Verkauf ihres Werks zu einem Pauschalpreis bringt ihnen deshalb mehr ein.
Das zeigen die Beispiele von weiteren bekannten Musikern, die sich von ihren Rechten getrennt haben: Im Dezember 2021 verkaufte Bruce Springsteen sowohl die Endbearbeitungen seiner Songs als auch seine Verlagsrechte an Sony Music, was dem Vernehmen nach einen Wert von mehr als 500 Millionen Dollar hatte. Die Red Hot Chili Peppers veräusserten im selben Jahr die Rechte an ihrem Songkatalog für angeblich 150 Millionen Dollar.

Im Jahr 2020 verkaufte Literaturnobelpreisträger Bob Dylan die Urheberrechte an mehr als 600 Liedern an die Universal Music Group. Die «New York Times» schätzte damals den Verkaufswert auf über 300 Millionen Dollar. Zuvor hatte Sängerin Stevie Nicks einen Grossteil ihres Werks für 100 Millionen Dollar verkauft.
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