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Überflieger in der Politik
Jung und schon Regierungschef

Ein jugendliches Image gehört bei ihm dazu: Nayib Bukele. 
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Sanna Marin, Lichtgestalt der Frauenbewegung

Vorsitzende einer Frauenregierung: Sanna Marin, Ministerpräsidentin Finnlands.

Finnland ist eine Ausnahme in der männerdominierten Politik. Die Regierung ist mehrheitlich weiblich und jung. Alle fünf Regierungsparteien werden von Frauen angeführt, und vier dieser fünf Frauen sind Mitte 30. Regierungschefin ist Sanna Marin. Die 36-Jährige wird im Dezember 2019 in dieses Amt gewählt, zuvor wirkte sie als Verkehrsministerin. Marin ist die grosse Hoffnung der finnischen Sozialdemokraten und eine Lichtgestalt der internationalen Frauenbewegung.

Marin stammt aus einer Arbeiterfamilie. Leicht hat sie es nicht als Kind. Die Eltern trennen sich, als sie noch klein ist. Der Vater ist Alkoholiker. Mutter und Tochter ziehen oft um. Später verliebt sich die Mutter in eine Frau. Sanna Marin lebt fortan in einer Regenbogenfamilie. Ihren Erfolg im Leben, sagt sie in einem Interview, «verdanke ich dem finnischen Wohlfahrtsstaat». Als sie 20 Jahre alt ist, beginnt sie, sich politisch zu engagieren. Ihre Themen sind Umwelt- und Klimaschutz sowie soziale Gleichheit und Sozialstaat.

2017 beendet sie ihr Studium der Verwaltungswissenschaften. Innert weniger Jahre legt sie eine steile Karriere in der Politik hin. Im Februar 2021 ziert Marin das Cover von «Time». Das US-Magazin hat sie in eine Top-100-Liste der weltweit vielversprechendsten Führungskräfte aufgenommen.

Erstmals für negative Schlagzeilen sorgt Marin vor ein paar Wochen. Es wird publik, dass sie – unter Missachtung der Corona-Regeln der eigenen Regierung – an einer Party war. Sie räumt den «schweren Fehler» ein und entschuldigt sich bei den Finninnen und Finnen. Der Fehltritt der jungen Regierungschefin hat keine politischen Konsequenzen, sie gibt kaum Anlass zu Kritik. Wohl auch deshalb, weil das 5,5-Millionen-Land in Europas Norden bisher mit rund 1450 Toten vergleichsweise sehr gut durch die Pandemie kommt.

Jacinda Ardern – ein globaler Polit-Star

Fulminanter Start, zuletzt aber in der Kritik: Jacinda Ardern. 

Jacinda Ardern war gerade einmal 37 Jahre alt, als sie im Herbst 2017 Premierministerin von Neuseeland wurde. Ihr offenes, nahbares Auftreten machte sie zu einem globalen Polit-Star. Während ihrer Präsidentschaft nahm sie sechs Wochen Mutterschaftsurlaub, ein wichtiges Zeichen für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gerade während Krisen strahlte Ardern eine Ruhe aus, die ihr den Ruf als besonnene und moderne Politikerin einbrachten. Nach dem Terroranschlag in Christchurch 2019 vereinte sie ihr Land und nahm die muslimische Minderheit in Schutz.

Als im vergangenen Jahr die Pandemie in Neuseeland einfiel, schottete Ardern ihr Land ab. Die Menschen folgten ihr – im Herbst 2020 wurden Ardern und die Labour-Partei als Regierungspartei wiedergewählt. Lange Zeit galt Neuseeland als ein globales Vorbild in Sachen Corona-Politik.

Zuletzt ist die heute 41-Jährige auf dem Boden der Realität angekommen. Zeitweise fehlten Impfstoffe, das Impfzertifikat wurde erst mit monatelanger Verspätung eingeführt. Weil die Delta-Variante auch in Neuseeland wütete, musste Ardern Auckland 107 Tage in den Lockdown schicken. Vor einigen Tagen meldete Neuseeland seinen ersten Omikron-Fall. Für die Weihnachtszeit hat sie einige Lockerungen vorgesehen, die internationalen Grenzen sollen aber geschlossen bleiben.

Nayib Bukele, der Bitcoin-Präsident

Jung, cool, autokratisch: Nayib Bukele, Präsident von El Salvador. 

Bei Nayib Bukele gehört das Jungsein zum politischen Programm. Der Präsident von El Salvador trägt gern Sonnenbrille, Lederjacke und ein umgekehrtes Baseball-Cap. In den sozialen Medien inszeniert sich der 40-Jährige wie ein Influencer, postet aufwendig produzierte Videos.

In der Bevölkerung ist der Präsident nicht nur wegen seiner lockeren Art beliebt, sondern weil er mit voller Härte gegen die Jugendbanden vorgeht, die El Salvador terrorisieren. Gefeiert wird Bukele auch in der Bitcoin-Fangemeinde. Auf seine Initiative hin hat das Parlament ein Bitcoin-Gesetz abgesegnet, das die Digitalwährung zum gesetzlichen Zahlungsmittel wird.

Bukele ist jung, cool, innovativ – und ein Autokrat. Als das Parlament im vergangenen Jahr einen Kredit zurückweisen will, stürmt der Staatschef mit schwer bewaffneten Soldaten und Sicherheitskräften in Zivil die laufende Parlamentssitzung. Auch die Justiz bringt er auf Kurs. Im Mai hat das von Bukeles Partei Nuevas Ideas («neue Ideen») dominierte Parlament kritische Verfassungsrichter sowie den Generalstaatsanwalt durch Parteisoldaten abgesetzt. Diese zeigen sich auch gleich erkenntlich: Sie ermöglichen Bukele, 2024 nochmals anzutreten. Die direkte Wiederwahl des Präsidenten war zuvor nicht vorgesehen.

Bukeles Missachtung demokratischer Spielregeln wurde breit verurteilt. Er selber nimmt kritische Stimmen aber nicht sonderlich ernst. Zwischenzeitlich wechselte er seine Twitter-Biografie (momentan: «CEO von El Salvador») auf «Der coolste Diktator der Welt».

Kim Jong-un, gnadenloser Nachwuchsdiktator

Seit zehn Jahren an der Macht: Kim Jong-un besichtigt im vergangenen November in Samjiyon ein Stadtentwicklungsprojekt.

Der Tod von Kim Jong-il weckt Hoffnung. Der «Geliebte Führer» von Nordkorea stirbt am 17. Dezember 2011 an einem Herzinfarkt. Im Westen erwartet man, dass sein Sohn Kim Jong-un, der neue «Oberste Führer», Reformen anstösst. Nur schon wegen seiner Schulzeit in der Nähe von Bern, wo er eine offene und demokratische Gesellschaft erlebt hat.

Das Gegenteil tritt ein. Während im steinzeitkommunistischen Nordkorea fast immer Hunger herrscht, lebt die Diktatorendynastie in Saus und Braus – und das soll so bleiben. Im Kinderzimmer des kleinen Thronfolgers gibt es mehr Spielzeug als in jedem europäischen Fachgeschäft. An der Hüfte trägt der Knirps einen 45-Colt, natürlich geladen mit scharfer Munition.

Der heute 34-jährige Nachwuchsdiktator setzt alles daran, dass seine Familie an der Macht bleibt, weshalb er Angst und Schrecken verbreitet. 2013 lässt Kim Jong-un seinen Onkel und früheren Politbüro-Mentor Jang Song-thaek «wegen konterrevolutionärer Akte» hinrichten. Auch sonst wacht Kim darüber, dass kein alter Apparatschik oder General zu mächtig wird.

Gleichzeitig braucht Kim Jong-un starke Freunde. Er reist mehrmals mit dem Zug nach Peking, wo er die Gunst von Staatschef Xi Jinping gewinnt. US-Präsident Donald Trump dagegen lullt er ein. Sein Atomarsenal ist die Lebensversicherung für Regime und Dynastie – und Abrüstung ein No-go.

Sebastian Kurz, der entzauberte Wunderwuzzi

Zweimal Kurzzeitkanzler: Sebastian Kurz bei seinem Rücktritt als Regierungschef Österreichs am 9. Oktober 2021.

Ende November wird Sebastian Kurz erstmals Vater. Ein paar Tage später tritt er vor die Medien, um seinen vollständigen Rückzug aus der Politik bekannt zu geben. Die Geburt seines Sohnes Konstantin habe alles verändert, sagt Kurz. Er erklärt aber auch, dass seine Begeisterung für die Politik kleiner geworden sei. Der Grund dafür sind die gegen ihn gerichteten «Vorwürfe, Anschuldigungen, Unterstellungen und Verfahren».

Die Ermittlungen wegen Untreue, Bestechung und Bestechlichkeit dürften lange dauern, möglicherweise Jahre. Mit erst 35 Jahren muss Kurz einsehen, dass seine Karriere nicht mehr zu retten ist. Der Wunderwuzzi ist entzaubert, es endet eine der erstaunlichsten Laufbahnen in der österreichischen Politik. Kurz war ein grosses Talent mit dem Instinkt eines Machtpolitikers, auch ein glänzender Vermarkter seiner Person.

Kurz, Sohn eines Ingenieurs und einer Lehrerin, erlangt 2010 landesweite Bekanntheit, als er als Chef der ÖVP-Jugend im Landtagswahlkampf in Wien eine schrille «Geilomobil»-Kampagne lanciert. Danach geht es Schlag auf Schlag: 2011 wird Kurz Integrationsstaatssekretär und zwei Jahre später – als 27-Jähriger – der jüngste Aussenminister der Welt. Gleichzeitig ist er Minister für Integration. Er weiss sich zu profilieren.

In den Folgejahren organisieren er und seine Getreuen die Übernahme der eigenen Partei, der ÖVP – und damit den Aufstieg ins Kanzleramt. Zweimal triumphiert die «Liste Sebastian Kurz» bei den Parlamentswahlen, und zweimal amtiert Kurz als Regierungschef: von Dezember 2017 bis Mai 2019 sowie von Oktober 2020 bis Oktober 2021. In Erinnerung bleibt Kurz als doppelter Kurzzeitkanzler, der über Korruptionsvorwürfe stolperte.

Michail Saakaschwili, cholerisch und selbstverliebt

Anführer der Rosenrevolution in Georgien: Michail Saakaschwili im Wahlkampf im November 2003.

Er wirkt wie ein zu gross geratener Lausbub, als er 2003 das georgische Parlament stürmt. Der damals 36-jährige Anführer der Rosenrevolution jagt die alte Garde um den greisen Eduard Schewardnadse kurzerhand aus dem Amt. Bei den folgenden Neuwahlen gewinnt Michail Saakaschwili mit 96 Prozent der Stimmen triumphal.

Das georgische Volk ist begeistert von dem Mann, der die Korruption zerschlagen und das Land vom Sowjetmief befreien möchte. In perfektem Englisch erklärt Saakaschwili, er wolle sein Land nach Westen ausrichten. Dabei hat er zunächst durchaus Erfolg: Die Korruption wird massiv gesenkt und das Investitionsklima deutlich verbessert.

Doch sein cholerischer Charakter und seine Selbstverliebtheit kommen ihm immer wieder in die Quere. Er zerstreitet sich mit den Partnern und geht gegen jede Opposition vor, zur Not auch mit Gewalt. 2008 greift er das abtrünnige Gebiet Südossetien an. Russland stellt sich hinter seinen Schützling und bereitet Tiflis eine massive Niederlage.

Schliesslich erhebt die neue Regierung Anklage gegen Saakaschwili – wegen Machtmissbrauch und Korruption. Saakaschwili wird zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Er flieht in die Ukraine, wo er bei den Reformen helfen soll. Doch auch dort zerstreitet sich Saakaschwili mit allen. Im Oktober 2021 kehrt er überraschend nach Georgien zurück. Er wird umgehend festgenommen und beginnt einen 50-tägigen Hungerstreik. Doch weder die Georgier noch die Welt eilen ihm zu Hilfe.

Thomas Sankara, der Putschist im Renault 5

Eine panafrikanische Ikone: Thomas Sankara, Staatschef von Burkina Faso, in einer Aufnahme von 1986.

Thomas Sankara ist Kampfpilot und 33 Jahre alt, als er sich am 4. August 1983 in Obervolta an die Macht putscht. Als Erstes tauft er sein Land um in Burkina Faso, das «Land der Aufrechten». Die neue Nationalhymne komponiert er gleich selbst, er ist ein begabter Gitarrist.

Präsident Sankara will seinen Mitbürgerinnen und -bürgern den postkolonialen Minderwertigkeitskomplex austreiben. Vor der UNO schimpft er über den Imperialismus und die Apartheid in Südafrika. Er verteilt Acker- und Weideland neu den armen Bauern, er führt landesweite Impfkampagnen durch. Und er steigert die Alphabetisierungsrate in seinen vier Regierungsjahren von 13 auf 73 Prozent, wie die NZZ schreibt.

Der charismatische Redner wagt sich an Tabus: Er verbietet die Beschneidung von Frauen, verurteilt die Vielehe, kämpft für Familienplanung und Gleichberechtigung. «Ich spreche im Namen aller Frauen weltweit, die unter einem System der Ausbeutung leiden, das Männer erzwungen haben.» In seiner Regierung besetzt er ungewöhnlich viele Stellen mit Frauen. Als einer der Ersten warnt er vor Aids.

Sankara weiss, wie man positive Publicity schafft: Er lässt die Mercedes-Flotte seiner Regierung verkaufen und weist die Minister an, künftig Renault 5 zu fahren, einen französischen Kleinwagen. Ihn selbst sieht man oft auf dem Velo.

Capitaine Sankara bewundert Fidel Castro, bezeichnet sich aber nicht als Sozialist, sondern als Patriot. Doch die Feinde, die seine Reformen ablehnen, sind nicht weit: die Reichen in den Städten und die alte politische Elite. Aber auch Amnesty International meldet sich und beschuldigt Sankaras Regierung, sie foltere politische Gegner.

Am 15. Oktober 1987 töten putschende Militärs den Präsidenten. Thomas Sankara wird zur panafrikanischen Ikone. 34 Jahre später, am 21. Oktober 2021, beginnt in Ouagadougou der Mordprozess. Angeklagt ist Blaise Compaoré. Sankaras einstiger Vertrauter und nach ihm langjähriger Staatspräsident geniesst jedoch Immunität und lebt im Exil in der Elfenbeinküste.

Muammar al-Ghadhafi, der Langzeitdespot

Bizarrer Auftritt: Muammar al-Ghadhafi am 1. September 2009 zum 40. Jahrestag seiner Machtübernahme.

Es ist der 20. Oktober 2011, als das Leben des Despoten Muammar al-Ghadhafi ein brutales Ende findet. In den Wirren der Revolte in Libyen wird Ghadhafi auf seiner Flucht in Sirte, seiner Geburtsstadt, von Aufständischen aufgespürt, geschlagen und getötet. Fotos seiner blutverschmierten Leiche gehen um die Welt. Die Regentschaft Ghadhafis ist nach über 40 Jahren nur noch Geschichte.

1969 putscht sich der charismatische Offizier gegen König Idris I. an die Macht – da ist Ghadhafi erst 27 Jahre alt. In seinem «Grünen Buch» propagiert der Revolutionsführer ein Gegenmodell zu Kapitalismus und Kommunismus. Letztlich etabliert Ghadhafi mit der «Grossen Sozialistischen Libysch-Arabischen Volksrepublik» nichts anderes als einen Tyrannenstaat. Oppositionelle lässt er einsperren oder hinrichten.

Der Ölreichtum seines Landes sichert dem Despoten schier unbegrenzte Mittel. Er finanziert Terroraktionen in aller Welt und legt sich mit den USA an. Unverletzt entkommt er 1986 in Tripolis einem Bombardement der USA. Die Reagan-Regierung sieht in Libyen den Urheber eines Attentats auf US-Soldaten in Berlin.

Nach Jahren der internationalen Isolation Libyens wird Ghadhafi wieder von vielen Mächtigen hofiert. Ghadhafi ist zunehmend ein selbstherrlicher, exzentrischer Diktator. Er residiert in luxuriösen Wüstenzelten, trägt Fantasieuniformen und lässt sich von einer Amazonen-Garde beschützen. Der Besuch bei seinem italienischen Freund, Premier Silvio Berlusconi, in Rom wird zum Spektakel.

Als 2011 der Arabische Frühling auch Libyen erreicht, verhält sich Ghadhafi starrsinnig. Er lebt längst in einer eigenen Realität. Bizarre Auftritte mit abstrusen Reden läuten im Sommer 2011 das Ende seiner Macht ein. Nach seiner Flucht aus Tripolis überlebt der Despot noch ein paar Monate. Seit Ghadhafis Tod vor zehn Jahren steckt Libyen in einer tiefen Krise, in der Gewalt und Chaos das Land prägen.

John F. Kennedy, der erste politische Popstar

«Ich bin ein Berliner»: US-Präsident John F. Kennedy in seiner berühmten Rede am 26. Juni 1963 in West-Berlin.

Er ist die Ikone des jungen Hoffnungsträgers. Als John F. Kennedy am 20. Januar 1961 vereidigt wird, ist er mit 43 Jahren der jüngste je ins Amt gewählte US-Präsident. Es ist ein Neuanfang, die unmittelbare Nachkriegszeit ist vorbei. Kennedy will zu neuen Grenzen aufbrechen. «Frage nicht, was dein Land für dich tun kann – frage, was du für dein Land tun kannst», sagt der junge Präsident zum amerikanischen Volk . Wenige Wochen später kündigt er an, dass die USA noch vor Ende des Jahrzehnts einen Mann auf den Mond und heil wieder zurückbringen werden, «nicht weil es leicht ist, sondern weil es schwierig ist». Es ist der Startschuss in die bewegten 1960er-Jahre.

Mit jugendlichem Charisma und einnehmender Rhetorik wird Kennedy zum politischen Popstar, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Sein Image kultiviert er mit – damals noch unüblichen – Fernsehauftritten zusammen mit seiner eleganten Frau Jackie Lee Bouvier und den kleinen Kindern Caroline und Sohn John Jr. Nun haben auch die Amerikanerinnen und Amerikaner ihre Royals.

In Kennedys nur 1036 Tage währender Amtszeit erreicht der Kalte Krieg seinen Höhepunkt. In Berlin wird 1961 die Mauer gebaut, sowjetische und amerikanische Panzer stehen sich direkt gegenüber. In der Kubakrise ein Jahr später geraten die beiden Supermächte an den Rand des Atomkriegs. Kennedy agiert besonnen, sein Management der Kubakrise wird zum Meisterstück.

Was Kennedy in Vietnam vorhat, bleibt umstritten, bis zuletzt widerspricht er sich selbst, sogar in ein und demselben Interview. Für die beginnende Bürgerrechtsbewegung in den USA zeigt der Präsident aus wohlhabendem Haus dagegen Verständnis.

Seine Ermordung schockiert die Welt. Angehörige jener Generation, die es erlebt haben, wissen, wann und wo sie vom Attentat am 22. November 1963 erfahren haben. Mit Kennedys gewaltsamem Tod in Dallas, Texas, beginnt der Mythos JFK, der bis heute nachwirkt.

Ruth Metzler, jung gewählt und jung abgewählt

Nur vier Jahre im Bundesrat: Ruth Metzler nach der Abwahl am 10. Dezember 2003 im Nationalratssaal.

Die Schweizer Antwort auf John F. Kennedy ist Ruth Metzler. So zumindest sieht es 1999 Ulrich Giezendanner, Fuhrmann aus dem Kanton Aargau und SVP-Nationalrat. Die Appenzeller Regierungsrätin ist Kandidatin der CVP für den Bundesrat. Die damals erst 34-jährige Metzler beeindruckt die SVP-Bundeshausfraktion beim Hearing weit mehr als Rita Roos, die andere CVP-Kandidatin. Danach spricht in der Wandelhalle ein begeisterter Nationalrat Giezendanner in die Fernsehkameras: «Ich favorisiere Frau Metzler.» Sie erinnere ihn mit ihrer Jugend und ihrem Auftritt an John F. Kennedy.

Die Vereinigte Bundesversammlung wählt Ruth Metzler am 11. März 1999, sie ist das jüngste Mitglied der Landesregierung seit 1875. Bundesrätin Metzler wird Justizministerin und sieht sich umgehend konfrontiert mit der Flüchtlingswelle im Gefolge des Kosovo-Kriegs.

Metzler ist eine erfolgreiche Magistratin, das Volk nimmt in den folgenden Jahren sämtliche 14 von ihrem Departement eingebrachten Vorlagen des Parlaments an. Ausserdem setzt sie die Verhandlungen zum Beitritt der Schweiz zu den Abkommen von Schengen und Dublin mit der EU durch.

Trotzdem wird Metzler 2003 als erst drittes Mitglied des Bundesrats abgewählt. Die Bundesversammlung gibt Giezendanners Parteikollege Christoph Blocher den Vorzug, nachdem Metzlers CVP ein schlechtes Wahlresultat eingefahren hat. Heute ist Ruth Metzler Dozentin, Managerin und hat ein Beratungs- und Kommunikationsunternehmen. Ausserdem ist sie Präsidentin der Stiftung der Päpstlichen Schweizergarde.