Reaktion auf Homeoffice-TrendJetzt kommt die Kantine für die Kinder
Die schweizweit tätige ZFV-Gruppe kauft die Kimi-Kinderkrippen. Für die Mensen-Betreiberin ist das eine Art Plan B. Denn das Geschäft mit Ausser-Haus-Mahlzeiten wird schwieriger.

Knusprige Käse-Spätzli oder Spinat-Lasagne: Das Essen, das die Knirpse in den Kimi-Krippen zum Zmittag serviert bekommen, wird vor Ort erwärmt. Gerüstet und gekocht wurde es zuvor in der Grossküche der Firma Tacadis in Glattbrugg. Beide Firmen, sowohl Kimi, mit 30 Krippen – so in Basel, Zürich oder im Aargau –, als auch die Tacadis hat die ZFV-Gruppe Ende August übernommen.
Mit dem Kauf der Kimi-Krippen betritt der ZFV ein kapitalintensives Feld. Wer Kitas betreibt, streicht selten hohe Gewinne ein. Die ZFV-Gruppe sieht dennoch Potenzial. «Wir wollen mittel- bis langfristig Familien- und Kinderangebote entwickeln», sagt Nadja Lang, Chefin der ZFV-Gruppe.
Der ZFV, der unter anderem für die SBB oder die Universitäten Zürich und Luzern Kantinen betreibt, wurde 1894 gegründet. Heute beschäftigt das Unternehmen rund 2000 Mitarbeitende an 190 Standorten und ist noch immer als Genossenschaft organisiert.

ZFV und Kimi stehen für ähnliche Werte – etwa Vereinbarkeit, Chancengleichheit und ausgewogene Ernährung. Sie sind in den gleichen Regionen der Schweiz tätig, und da beide «sozusagen Filialstrukturen mit ähnlichen Ressourcenthemen» hätten, gebe es «Schnittstellen im Backoffice-Bereich», sagt Lang. Sie will bei Kimi-Krippen vorerst wenig ändern. Alle 380 Mitarbeitenden bleiben an Bord. Kochen soll weiterhin das fünfköpfige Team von Tacadis.
Branche vor unsicherer Zukunft
Absichten, in die Kinderbetreuung einzusteigen, hegte der ZFV schon länger. Nun wirkt die Pandemie als Beschleuniger. Vor der Krise erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 285 Millionen Franken und einen Gewinn von 2,6 Millionen Franken. Dann brach der Umsatz auf rund 147 Millionen Franken ein. 2020 musste die Gruppe einen Verlust von 9,5 Millionen Franken hinnehmen.
2021 läuft es noch immer harzig. Denn wegen Homeoffice verkaufen Kantinen viel weniger Mittagsmenüs als noch vor der Krise, vor allem in den Firmen.
Auch wenn es in den Schulen und Universitäten wieder anzieht: Der ZFV steht vor einer unsicheren Zukunft. «Gesamthaft wird es nicht mehr so sein wie vor Corona», sagt Chefin Lang. Deshalb müssten sie ihr Geschäft stetig weiterentwickeln.
SV Group will mit Kindermenüs wachsen
Dabei ist die ZFV-Gruppe nicht die erste Mensen-Betreiberin, die Kinder in den Fokus nimmt. Die SV Group, neben der Compass Group und Eldora eine der Grossen (siehe Grafik), liefert bereits seit 2007 Mahlzeiten an Kitas, Horte, Mittagstische und Schulen.
Inzwischen sind es täglich rund 6000 Kindermenüs, die die SV Group an schweizweit 148 Standorten serviert. Und es sollen noch mehr werden. Doch bei der Verpflegung wird es bleiben. Ganze Kitas zu kaufen, komme, so eine Sprecherin, für die SV Group derzeit nicht infrage.
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