Einstiger StarunternehmerJack Ma gibt Kontrolle über Finanzkonzern Ant auf
Der in Ungnade gefallene Alibaba-Gründer zieht sich weiter aus seinem Onlineimperium zurück. Er hatte sich mit Chinas Mächtigen angelegt.
Es sollte einer der grössten Deals aller Zeiten werden, die Krönung einer steilen Unternehmerkarriere. Vor gut zwei Jahren wollte Jack Ma seinen Finanzkonzern Ant Financial an die Börse bringen und damit weitere Milliarden machen. Doch Ma fiel in Ungnade bei der chinesischen Staatsführung – und die sagte sein Megageschäft kurzerhand ab. Nun gibt der Internetmilliardär auch die Kontrolle über den Konzern ab, wie es am Wochenende hiess.
Über ein kompliziertes Beteiligungsgeflecht hatte Ma zwar nur zehn Prozent der Anteile, aber mehr als die Hälfte der Stimmrechte an Ant gehalten. Nun sollen seine Stimmrechte rechnerisch auf rund sechs Prozent reduziert werden, kein Anteilseigner hätte damit künftig die alleinige Kontrolle über das Unternehmen. Damit zieht sich Ma, der weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, weiter aus dem von ihm gegründeten Onlineimperium zurück.
Zu viel Macht, zu viel Kritik
Der 58-jährige frühere Englischlehrer aus Hangzhou in der Provinz Zhejiang war eine der schillerndsten Figuren während des Booms der chinesischen Internetwirtschaft in den 2000ern. Mit Alibaba baute er den führenden Onlinehändler der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt auf. Zwar gab er 2019 bereits die Führung von Alibaba ab, blieb jedoch das Gesicht der Unternehmensgruppe und expandierte in andere Geschäftsbereiche. Der zu Ant gehörende Zahlungsdienstleister Alipay etwa bedrohte mit rund einer Milliarde Nutzern zunehmend die staatliche Kontrolle über den Finanzsektor. Zudem erstaunte der selbstbewusste Gründer immer wieder mit unverblümter Kritik an der Staatsführung.
Im Oktober 2020 kam es schliesslich zum Eklat, als Ma der versammelten Parteielite bei einer Bankenkonferenz in Shanghai vorwarf, in ihren Marktreformen zu risikoscheu zu agieren. Damit hatte er den Bogen offenbar überspannt, Parteichef Xi Jinping höchstpersönlich soll den 30 Milliarden Euro schweren Börsengang von Ant in Hongkong in letzter Minute verboten haben. Die Behörden gingen unter anderem kartellrechtlich hart gegen Mas Firmen vor: Alibaba musste mehr als 2,5 Milliarden Euro Strafe zahlen, Ant die Verknüpfung von Alipay mit Dienstleistungen wie Vermögensverwaltung und Verbraucherkrediten trennen.
Die Probleme seiner Unternehmen haben Mas Vermögen auf gut 20 Milliarden Dollar halbiert.
Ma selbst verschwand monatelang komplett und taucht seither nur vereinzelt und mit harmlosen Botschaften in der Öffentlichkeit auf. Er soll gemäss Berichten die vergangenen Monate vorwiegend in Japan gelebt haben, wurde aber auch in Europa und zuletzt in Thailand gesehen. Die Probleme seiner Unternehmen haben sein Vermögen nach Zahlen des Magazins «Fortune» auf gut 20 Milliarden Dollar halbiert.
Die Behörden hatten jedoch zuletzt eine Abkehr von ihrem harten Kurs angedeutet, indem sie Ant eine milliardenschwere Kapitalerhöhung genehmigten. Hoffnungen, dass Ant demnächst einen neuerlichen Anlauf für einen Börsengang nehmen könnte, kommen jedoch zu früh. Nach der Änderung in der Kontrollstruktur von Ant ist das Unternehmen für mindestens ein Jahr für ein Listing in Hongkong gesperrt, auf dem Festland für bis zu drei Jahre.
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