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Jane Birkins Handtasche
It-Bag für die Ewigkeit

Eingängiges Design, hochwertige Qualität, Legenden um Wartelisten und persönliche Kaufeinladungen: Davon lebt der Mythos Birkin Bag, hier in olivgrüner Ausführung. 

Mit dem Tod der Schauspielerin Jane Birkin letzte Woche erfährt auch die ikonische Handtasche, die nach ihr benannt war, neue Aufmerksamkeit. Wobei die Hermès Birkin Bag etwas Kurzlebiges wie einen Hype nicht nötig hat, sie ist ein Klassiker, und als solcher steht sie über der Mode. Seit bald vierzig Jahren auf dem Markt, ist die Birkin Bag heute eine der begehrtesten Luxustaschen der Welt. 

Anfang der Achtzigerjahre, so will es die Entstehungslegende, nahm Jane Birkin auf einem Air-France-Flug von Paris nach London neben Hermès-Chef Jean-Louis Dumas Platz. Ob sie dabei tatsächlich in die Gunst eines unerwarteten Upgrades in die First Class gekommen war, wie es die Anekdote erzählt? Jedenfalls sassen die beiden nebeneinander, und als Jane Birkin den Weidenkorb, den sie damals gerne trug (und fashionable machte) im Gepäckfach verstauen wollte, purzelten ihre Siebensachen heraus, worauf Dumas witzelte, sie solle eine Tasche mit Innenfächern benutzen. Birkins Antwort: «An dem Tag, an dem Hermès eine praktische Alltagstasche herstellt, werde ich sie kaufen.»

Jane Birkin soll sich ein geräumiges Modell für junge Mütter wie sie gewünscht haben.

Noch auf dem Spuckbeutel sollen die beiden die ersten Skizzen für eine neue Ledertasche entworfen haben. Später schenkte der Hermès-Chef Birkin das fertige Exemplar, sie gab im Gegenzug ihren Namen her. 1984 verliess die erste Birkin Bag das Atelier für Sonderanfertigungen an der Rue du Faubourg Saint-Honoré in Paris, wo sie bis heute produziert wird – von Hand und ausschliesslich auf Bestellung.

Vier Grössen – und eine Schwester

Wie jede Designikone vereint die Birkin Bag Ästhetik und Funktionalität, denn nichts, was nur schön aussieht, hat das Zeug zum Klassiker. Eingängig schon ihre Silhouette: trapezförmig (nach oben wird die Tasche leicht schmaler) mit sanft gewölbter Oberkante. Stabil steht sie auf vier Füsschen und lässt sich weit öffnen, um darin zu kramen (Jane Birkin soll sich ein geräumiges Modell für junge Mütter wie sie gewünscht haben). Heute gibt es den Lederbeutel in vier Grössen von der kleinsten Birkin 25 bis zur Wochenend-Ausgabe Birkin 40. 

Charakteristisch ist auch das kleine Vorhängeschloss, mit der sich die Tasche verschliessen lässt – das Schlüsselchen baumelt im passenden Etui (der Clochette) an einem Lederriemen. Die Birkin Bag hat eine kleine grosse Schwester, die Kelly Bag (benannt nach Grace Kelly, spätere Fürstin von Monaco), beide sind einer im 19. Jahrhundert entworfenen Tasche aus dem Reitsport nachempfunden. 

Nur VIPs und treue Kundschaft kommen zum Zug

Jane Birkin schien mit dem Resultat sehr zufrieden, sie trat zeitlebens regelmässig mit einer schwarzen Birkin Bag auf. Diese pflegte sie erfrischend unkompliziert unter den Arm zu packen, anstatt sie in der Armbeuge zu tragen oder mit spitzen Fingern an den Henkeln auf Höhe der Knie an sich zu halten, wie das zum Beispiel Victoria Beckham gerne tut, die eine Sammlung von rund 100 Exemplaren besitzen soll.

Zum endgültigen Status als Modetrophäe verhalf der Birkin Bag um die Jahrtausendwende eine Episode in der Serie «Sex and the City», in der sich Samantha Jones mithilfe einer falschen Identität ein Exemplar erschleicht («Das ist keine Tasche! Das ist eine Birkin!»).

Erfrischend unkomplizierter Umgang mit einem Luxusobjekt: Jane Birkin 2008 mit ihrer Birkin Bag vor dem Élysée-Palast in Paris. 

Heute gelten die Luxustaschen als Wertanlage, die unter Umständen eine höhere Rendite als Kunst erzielt. Eine Birkin Bag shoppt man nicht, man investiert in sie. Die Einstiegspreise liegen bei rund 8500 Franken für das günstigste Modell und steigen auf mehr als das Zehnfache für besonders exklusive Ausführungen.

Erst Anfang Jahr hatte Hermès eine Preissteigerung der Birkin Bag um rund 10 Prozent verkündet, und der Tod ihrer berühmten Namensgeberin dürfte das Interesse nochmals ankurbeln. Das bisher teuerste Exemplar, die «Diamond Himalaya Birkin 30» aus silbernem Krokodilleder, verkaufte das Auktionshaus Sotheby’s 2022 für rund 380’000 Franken.

Wer noch nie bei Hermès eingekauft hat, wird kaum an eine Birkin Bag herankommen.

Die hohen Preise sind zum einen dem aufwendigen Herstellungsprozess geschuldet: Für eine Birkin Bag muss ein Sattler rund 20 Stunden aufwenden. Vor allem aber bestimmt das Angebot die Nachfrage, und Hermès hält die Auswahl bewusst knapp. Wie viele Exemplare pro Jahr die Werkstätte verlassen, ist ein Geheimnis. Oft sind sie in limitierten Kollektionen gehalten, die später zu Sammlerstücken werden.

Wer noch nie bei Hermès eingekauft hat, wird kaum an eine Birkin Bag herankommen. Sie wird nur VIPs und treuer Kundschaft auf persönliche Einladung zum Kauf angeboten. Wie genau das Erwerbsprozedere abläuft, ist unklar – die legendären Wartelisten sind jedenfalls Teil des Mythos.

Eine schwarze Hermès Birkin Bag 35 an einer Auktion bei Bonhams. Geschätzter Wert: Um die 30’000 Franken. 

Alternativ können sich Interessierte nach gebrauchten Modellen umsehen, jedoch kosten Birkins im Resale-Markt mitunter sogar mehr als neu in der Boutique, wenn sie in einer speziellen Farbe oder Lederart gefertigt sind. Auf der Schweizer Auktionsplattform Ricardo liegen die tiefsten Startpreise für Secondhand-Birkins aktuell bei knapp unter 10’000 Franken. 

Wertvermehrend ist eine Birkin Bag ohnehin nur, wenn sie in tadellosem Zustand ist und wenig benutzt wird. Dies indes wäre nicht im Sinne ihrer Namensgeberin, die sich keine Luxustrophäe gewünscht hatte, sondern einen unverwüstlichen Begleiter für den Alltag – und die ihre eigenen Handtaschen auch genauso nutzte. Niemand zeigte schöner, wie beständig die Tasche war, als die Schauspielerin, die oft mit zerfledderten, bis zum Rand gefüllten und mit Stickern verzierten Birkin Bags fotografiert wurde.