Krieg in NahostTod von Hizbollah-Chef – das ist bislang bekannt
Bei einem Angriff in der libanesischen Hauptstadt Beirut ist Hassan Nasrallah getötet worden. Seinen Tod bestätigt zunächst Israel und dann auch die Hizbollah. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Was ist passiert?
Hizbollah-Chef Hassan Nasrallah ist laut israelischen Angaben bei einem Angriff am Freitag in einem Vorort von Beirut getötet worden. «Hassan Nasrallah wird nicht länger in der Lage sein, die Welt zu terrorisieren», teilte das israelische Militär mit. Auch der wichtige Hizbollah-Kommandant für den Süden des Landes, Ali Karaki, sei ums Leben gekommen.
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Am Samstagnachmittag bestätigte dann auch die Hizbollah das Ableben ihres Anführers. Nasrallah sei auf die «Seite seines Herrn» gewechselt und habe sich seinen «grossen und unsterblichen Märtyrern angeschlossen», teilte die proiranische Schiitenmiliz auf Telegram mit.
Der Tod Nasrallahs, der die Organisation seit 30 Jahren anführte, ist der schwerste Schlag Israels gegen die Hizbollah und damit einen ihrer grössten Feinde seit Jahrzehnten. Welche Folgen das für den Konflikt mit Israel, für die Nahost-Region sowie im Libanon selbst haben wird, ist zurzeit kaum absehbar.
Wo befand sich Nasrallah?
Israels Militär griff nach eigener Darstellung das Hauptquartier der Hizbollah an, das sich demnach unter Wohngebäuden befunden haben soll. Nach dem Angriff im Vorort Haret Hreik nahe dem Flughafen waren dichte Rauchwolken zu sehen und anschliessend grosse Trümmerberge. Laut staatlichen Medien wurden mehrere Gebäude komplett zerstört. Deshalb könnte es Dutzende oder sogar Hunderte Tote geben. Dem Gesundheitsministerium zufolge wurden mindestens sechs Menschen getötet und 91 verletzt.
Welche Bedeutung hat Nasrallahs Tod?
Mit dem Tod Nasrallahs könnte der Konflikt mit Israel, der in den Konfrontationen über fast ein Jahr gewissen Regeln zu folgen schien, noch weiter ausser Kontrolle geraten.
Allerdings ist nicht klar, ob der Iran als wichtigster Unterstützer der Miliz im Fall eines Kriegs zu Hilfe eilt. Die neue iranische Regierung unter Präsident Massud Peseschkian kämpft mit einer schweren Wirtschaftskrise und strebt eine Wiederannäherung an den Westen an. Obwohl Irans militärische Führung nach der Tötung des Hamas-Auslandschefs Ismail Hanija Ende Juli Vergeltung ankündigte, blieb diese bis heute aus.
Auch die Hizbollah wurde durch massive Angriffe Israels in den vergangenen Wochen schwer getroffen. Sie ist mit Blick auf ihre Führung, ihre Kommunikationsmittel und wohl auch ihre Kampfmoral deutlich geschwächt.
Wie geht es jetzt weiter?
Mehrere Szenarien wären jetzt möglich: Die Hizbollah könnte den Kampf vorerst aufgeben, den Beschuss Israels beenden, einer Waffenruhe zustimmen und sich – wie es eine UN-Resolution vorsieht – rund 30 Kilometer von der Grenze entfernt zurückziehen. Israel hätte ein Kriegsziel erreicht, wenn mehr als 60’000 Menschen in ihre Häuser und Wohnungen im Norden des Landes zurückkehren können.
Oder die Hizbollah weitet die Angriffe gegen Israel aus und greift mit modernsten Raketen israelische Städte und militärische Ziele an. Fraglich ist auch, inwieweit der Iran der Hizbollah zu Hilfe eilt.
Auch im Libanon ist unklar, in welcher Form die militärisch, politisch und sozial sehr mächtige Organisation fortbestehen wird.
Wer war Nasrallah?
Nasrallah stand seit 1992 an der Spitze der Schiitenmiliz. Er war einer der schwierigsten Gegenspieler Israels. Er stimmte sich eng mit dem Iran und dessen Revolutionsgarden (IRGC) ab, dem wichtigsten Unterstützer der Hizbollah. Er hat die Miliz in eine deutlich mächtigere und gefährlichere Organisation verwandelt als sie in der Zeit seines Vorgängers war.
Nasrallah, der im Alter von 64 Jahren getötet wurde und vier Kinder hinterlässt, erhielt seine religiöse Ausbildung in den zwei wichtigsten Zentren der schiitischen Muslime: in der irakischen Pilgerstadt Nadschaf und im iranischen Qom. 1982 schloss er sich der neu gegründeten «Partei Gottes» an.
Nach dem Tod von Anführer Abbas al-Mussawi, den Israel 1992 ermordete, wurde er zum Nachfolger gewählt. Als grossen Triumph der Hizbollah empfand er den Abzug der israelischen Truppen aus dem Südlibanon im Jahr 2000 und den ihrer Beschreibung nach «göttlichen Sieg» nach Ende des Kriegs 2006.
Update folgt …
DPA/AFP/jaw
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