Eurovision Song Contest 2024Israel ändert ESC-Song nun doch
Israel war kurz davor, seine ESC-Teilnahme zurückzuziehen. Nach Druck aus der Politik wird der Songtext nun überarbeitet.
Mit «Geschichtsschreiber, seht in meine Augen» beginnt das Lied. Dann folgen Zeilen wie «Wer hat gesagt, dass Jungs nicht weinen können» und «Jemand hat heute Nacht den Mond gestohlen». Schliesslich der Refrain des Lieds, mit dem Israel beim Eurovision Song Contest antreten wollte und das sich auf die Massaker der Hamas am 7. Oktober bezieht: «Ich bin immer noch nass von diesem Oktoberregen.» Die 20-jährige Eden Golan, Gewinnerin der Castingshow «Rising Star», sollte diese Zeilen im Mai auf der grossen Bühne in Malmö singen. Und das wird sie vermutlich auch, allerdings in einer anderen Version.
Denn für die Europäische Rundfunkkommission (EBU), die für den Song Contest zuständig ist, ist der Text zu politisch. Er muss geändert werden – und nachdem es erst so ausgesehen hat, als würde Israel eher aus dem Contest ausscheiden, als den Song zu ändern, geht man auf die Forderungen nun doch ein. Israels öffentlich-rechtlicher Sender Kan verkündete das unter anderem auf X. Das Statement kurz zusammengefasst: Der Sender kommt dem Wunsch der EBU nach und präsentiert am 10. März in einer Sondersendung im israelischen Fernsehen einen überarbeiteten neuen Song.
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Der Eurovision Song Contest ist in Israel Staatsangelegenheit, besonders in diesem Jahr. In den Streit um «October Rain» schaltete sich Staatspräsident Isaac Herzog ein und riet dem Sender dazu, den Text zu ändern, so steht es auch in dem offiziellen Statement. Herzog habe betont, dass ein Auftritt Israels auf der Eurovisionsbühne in Zeiten, in denen versucht werde, das Land «auf allen Ebenen zu unterdrücken und zu boykottieren», immens wichtig sei.
Doppelt hält besser, also werden zwei Songs angepasst
Also rudert der öffentlich-rechtliche Sender zurück. Kan möchte nun alles Mögliche tun, um die Teilnahme Israels am ESC zu ermöglichen, heisst es. Um auf Nummer sicher zu gehen, solle daher nicht nur der Text von «October Rain» geändert werden, sondern auch der des zweitplatzierten Songs «Dance Forever». Auch diesen hatte der Sender bei der EBU eingereicht, auch dieser sei als zu politisch beanstandet worden.
Die Verfasser der beiden Lieder seien jetzt darum gebeten worden, den Text «unter Wahrung der vollen künstlerischen Freiheit» neu anzupassen, sodass die EBU den Auftritt Eden Golans beim Song Contest zulässt.
Im Zusammenhang mit dem Eurovision Song Contest stand Israel in den vergangenen Wochen wiederholt in den Schlagzeilen. Zunächst, weil Künstlerinnen und Künstler den Ausschluss des Landes vom Musikwettbewerb gefordert hatten, wegen des Krieges in Gaza. Aus Schweden kam dazu eine Petition mit rund 1000 Unterschriften, darunter bekannte ESC-Vertreter und andere Musikerinnen und Musiker. Die Europäische Rundfunkkommission hat diese Forderungen zurückgewiesen. Nur das ESC-Regelwerk müsse eben eingehalten werden, und das verbietet explizite politische Botschaften auf der Bühne.
Was explizit ist und was nicht, das liegt im Ermessen der Kommission. Der aktuelle Text von «October Rain» wirkt auf den ersten Blick weitaus weniger explizit als zahlreiche andere Beiträge der vergangenen Jahre, so könnte man argumentieren. Den ukrainischen Beitrag über die Verschleppung der Krimtataren 2016 etwa, mit Zeilen wie «Sie töten euch alle und sagen, sie sind nicht schuldig» hatte die EBU zugelassen.
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