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Es ist noch nicht lange her, da liessen uns eisige Temperaturen und Schneefall bis ins Flachland von weissen Festtagen träumen. Doch dieser Wunsch hat sich in Luft aufgelöst – sprichwörtlich: Eine milde und feuchte Strömung vom Atlantik lässt die Temperaturen ansteigen und sorgt bis in mittlere Lagen für Regen. Am Weihnachtstag werden Höchstwerte von 11 Grad erwartet. «Nur Orte, die über 1200 Metern und momentan unter einer Schneedecke liegen, werden wirklich weisse Weihnachten erleben», sagt Olivier Duding von Meteo Schweiz.

Dass es nach einer Kälteperiode just vor den Feiertagen mild-nass wird, ist kein Zufall, sondern hat schon fast Tradition: «Weihnachtstauwetter» nennt man diesen eigenartigen Witterungsregelfall, der in Mitteleuropa in durchschnittlich sieben von zehn Jahren auftritt. Vielerorts im Flachland hat es deshalb schon lange kein schneereiches Weihnachtsfest mehr gegeben, wie folgende Grafik zeigt, bei der Sie die Wetterstation in Ihrer Nähe aussuchen können:

Im Flachland ist es mittlerweile die Ausnahme, dass am Weihnachtswochenende Flocken fallen. In Bern (​​540 m ü. M.) gab es letztmals 2014 mindestens einen Feiertag mit Schnee, in Zürich (408 m ü. M.) und Basel (260 m ü. M.) muss man bis 2010 zurückblättern. Dass es an drei aufeinanderfolgenden Tagen weiss war, also sowohl an Heiligabend als auch am Weihnachts- und Stephanstag, liegt noch länger zurück: in Bern 15 Jahre, in Zürich 20 Jahre und in Basel sogar ganze 37 Jahre.

Gemäss den Daten von Meteo Schweiz machen wir uns mit dem Wunsch nach weissen Weihnachten also etwas vor. Im zentralen und östlichen Mittelland liegt während dieser Zeit zu 60 Prozent kein Schnee. Die Bevölkerung der West- und Nordwestschweiz erlebte sogar in 75 Prozent der Jahre seit Messbeginn 1931 eine grüne Weihnacht.

Besser sieht es in den Bergen aus. In Davos (1560 m ü. M.), der höchstgelegenen Stadt Europas, wird der Traum der weissen Weihnacht praktisch immer wahr. Nur ein einziges Mal seit Messbeginn, im Jahr 2016, lag zwischen dem 24. und 26. Dezember nicht durchgehend Schnee. Dieses Jahr wird es wieder klappen.

«Dank der ergiebigen Niederschläge im November und Dezember liegen Skigebiete ab einer Höhe von etwa 1200 Metern unter einer Schneedecke», sagt Meteorologe Duding. Am meisten Schnee gab es gemäss Daten des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in den Ostalpen und im Unterengadin – fast doppelt so viel wie im Schnitt von 1991 bis 2020. In Arosa (1845 m ü. M.) beispielsweise lag am Donnerstagmittag 77 cm Schnee.

Orte in mittleren Höhenlagen hingegen sind nicht mehr so schneesicher. In Engelberg (1023 m ü. M.) etwa waren grüne Weihnachten früher die Ausnahme, heute sind sie die Regel. In den letzten sechs Jahren gab es dreimal gar keinen Schnee. Und dieses Wochenende wird das wieder der Fall sein.

In Elm (977 m ü. M.) im Kanton Glarus liegen derzeit 12 Zentimeter Schnee, die aber dem Regen zum Opfer fallen könnten. Hier macht sich der Klimawandel besonders stark bemerkbar. In den 50 Jahren vor der Jahrtausendwende gab es in Elm lediglich viermal keinen oder nur einen Tag Schnee an Weihnachten. Seither, also in 21 Jahren, passierte das schon zehnmal. Davon achtmal allein in den letzten 11 Jahren.

«Wir hatten noch nie so kurz nacheinander so viele Winteranfänge mit so wenig Schnee.»

Olivier Duding, Meteorologe

Auch andernorts müssen die Menschen immer öfter ohne Schnee auskommen. Die Einwohnerinnen und Einwohner von St. Gallen (669 m ü. M.) beispielsweise feierten in den 1990er-Jahren noch in 80 Prozent der Fälle weisse Weihnachten, in den 2010er-Jahren nur noch in 30 Prozent. In Luzern (435 m ü. M.) schrumpfte dieser Anteil im selben Zeitraum von 50 auf 20 Prozent.

Olivier Duding sieht darin eindeutig ein Zeichen der globalen Erwärmung: «Die Temperaturen steigen kontinuierlich. Die letzten zehn Winter lagen über der Norm 1961–1990. Der von 2019/20 war der mildeste, der je in der Schweiz gemessen wurde.» Und auch dieses Jahr ist es zu warm. «Wir hatten noch nie so kurz nacheinander so viele Winteranfänge mit so wenig Schnee», stellt der Meteorologe fest. «Das ist kein einmaliges Ereignis mehr.»

Sogar im Engadin, wo ein Dezember ohne Schnee lange Zeit unvorstellbar war, kam es in den letzten Jahren einige Male vor, dass es teilweise grün war. Noch ist das in dieser Höhe zum Glück die Ausnahme. Doch die steigenden Temperaturen infolge des fortschreitenden Klimawandels lassen den Traum von der weissen Weihnacht an immer mehr Orten in der Schweiz schmelzen.