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Grenzen der integrativen Schule
Sonderschüler landen offenbar vermehrt in Privatschulen

Ein Lehrer steht vor einer Gruppe von Schülern, die an einem Tisch in einem Klassenzimmer sitzen. Die Wände sind mit zahlreichen Porträts dekoriert.
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Die integrative Schule gerät in der Schweiz politisch immer stärker unter Druck und sie kommt im Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern offenbar an ihre Grenzen. So steigt die Zahl der separierten Sonderschüler wieder, wie die Rundschau berichtete. Der Kanton Bern schuf demnach allein im vergangenen Schuljahr 50 neue Sonderschulklassen. Im Kanton Aargau waren es zusätzliche 150 Plätze und Zürich plant über drei Jahre 97 neue Sonderschulplätze.

Neue Zahlen zeigen zudem, dass Gemeinden und Kantone wegen des Platzmangels auf Privatschulen ausweichen, um verhaltensauffällige Schüler unterzubringen. Allein im Kanton Zürich werden laut der NZZ am Sonntag rund 800 der 4’000 Sonderschüler so betreut. Dies obschon das Volksschulamt die Massnahme als letzten Lösungsweg sieht, der sich auf «begründete Ausnahmefälle beschränken muss».

Bekannt ist das Phänomen auch in anderen Kantonen: Der Aargau hat laut einer Erhebung der Privatschulen aktuell 87 solcher Fälle, Luzern 50, Schwyz 24, Basel-Stadt 27, der Thurgau 10 bis 20 Fälle. «Der Grund liegt in der Zunahme von sehr herausforderndem Verhalten, in der Zunahme der Zahl von Kindern im Autismusspektrum und im begrenzten Platzangebot», schreibt der Thurgauer Volkschulamtschef Beat Brüllmann der NZZ.

Experte kritisiert die Auslagerung an private Sonderschulen

Andrea Lanfranchi, emeritierter Professor der Interkantonalen Hochschule für Heilpädagogik kritisiert die Entwicklung. Er findet, die Auslagerung der Verantwortung an Private dürfe nicht zur Normalität werden. Diese Schulen verfügten meist über weniger heilpädagogisches Personal und unterstünden nicht denselben Kriterien wie die staatlich anerkannten Sonderschulen.

Für die Gemeinden kann die Auslagerung von verhaltensauffälligen Schülern zu einer grösseren Belastung führen. Im Kanton Zürich kostet ein Platz in einer anerkannten Sonderschule 85’000 Franken, davon bezahlen die Gemeinden 55’250 Franken, den Rest übernimmt der Kanton. Bei den Privatschulen muss die Gemeinde hingegen für die ganzen Kosten aufkommen.

Gemäss Schulvorsteherin Susanne Hänni zahlt die Stadt Dübendorf für ihre acht privat platzierten Sonderschüler zwischen 55’000 und 92’000 Franken im Jahr. In der NZZ am Sonntag kritisiert sie das System: «Der Kanton hält die Anzahl der Sonderschulplätze knapp. Dies hat zur Folge, dass Kinder dort auch einmal abgelehnt werden und dann besonders schwierige Fälle zurückbleiben.»

nlu