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Leitindex SMI 2 Prozent im Minus
Inflationszahlen aus den USA lassen die Börsen abstürzen

Schlechte Nachrichten für die Börsen: Die Aktien an der Wallstreet verlieren wegen der Inflation an Wert.  
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Der von US-Präsident Joe Biden erhoffte nachhaltige Rückgang der Inflationsrate kommt einfach nicht in Gang. Im Gegenteil: Wie das Amt für Arbeitsstatistiken am Freitag in Washington mitteilte, legten die Konsumentenpreise im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,6 Prozent zu.

Das war der stärkste Anstieg seit Dezember 1981 und ein Rückschlag für Biden. Er hatte noch im April darauf gesetzt, dass die Wende da ist, nachdem die Rate erstmals seit acht Monaten wieder leicht auf 8,3 Prozent gesunken war.

Teurer wurden im Mai vor allem Lebensmittel, Flugtickets sowie Neu- und Gebrauchtwagen. Besonders sensibel reagieren US-Autobesitzer aber auf die rasant steigenden Benzin- und Dieselpreise. Fast täglich berichten US-Medien über neue Preisrekorde beim Treibstoff. So schrieb etwa das «Wall Street Journal», wie sich die rekordhohen Benzinpreise in den USA von durchschnittlich 5 Dollar pro Gallone auf fast alle Bereiche der Wirtschaft durchschlagen. 

Auch die Wohnkosten stiegen einmal mehr an. Welche Breite das Problem mittlerweile hat, zeigt sich, wenn man die stark schwankenden Preise für Energie und Lebensmittel aus dem Index herausrechnet: Selbst dann ergibt sich noch ein Plus von sechs Prozent – dreimal mehr als das Fed offiziell anpeilt.

Keine Entspannung abzusehen

«Es lässt sich nicht leugnen, dass der Inflationsdruck nach wie vor hoch ist und keine unmittelbare Entspannung in Sicht zu sein scheint», so Pooja Sriram, Ökonomin bei der Barclay’s Bank, gegenüber der «Financial Times». Es könne sogar sein, dass die Inflationsrate weiter steigt. Dies wenn die Energiepreise noch höher klettern. 

Entsprechend nervös reagierten die US-Aktienmärkte auf die Meldung: Der Dow Jones schloss mit einem Minus von 2.7 Prozent, die Technologiebörse Nasdaq gar mit einem Minus von 3.5 Prozent. Die europäischen Börsen sackten nach Bekanntgabe der Inflationszahlen ebenfalls ab. Der Schweizer Leitindex SMI verlor am Freitag mehr als 2 Prozent, gegenüber der Vorwoche liegt das Minus bei fast 4 Prozent. Der deutsche Dax sogar fast 3 Prozent. Der Goldpreis hingegen legte um fast 2 Prozent zu, hingegen verlor die Kryptowährung Bitcoin weiter an Wert. 

Die USA stehen mit ihrer hohen Teuerung nicht allein da: Auch in der Eurozone liegt die Inflation mit einer Jahresrate von 6,8 Prozent deutlich über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent. In der Schweiz ist die Inflation nicht auf so einem hohen Niveau. Im Mai stiegen die Preise im Schnitt im Jahresvergleich um 2,9 Prozent. 

Klar ist: Biden steht unter massivem politischem Druck, weil kein Thema die Bürgerinnen und Bürger so sehr umtreibt wie die Teuerung. Den Demokraten droht deshalb bei den Zwischenwahlen zum Kongress im November eine Schlappe, die sie ihre knappen Mehrheiten in Senat und Repräsentantenhaus kosten könnte.

Der Präsident wäre dann in der zweiten Hälfte seiner Amtszeit politisch gelähmt. Allerdings trägt er auch selbst erheblich bei zu dem Problem: Weil seine Regierung zahlreiche Wahlversprechen nicht eingelöst hat und sich die US-Armee unter teils chaotischen Umständen aus Afghanistan zurückzog, ist er so unbeliebt wie kaum einer seiner Vorgänger seit Ende des Zweiten Weltkriegs.

Die Fed steht vor einer schwierigen Aufgabe

Bidens Hoffnungen ruhen nun auf der US-Notenbank Fed. Sie wird am kommenden Mittwoch aller Voraussicht nach erneut ihren wichtigsten Leitzins, die sogenannte Tagesgeldzielspanne, anheben, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und damit auch die Preisentwicklung zu dämpfen. Erwartet wird eine Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt, der Korridor, der vor wenigen Wochen noch bei nahe null rangierte, läge dann bei 1 bis 1,5 Prozent.

Die US-Notenbank steht nun vor einer schwierigen Aufgabe. Dies, weil sie die von Lieferengpässen und dem Ukraine-Krieg befeuerte Inflation bremsen will, ohne die Wirtschaft abzuwürgen. Dass das gelingt, ist noch keineswegs sicher. Immerhin: Zuletzt gab es einige ermutigende Signale.

So stieg die Zahl der Beschäftigten in den USA im Mai «nur» noch um 390’000, das war der niedrigste Zuwachs seit einem Jahr. Zugleich ging die Zahl der offenen Stellen von 11,9 auf 11,4 Millionen zurück. Experten werteten dies als erstes Indiz, dass der lohn- und preistreibende «ultra-heisse US-Arbeitsmarkt» sich langsam ein wenig abkühlt.

Mitarbeit Jorgos Brouzos