Promo-Artikel fürs Börsenspiel der FuWWas für Schweizer Aktien spricht
Raiffeisen-Anlagechef Matthias Geissbühler spricht im Interview über Aktienfavoriten, Anlagestrategien und andere Investmentfragen.

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Herr Geissbühler, welche Schweizer Aktien haben zurzeit am meisten Potenzial?
Den Pharmasektor finde ich sehr attraktiv. Novartis und Roche sind von der Bewertung und der Dividende her interessant. Hervorheben möchte ich aber auch Gesellschaften, die eine hohe Kostenbasis in der Schweiz haben und international tätig sind, also von der derzeitigen Frankenabschwächung profitieren, wie die Industrieunternehmen ABB, Sika, SIG, aber auch der Uhrenhersteller Swatch Group. Ansonsten empfehlen wir eher defensive Aktien wie den Telecommarktführer Swisscom, die Schokoladenkonzerne Barry Callebaut und Lindt & Sprüngli, die Gesundheitsunternehmen Alcon und Lonza sowie den Duftstoffhersteller Givaudan. Dazu die Versicherer Zurich und Swiss Re.
Pharmaaktien hatten zuletzt Gegenwind. Bei Novartis haben Aktionäre unter dem Strich seit Anfang Jahr einen nur kleinen Kursgewinn verbucht. Weshalb empfehlen Sie die Titel?
Novartis hat in den Wachstumsmodus zurückgeschaltet, was sich bei den Erstquartalszahlen eindrücklich zeigte. Die Prognose zur künftigen Geschäftsentwicklung wurde erhöht. Die Abspaltung von Alcon und Sandoz wiederum hat das Unternehmensprofil geschärft, was langsam Früchte trägt.
Der Roche-Genussschein hat seit Anfang Jahr rund 10% verloren. Weshalb sind Sie dennoch zuversichtlich?
Bezüglich des ersten Quartals, über das Roche am 24. April berichtete, war noch keine Trendwende erwartet worden. Die Zahlen fielen wegen negativer Pandemieeffekte und des Verfalls von Patenten schwach aus. Das Management hat aber die Jahresprognose beibehalten, was dafür spricht, dass bei Roche im ersten Halbjahr die Talsohle durchschritten wird. Der Kurs des Genussscheins ist auf Sechsjahrestief und befindet sich auf einem historisch tiefen Bewertungsniveau. Hinzu kommt eine gesicherte Dividendenrendite von fast 4.5%. Für langfristig orientierte Investoren ist die Aktie ein klarer Kauf.
«Roche ist für langfristig orientierte Investoren ein klarer Kauf.»
Zahlreiche Schweizer Unternehmen haben in den vergangenen Wochen über ihre neuesten Geschäftszahlen berichtet. Was für einen Eindruck hatten Sie davon?
Die Berichtssaison der Schweizer Unternehmen war durchwachsen. Bei zyklischen, also stark vom Wirtschaftswachstum abhängigen Gesellschaften enttäuschte der Auftragseingang stark. Die Industrie befindet sich in einer Rezession. Bei zyklischen Aktien sind wir daher grundsätzlich immer noch vorsichtig.
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Raiffeisen empfiehlt aber auch Zykliker wie ABB, Sika oder SIG. Warum diese drei?
Das sind Unternehmen, die ihr Portfolio aufgeräumt haben und von den globalen Infrastrukturprojekten profitieren. Unternehmen also, die auch bei konjunkturellem Gegenwind gut positioniert sind. Auch Swatch Group kann man als zyklischen Wert bezeichnen. Diese Aktie empfehlen wir aber, weil wir sie für stark unterbewertet halten. Und auch Swatch Group wird vom schwächeren Franken profitieren.
Zum Dollar ist der Franken seit Anfang Jahr rund 7% schwächer geworden, zum Euro rund 5%. Wo werden Schweizer Unternehmen vom Währungseffekt profitieren?
Die Frankenabschwächung hat im ersten Quartal noch keinen grossen Effekt gezeigt. Im Verlauf des zweiten Halbjahres – wir gehen davon aus, dass die Wechselkurse Dollar-Franken und Euro-Franken auf dem derzeitigen Niveau verharren – werden viele Exporteure positive Währungseffekte verzeichnen. Dies ist noch nicht in allen Prognosen enthalten.
«Im Verlauf des zweiten Halbjahres werden viele Exporteure positive Währungseffekte verzeichnen.»
Erwarten Sie weitere Zinssenkungen?
Die Schweizerische Nationalbank hat unter den Zentralbanken weiterhin den grössten Spielraum für Zinssenkungen. Der neueste Inflationswert von 1,4% bedeutet zwar einen leichten Anstieg gegenüber dem Vormonat, liegt aber immer noch komfortabel unter dem Inflationsziel von 2%. Eine Abschwächung der Konjunktur, wie wir sie auch in der Schweiz beobachten, gäbe Anlass für eine weitere Zinssenkung im laufenden Jahr. In den USA hingegen wird eine oder eventuell bald gar keine Zinssenkung mehr erwartet. Die Differenz zwischen den US- und den Schweizer Zinsen könnte also gar nochmals grösser werden, was für einen zum Dollar weiterhin eher schwachen Franken spricht.
Welche Entwicklung erwarten Sie für die US-Wirtschaft?
In den USA sehen wir zurzeit erste Bremsspuren im Konsum – bei Unternehmen wie Starbucks oder McDonald’s liefen die Geschäfte zuletzt nicht mehr so gut. Dies ist eine Folge davon, dass die Inflation immer noch hoch ist und gleichzeitig die Ersparnisse aus der Coronazeit aufgebraucht sind. Was ich nicht hoffe, ist, dass es zu einer Phase der Stagflation kommt – also einer erhöhten Inflation und damit höheren Zinsen bei schwachem Wachstum. Dies würde weder für Zykliker sprechen noch für Wachstumswerte. Defensive Valoren, wie sie den Schweizer Aktienmarkt prägen, wären in einem solchen Szenario im Vorteil.
«Stagflation würde weder für Zykliker noch für Wachstumswerte sprechen.»
Was spricht sonst für Schweizer Aktien?
Die bisherige Unterperformance des Schweizer Marktes gegenüber Europa oder vor allem den USA wird im Lauf des Jahres zurückgehen. Die Gewinnprognosen für die Schweiz dürften im Lauf des Jahres währungsbedingt erhöht werden. In Aktienmärkten wie Europa oder den USA könnte das Gegenteil eintreten. Dort sind die Erwartungen an die Unternehmensgewinne im Moment wegen des Konjunkturbildes zu optimistisch. Aufwärtsrevisionen für Schweizer Aktien und Abwärtsrevisionen in den anderen Regionen würden eine Rotation hin zu Schweizer Titeln begünstigen.
Welcher Wirtschaftsraum ist stärker im Gegenwind: die Eurozone oder die USA?
In absoluten Termini dürften die USA im laufenden Jahr zwar das stärkere Wachstum haben als die Eurozone. Im zweiten Halbjahr könnte das Momentum aber drehen. Während sich die Wirtschaftsdynamik in der Eurozone leicht aufhellen dürfte, rechnen wir mit einer Eintrübung der US-Wirtschaft. Mit Blick auf die Zu- und die Abflüsse zwischen den Aktienmärkten mag dies für europäische Titel durchaus ein Vorteil sein.
In den USA sind die Aktienkurse im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen höher als in Europa. Was wird mit den hoch bewerteten, aber lange auch sehr gut gelaufenen US-Technologietiteln passieren?
Ich rechne bei den US-Technologieaktien mit einer Konsolidierung. Es hat mich erstaunt, wie gut sie sich bisher gehalten haben. Das Bild ist aber zweigeteilt: Der Börsenwert von Tesla ist seit Jahresanfang um ein Viertel eingebrochen, und auch Apple notieren im Minus. Dagegen performen Alphabet oder Microsoft immer noch gut. Allerdings: Technologieaktien bleiben stark vom Zinsniveau geprägt. In den USA erwartet man statt wie Anfang Jahr sechs Zinssenkungen jetzt nur noch eine – oder vielleicht bald gar keine mehr. Diese Konstellation spricht gegen Technologiewerte.
Was macht Sie da so sicher?
Man kann sehr schön aufzeigen, wie der Kurs des S&P 500 parallel zu den Zinserwartungen verläuft. Im vergangenen Herbst hatten US-Aktien noch stark korrigiert, weil die Inflation negativ überraschte und damit die Zinssenkungsfantasien verflogen. Im November und Dezember stiegen die Zinssenkungserwartungen – befeuert durch Äusserungen von Jerome Powell – wieder, und es kam zur Aktienrally. Seit Jahresbeginn geht nun aber eine Schere auf. Der Markt rechnet derzeit mit nur noch einer Zinssenkung, und trotzdem sind die Aktienmärkte weitergelaufen. Diese Entwicklung mahnt zur Vorsicht. Entscheidend ist jetzt, wie sich die Inflationszahlen in den USA in den nächsten Monaten entwickeln.
«Bei einem Technologiewert wie VAT bin ich derzeit skeptisch.»
Viele am Markt glauben aber an das Thema künstliche Intelligenz, das bei Technologieaktien wie Nvidia zu starken Kursgewinnen geführt hat. Wird dies die Kurse weiter antreiben?
Beim Thema künstliche Intelligenz nehmen die Märkte eine extrem positive Zukunft vorweg. Die grossen Tech-Konzerne – wie beispielsweise die Facebook-Mutter Meta – haben zwar massive Investitionspläne angekündigt. Es ist aber nicht klar, mit welchem Geschäftsmodell diese Unternehmen dank künstlicher Intelligenz Geld verdienen wollen. Das Risiko ist, dass es in diesem Punkt zu einer Ernüchterung kommen wird.
Die Schweiz hat weniger typische Wachstumstitel – die bekanntesten Technologieaktien sind etwa Logitech, VAT oder Comet. Sind dies Papiere, von deren Kauf Sie abraten?
So viel vorweg: Das sind alles Top-Unternehmen. Bei einer Technologieaktie wie VAT bin ich aber derzeit skeptisch. Derzeit handelt sie zum 59-Fachen des erwarteten Gewinns. Damit ist sie sehr hoch bewertet, und entsprechend ist das Korrekturrisiko gross. Ähnliches gilt für Comet. Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, konnte man zuletzt beim internationalen Chipunternehmen ASML sehen. Sein Auftragseingang ist im ersten Quartal um über 40% eingebrochen. Ich gehe davon aus, dass sich auch beim Chipentwickler Nvidia, der bisher von rekordhohen Bestellvolumen profitiert hat, das Momentum im Verlauf des Jahres abschwächen wird.
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