Hungersnot im SudanDie letzte volle Mahlzeit? Die gab es vor sieben Monaten
Kinder, die Heuschrecken fangen. Mütter, die Blätter kochen. Der Krieg zweier Generäle hat eine Hungersnot ausgelöst, wie sie die Welt lange nicht mehr erlebt hat. Doch der Westen schaut weg.

- Der Sudan erlebt eine schwere humanitäre Krise durch lang anhaltende Konflikte.
- Zwei rivalisierende Generäle kämpfen um die Macht im Land.
- Über elf Millionen Menschen sind durch diesen Krieg vertrieben worden.
- Nahrungsmittelknappheit betrifft über die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung.
Der Pfad führt durch ockerfarbenes Grasland. Verdorrte Halme beugen sich im Wind. Der Himmel: wolkenlos. Stille liegt über dem Feld. Irgendwo hier sollen sie also ankommen: die Erschöpften, die Gequälten, die Ausgehungerten aus den Kampfgebieten des Sudan.
Und plötzlich steht er da: ein Junge. Nackt. Wie alt mag er wohl sein? Sechs, vielleicht sieben. Vorgewölbter Bauch. Er blickt misstrauisch. Und dann bemerkt man es erst: Irgendetwas zappelt zwischen seinen Fingern.
Ein kleiner Jäger mit seiner Beute: Er hat eine Heuschrecke erwischt.
Der Junge hält sie fest wie einen Schatz. Nicht, um sie zu studieren oder mit ihr zu spielen. Der Junge wird die Heuschrecke jetzt gleich aufessen. Es gibt Schlechteres als so einen Grashüpfer, der Protein liefert. Wie viel Gramm mag das Insekt bringen? Zu wenig, um lange durchzuhalten. Viel zu wenig.

Ein paar Hundert Meter entfernt kauert eine junge Mutter vor ihrem selbst gebauten Unterschlupf aus Ästen, Zweigen und Stroh. Weit verstreut über die Savanne, wohin man blickt, improvisierte kuppelförmige Behausungen. Hier nächtigen Vertriebene.
Hakima Hussein, die junge Mutter, ist geflohen vor den Kämpfen rund um Habila, etwa 40 Kilometer nordwestlich von hier. In Tonguli ist sie nun in Sicherheit, vor Soldaten und Geschossen wenigstens. Aber wie soll es eigentlich weitergehen? Der Blechtopf zu ihren Füssen: leer. Die Kinder hängen an Hakimas Armen. Sie wollen essen. Bloss was? Im Moment hat sie nicht einmal eine Heuschrecke, die sie ihnen anbieten könnte.
25 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen
Erkundungen im Sudan, eine Reise mitten hinein in die Nuba-Berge, eine schwer zugängliche Region im Bundesstaat Südkordofan. Krieg zersetzt den drittgrössten Staat in Afrika. Zwei verfeindete Generäle kämpfen dort seit 19 Monaten mit ihren Armeen um Macht und Territorien und verheeren dabei das Land. Es ist ein skrupellos geführter Kampf ohne Rücksicht auf Zivilisten. US-Schätzungen zufolge hat der Konflikt schon bis zu 150’000 Todesopfer gefordert. Mehr als elf Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Schlimmer noch: Nahezu ungebremst treibt der Konflikt den Sudan in den Hunger. Es droht eine Katastrophe, wie die Welt sie seit der grossen Hungersnot in Äthiopien 1985 wohl nicht mehr gesehen hat. Damals starben bis zu eine Million Menschen.
Die globale Aufmerksamkeit ist auf andere Brennpunkte gerichtet. Nahost. Ukraine. Das Drama im Sudan bekommt kaum einer mit in Europa. Dabei sind die Dimensionen gewaltig: Die Vereinten Nationen geben an, dass 25 Millionen Einwohner zu wenig zu essen haben, das ist jeder zweite im Land. 755’000 sind akut vom Hungertod bedroht. Und ein Ende der Gefechte ist nicht in Sicht.
Tonguli ist jetzt ein Ort der Verzweiflung
Tonguli, im Bezirk Dalami, ist eine Gemeinde mit etwa 20’000 Einwohnern. Von hier aus ist es mit dem Motorrad eine gute Stunde bis an die Front. Auf der Flucht vor dem Krieg suchen viele rund um Tonguli Zuflucht.

Mehr als 4000 vertriebene Familien hat der Landrat inzwischen registriert, geschätzt etwa 28’000 Menschen, darunter Hakima Hussein und ihre Kinder.
Was macht das mit der jungen Mutter, wenn sie ihren Kindern nicht mehr geben kann, was diese so dringend brauchen? Wenn sie mitansehen muss, dass ihre Kleinen Tag um Tag abbauen, apathisch werden, krank? Wenn sie als Mutter nichts tun kann, ausser zuzusehen, wie sich die kleinen Körper, Schritt um Schritt, selbst aufzehren? Manche Fragen sind einfach zu brutal, um sie zu stellen, jetzt, da die Frau ohnehin um Worte kämpft. Immer wieder stockt Hakima Hussein im Satz, setzt neu an, knetet ihre Hände.
Hakima Hussein, eine Frau Mitte zwanzig, erinnert sich nicht genau, was sie und ihre vier Kinder in den vergangenen Wochen noch zu sich genommen haben. Eine volle Mahlzeit bekamen sie seit ihrer Flucht nicht mehr. Seit April also. Und die Flucht hatte Folgen: Ihre Familie ist kleiner geworden. Von ihrem Verlust aber wird sie erst am kommenden Morgen erzählen.
Die Einheimischen in Tonguli leben in strohgedeckten runden Hütten, den Tukuls. Sie sind Bauern und Hirten, bauen Sorghum an, eine Hirsesorte, sie hüten Ziegen und Kühe. Hinter der Siedlung steigt das Gelände steil an, auf dem Bergrücken wachsen dornige Büsche.

Jetzt ist Tonguli ein Ort der Verzweiflung. Vor allem Frauen und Kinder sind hierhergeflohen, weil sie nicht untergehen wollen im Machtkampf zweier skrupelloser Generäle.
Der eine, Mohammed Hamdan Daglo alias Hemeti, befehligt eine schlagkräftige Miliz, die Rapid Support Forces (RSF). Der andere, Abdel Fattah al-Burhan, kommandiert die Sudan Armed Forces (SAF), die Streitkräfte des Landes. Die Vertriebenen fürchten beide. 2021 hatten die zwei Generäle noch gemeinsam in der Hauptstadt Khartum geputscht und damit eine Übergangsregierung zerschlagen. Als die Armee SAF dann aber forderte, Hemetis Miliz müsse sich in die Streitkräfte eingliedern, wollte sich dieser nicht unterordnen. Der Streit eskalierte, und im April 2023 brachen Kämpfe in der Hauptstadt aus. Der Krieg breitete sich aus wie ein Lauffeuer.
«Sie vergewaltigen die Frauen und die Mädchen»
Am späten Nachmittag sitzt Hakima Hussein vor ihrem Unterschlupf und spricht über ihre Flucht und die schweren Verbrechen, die sie erlebt hat. Der Name der jungen Mutter ist geändert, um sie vor Verfolgung zu schützen.
Als Kämpfe rund um den Ort Habila ausgebrochen seien, sei sie mit ihren Kindern einfach losgerannt. Ein wenig Geld hatte sie in der Tasche, sonst nichts. Zehn Tage waren sie unterwegs. Eine Mutter mit vier Kindern, das älteste neun, das jüngste eineinhalb Jahre alt. Zu Fuss. Ohne Essen, ohne Hilfe.

Ihr Haus soll inzwischen niedergebrannt worden sein, von der Armee SAF, wie Hakima Hussein von anderen Vertriebenen später erfuhr. Und die RSF? Die Mutter erinnert sich noch an ihre erste Begegnung mit Kämpfern der Miliz. Sie packten die Kinder und begannen, sie zu verhören: Wo sind die Waffen eurer Väter?
Die Kinder sagten: Unsere Väter haben keine Waffen. Falsche Antwort. Es hagelte Schläge.

Husseins Stimme ist jetzt kaum noch zu hören. Ihr Mann habe gar keine Waffe gehabt, sagt sie. Aber das habe ihn nicht gerettet. Sie erzählt, wie die RSF die Männer zu ihren Frauen schleppten und sie dann, vor deren Augen, erschossen. Die junge Mutter dreht ihren Kopf zur Seite. Dann sagt sie nichts mehr.
Mit wem man hier auch spricht: Die Geschichten der Vertriebenen handeln fast immer von Grausamkeiten der RSF. Hakimas Nachbarin im Camp sagt: «Sie haben mich geschlagen, bis ich nicht mehr stehen konnte.» Eine andere Frau sagt über die Kämpfer: «Sie können mit dir machen, was sie wollen. Sie vergewaltigen die Frauen und die Mädchen.»
Auf RSF-Chef Hemeti und seiner Miliz lasten Vorwürfe schwerster Kriegsverbrechen, sie reichen von Folter und Versklavung über Massenvergewaltigungen bis zum Völkermord an nicht arabischen Ethnien in Darfur. Aber auch die Einsätze der Armee sind berüchtigt, vor allem deren Luftangriffe. Die SAF sagen, sie zielten auf Verstecke der RSF, doch oftmals töten sie eine grosse Zahl von Zivilisten.
In Tonguli bricht bald die Nacht herein. Hakima Hussein könnte noch losziehen, Geld hat sie keines, aber vielleicht findet sie jemanden, der einen Becher Hirse teilt. Falls nicht, muss die Mutter heute wohl noch auf einen Lalob-Baum klettern. Einer wächst in der Nähe ihres Unterschlupfs. Wenn die Menschen im Sudan nichts mehr haben, pflücken sie die Blätter dieses Baums. Sie werfen das Laub in siedendes Wasser und rühren das gegarte Grün zu einer Paste. So bekommen sie womöglich ein paar Vitamine in ihren Körper. Kalorien bringt das kaum.
Suria Osman rettet verhungernde Kinder
Am härtesten ist das für die Kinder, die noch wachsen. Und nur wenige von ihnen haben das Glück, auf Menschen wie Suria Osman zu stossen. Tag für Tag arbeitet diese Frau daran, verhungernde Kinder auf der Schwelle zum Tod noch einmal ins Leben zurückzuholen.
Um von den Vertriebenen in Tonguli zu Suria Osman ins Spital zu gelangen, braucht man einen Allradwagen, der für 90 Kilometer von Norden nach Süden fünf Stunden braucht.
Suria Osman ist Nuba und 30 Jahre alt. Geflochtenes Haar, wache Augen, bunte Halskette. Sie arbeitet als Pflegerin auf einer Station für unterernährte Kinder im Spital von Lwere.
An einem Montagmorgen hebt die Pflegerin eine ihrer kleinen Patientinnen aus dem Metallbett: Azima Lasim, ein Jahr und acht Monate alt. Suria Osman betrachtet das Mädchen still. Ob sie durchkommen wird? Die Pflegerin weiss es nicht. Azima kam Anfang Oktober in die Klinik, und Suria Osman erinnert sich, dass es nicht gut um sie stand.

Das Spital, gegründet vor 27 Jahren von der Hilfsorganisation Cap Anamur, liegt an einem steinigen Abhang, oberhalb eines Bachs. Es ist eine von nur zwei Kliniken, die in den Nuba-Bergen einen Operationssaal haben. Zwei Spitäler für drei Millionen Menschen. Und nun kommen noch Hunderttausende Vertriebene dazu.
In die Klinik in Lwere kommen jede Woche Dutzende Mütter mit unterernährten Kindern. Alle sind sie angewiesen auf einen Lebensretter. Der heisst F-75 und kommt aus der Dose.
Therapeutische Milch ist das, sie enthält Vitamine, Mineralien und dazu einen Mix aus Kohlenhydraten, Protein und Fett. Suria Osman erklärt, dass es ohne F-75 schwer sei, stark unterernährte Mädchen und Jungen überhaupt zu stabilisieren. Ohne professionelle Hilfe und die richtige Therapie sterben sie rasch.

Wenn sie abends nach der Arbeit nach Hause geht, steigt die Pflegerin fünf Minuten den Hang hoch, dort wohnt sie in einem Tukul mit ihrem Sohn Alex, zweieinhalb. Für ihn hat sie eine Babysitterin, die noch zur Schule geht. Die Pflegerin ist alleinerziehend, der Vater ihres Kindes lebt weit weg.
Der Job im Spital gibt Suria Osman Unabhängigkeit. Sie hat noch einiges vor: «Ich werde Kinderärztin. Irgendwann.» In ihren freien Stunden liest sie Fachliteratur, bald will sie ihren höheren Schulabschluss machen und dann studieren.
Wenn Kinder sterben in ihrer Station, berührt das Suria Osman. Sie hat ja selbst einen Sohn. «Aber wenn die Kinder überleben, gibt dir das eine grosse Zufriedenheit», sagt sie.
Das Herz der Kinder ist schwach
An diesem wolkenlosen Morgen fällt Licht durch die offenen Fenster. Die Mütter liegen dicht gedrängt auf ihren Betten, zusammen mit ihren Kindern. Suria hält Azima in den Armen, sie spürt, dass das Mädchen immer noch fiebert. Ihr Kopf ist mit einem Verband umwickelt, eine Ärztin hat ihr dort einen Zugang gelegt, für das Antibiotikum. Azima leidet an einer Infektion, sie hat starke Ödeme in Armen und Beinen, die Haut schält sich ab.
Mediziner nennen diesen Typus der Unterernährung Kwashiorkor. Die Kinder sehen nicht abgemagert aus wie bei der anderen Form der Auszehrung, dem Marasmus. Kwashiorkor-Kinder wirken vielmehr aufgedunsen, so wie Azima. Suria Osman flüstert ihr beruhigende Worte ins Ohr, klemmt ihr das Thermometer unter die Achsel. 39,3. Immer noch zu hoch.

Wie viele Kinder hier blickt Azima mit starren Augen in die Welt. Ohne Mimik im Gesicht.
Auch das ist typisch für das Krankheitsbild von Kwashiorkor. In diesem Zustand sind die Organsysteme schon gestört. Magen und Darm können Proteine nicht mehr verstoffwechseln, es kommt zu Wassereinlagerungen im Gewebe. Das Immunsystem ist angeschlagen, den Kindern machen Pilzinfektionen zu schaffen, sie haben Wunden im Mund. Es fehlen Vitamine. Sie leiden an Unterzuckerung. Die Blutbildung ist gestört. Manche haben Durchfall. Erbrechen. Das Herz ist schwach.
Der Tod kam an einem frühen Morgen
Eine wolkenlose Nacht, zurück im Camp von Tonguli: Die Sterne funkeln so hell und klar, wie man es in den nördlichen Breiten Europas, eingebettet in die künstlichen Lichter der Moderne, nicht kennt. Quer über den Himmel zieht sich eine Milchstrasse, die so kräftig strahlt, dass sie den Betrachter beinahe blendet.
Hakima Hussein verbringt die Nächte mit den Kindern auf dem Boden in ihrem Unterschlupf, nur eine dünne Matte trennt sie von der staubigen Erde. Das Schlafen fällt ihr oft schwer, wenn der Magen leer ist. Und wenn dann die Sonne aufgeht, beginnen die schwersten Stunden für Hakima Hussein.
Dann muss sie an ihren zweiten Sohn denken, an Namadin. Namadin starb an einem Dienstag im Oktober. Der Tod kam am frühen Morgen.
Namadin war von der Flucht und dem Hunger schon stark geschwächt, da packte ihn das Fieber, vermutlich Malaria. Das war zu viel für den Jungen. Er konnte sich zuletzt gar nicht mehr selbst aufrichten, Medizin konnte die Mutter nirgendwo bekommen. Namadin wurde nur acht Jahre alt.
Hakima Hussein trägt ein langes weisses Gewand an diesem kühlen Morgen, sie führt zu seinem Grab. Die hochgewachsene Frau steht stumm vor dem Erdhügel, der mit Ästen abgedeckt ist, um Hunde und Kühe fernzuhalten.


Sie spricht kein Wort, verharrt eine Minute, dann geht sie zurück zu ihrem Unterschlupf, hundert Meter entfernt. Dort warten ihre anderen drei Kinder.
Die drei werden auch heute wieder fragen, was die Mutter ihnen zu essen gibt. Noch immer aber hat sie nichts ausser Blättern vom Lalob-Baum.
«Als wir Kinder waren, ging es uns gut»
Acht Uhr morgens, im fernen Spital von Lwere: Es ist Zeit, dass Azima und die anderen ihre therapeutische Milch trinken. F-75, eingerührt in warmes Wasser. Azima kann den Blechbecher nun selbst halten. Pflegerin Suria Osman ist zufrieden. Die Ödeme sind etwas zurückgegangen, das Fieber ist runter. Aber noch ist es zu früh, um aufzuatmen.
Neben Azima sitzt ihre Grossmutter. Die Enkelin so elend zu sehen, hält sie kaum aus. «Als wir Kinder waren, ging es uns gut. Später kam der Krieg, da wurde alles anders.»
Wie es so weit kommen konnte mit Azima?

Die Oma beginnt zu erzählen, als die Mutter des Mädchens gerade draussen ist. Die Eltern hätten gestritten, als das Essen ausgegangen sei. Die Frau schlug vor, auf dem Markt zu arbeiten und Brot zu backen, der Mann fand das keine gute Idee. Wollte sie nicht gehen lassen. Der Streit führte in die Trennung. Und der Vater bestimmte, dass Azima nun bei der Grossmutter bleiben sollte. Die aber musste im Feld arbeiten, bei Sonne, Wind und Regen. Keine Zeit, um sich um Azima zu kümmern. Keine Muttermilch, um sie zu nähren. So ging es über Wochen still abwärts mit dem Kind.
Und die Mutter? Sie möchte nicht davon erzählen, weil sie sich schäme, sagt die Oma. Sie fühle sich mitschuldig. Pflegerin Suria Osman weiss, dass die Mütter häufig solche Gefühle plagen. Vom Ehemann und Vater ist in diesen Tagen in der Klinik nichts zu sehen. Unterwegs, sagt die Oma.
Wie das oft so ist bei den Männern hier, wenn die Familien sie am dringendsten brauchen.
«Ich weiss nicht, wohin wir gehen könnten.»
Nach wie vor wird rund um die Nuba-Berge herum erbittert gekämpft, beide Generäle, Hemeti und Burhan, setzen auf Sieg, obwohl alle Experten sagen, dass sich die beiden längst in ein militärisches Patt manövriert haben. Internationalen Druck bekommen sie kaum zu spüren. Eine Initiative der USA, Verhandlungen in Genf anzustossen, ist gescheitert. Ein Waffenembargo gibt es allein für die Region Darfur im Westen des Sudan. Und nicht einmal das wird überwacht.
Schlechte Aussichten also für die Vertriebenen, für Frauen wie Hakima Hussein, die draussen im Camp von Tonguli ihre Kinder durchbringen muss. «Ich weiss nicht, wohin wir gehen könnten. Ob es irgendwo anders Essen gibt.» Mit den drei kleinen Kindern im Schlepptau, wie weit würde sie kommen? Zu Fuss. Geschwächt. Ohne Geld. Ohne Hilfe. «Also bleibe ich erst einmal hier. Hier wird nicht geschossen.» Ihre Abschiedsworte.
Und Suria Osman, im Spital von Lwere? Wenn alles gut geht, wird sie der kleinen Azima bald F-100 geben können, die nächste Stufe therapeutischer Milch. Und wenn das geschafft ist, bekommt sie Plumpy Nut: eine nahrhafte Erdnusspaste, die die Mütter zu Hause verabreichen können.
Anfang November ist es sicher: Azima darf die Klinik verlassen. Sie ist stabil genug, um wieder nach Hause zu gehen. Für Suria Osman ist es das grösste Geschenk, das ihr ein Kind in ihrer Obhut machen kann.
Azima, kleine Kämpferin. Wer hätte das noch zwei Wochen zuvor gedacht.
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