WM-Abfahrt der Männer in SaalbachWegen Goldjunge von Allmen verunstaltet sich sogar Marco Odermatt
Der Berner Oberländer gewinnt mit seinen 23 Jahren das wichtigste Rennen des Jahres. Sein Zimmerkollege wird Dritter. Und das ganze Team lässt Haare – auch der Superstar.
![Franjo Von Allmen aus dem Team Schweiz feiert mit einem Victory-Zeichen beim Audi FIS Alpine World Ski Championships 2025 in Saalbach-Hinterglemm.](https://cdn.unitycms.io/images/0NTizQkjapB8Nlx3J2HZ5x.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=SMzVkOG09Lk)
Die Rasierapparate laufen an diesem Sonntag heiss im Schweizer Skiteam, gleich mehrere Köpfe verlieren ihre Haarpracht. Schliesslich lautete die Abmachung unter den Trainern so: Gewinnt einer ihrer Athleten die WM-Abfahrt von Saalbach, rasieren sie sich eine Glatze. Und so kommt es dann auch, sorgt Franjo von Allmen für das grosse Scheren in der Schweizer Mannschaft, weil er tatsächlich zu Gold fährt in der Königsdisziplin des Skisports.
Doch am Sonntagabend, bei der grossen Feier in Saalbach, bei der die Medaillen vergeben werden, wird offensichtlich: Nicht nur die Trainer, nein, auch die Chefs wie Swiss-Ski-Direktor Hans Flatscher und die Athleten haben ihren Kopf hergehalten. Besonders auffällig ist Marco Odermatts Frisur, quer durch seine Haare wurde eine Schneise geschnitten. Auch Stefan Rogentin hat ordentlich Haare gelassen.
![Eigenwillige Frisuren: Stefan Rogentin, Justin Murisier, Marco Odermatt und Abfahrtstrainer Reto Nydegger haben einige Haare gelassen.](https://cdn.unitycms.io/images/F8LFe5T2KM-8gRDuVTH_s1.png?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=mUGox8LcBgQ)
![Marco Odermatt feiert mit Stella Parpan bei der Siegerehrung der Herren-Abfahrt bei der FIS Alpinen Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm, Österreich.](https://cdn.unitycms.io/images/9t_5H7EWq2xAdafutI3DPn.png?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=bF1hX8BpvJM)
Von Allmen auf dem Podest wiederum fehlt vorne ein Stück und hinten ganz viel an Haarpracht. Als er später seine Mütze noch einmal vom Kopf nimmt, ist auch bei ihm eine Schneise zu sehen.
![](https://cdn.unitycms.io/images/Cbdffy7sqyK8A6n1ZY1c4i.png?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=rY8v1NfAnQc)
Es ist wohl auch die Solidarität mit einem anderen Athleten, die die Coachs und Teamkollegen zu dieser Aktion bewegt. In Kitzbühel vor zwei Wochen war es Alexis Monney, dem nach dessen zweitem Rang in der Abfahrt die vollen Locken abrasiert wurden. Und dieser Monney trägt nun ebenso seinen Teil dazu bei, dass der Abschluss der ersten WM-Woche so wunderbar wird für die Mannschaft von Swiss-Ski.
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Monney holt Bronze, zwischen die beiden jungen Schweizer zwängt sich einzig Routinier Vincent Kriechmayr, der für die nächste Medaille des Heimteams sorgt. Und so kann von Allmen hinterher sagen, sie würden am Abend «zu Boden gehen» beim Feiern, oder: «Wir werden festen bis zum Umkippen.» Was er auch noch sagt: Die Vorzeichen stünden «auf Abriss!»
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Es sind die unbekümmerten Worte eines Mannes, der im Sommer gerade einmal 23 geworden ist, der erst 14 Abfahrten und überhaupt erst 25 Weltcuprennen bestritten hat, der mit dem Super-G in Wengen vor etwas mehr als drei Wochen ein einziges Mal gewonnen hat auf höchster Stufe. Und nun also gelingt ihm dieser verrückte Lauf an dem Tag, an dem es um Abfahrtsgold geht. Es wirkt dabei, als würde er die Eigenschaften auf die Piste bringen, die er in seinem gelernten Beruf als Zimmermann benötigt: einen Hauch von brachialer Gewalt – und dabei doch viel Gefühl und das Auge für Details.
Es ist ein wilder Auftritt von Allmens, einer, wie er ihn schon öfter hatte, immer leicht am Limit, manchmal etwas darüber, ein paarmal hätte er auch ausscheiden können, stattdessen macht er sich zum Goldjungen. «Ich wollte voll angreifen, hatte nichts zu verlieren, nahm volles Risiko. Wenn das aufgeht, ist es schnell», sagt der Berner Oberländer. So ist es an diesem Sonntag, keiner ist schneller als er.
Oben am Start freute sich von Allmen für Monney
Er habe noch die Fahrt von Monney gesehen, der drei Nummern vor ihm ins Rennen ging. Über eine Sekunde war der Freiburger schneller als der zu dieser Zeit führende Franzose Nils Allègre. «Als ich das sah, hatte ich eine Scheissfreude für ihn», sagt von Allmen. «Ich dachte mir, dass es das gewesen sein könnte für ihn. Ich wusste aber auch, dass noch etwas möglich ist und ich versuchen muss, es ihm gleichzutun.» Er machte es dann gar noch ein bisschen besser als sein 25-jähriger Teamkollege.
Die Worte von Allmens stehen sinnbildlich für das, was dieses Schweizer Abfahrtsteam ausmacht: dass sich die Athleten für die Leistungen der anderen freuen können. Und es wirkt nicht gekünstelt, es ist, was Abfahrtstrainer Reto Nydegger zuoberst auf der Prioritätenliste hatte. Dass nicht mehr gegeneinander gearbeitet wird, wie das auch schon war in der Vergangenheit, sondern miteinander.
![Marco Odermatt, Franjo Von Allmen und Alexis Monney aus der Schweiz posieren nach ihren Läufen in der Herren-Abfahrt bei den Audi FIS Alpine Ski-Weltmeisterschaften 2025 in Saalbach-Hinterglemm, Österreich.](https://cdn.unitycms.io/images/En__m-xFawy9sUUYXbbUIH.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=_9WFUIuSAJk)
Der Leader dieses Teams ist das beste Beispiel dafür – er lebt die Rolle auch an diesem Sonntag, im Moment der Enttäuschung: Marco Odermatt, am Freitag noch überlegener Super-G-Sieger, verpasst die Titelverteidigung und muss sich mit Rang 5 zufriedengeben. Zwei, drei Fehler seien ihm unterlaufen, sagt der Nidwaldner, weil er gewusst habe, dass er mit seiner späten Startnummer 13 alles riskieren müsse, nachdem er die Fahrten von von Allmen, Kriechmayr und Monney gesehen habe. «Leider hatte ich zwei Verschneider, was mir sehr selten passiert», sagt Odermatt. «Aber das ist derzeit unsere Qualität: Wenn ich einmal nichts gewinne, was halt auch passieren kann, springen andere Schweizer ein.» Gegenüber dem österreichischen TV-Sender ORF sagt der 27-Jährige noch: «Wir haben ein Superteam, treiben uns gegenseitig an und helfen uns. Wir profitieren gegenseitig voneinander. Und: Es ist mir lieber, ein Schweizer gewinnt als ein Österreicher.»
Der tragische Tod seines Vaters
Das tut an diesem Sonntag von Allmen. Seine Geschichte ist eine, die dieses Happy End richtig verdient. Als er 17 ist, stirbt sein Vater unerwartet. In die Trauer des Teenagers mischt sich die Sorge um seine Karriere. Aus finanziellen Gründen steht diese plötzlich auf der Kippe. Dank eines Crowdfunding kann er einen Winter anhängen. In diesem empfiehlt er sich für die Kader von Swiss-Ski. Nicht auszudenken, welch Talent dem Schweizer Verband durch die Lappen gegangen wäre.
So aber sorgt dieser Franjo von Allmen für den nächsten Schweizer Glücksmoment an dieser WM im Salzburgerland. Dass ausgerechnet Alexis Monney mit ihm aufs Podest steigt, mit dem er in dieser Woche das Zimmer geteilt hat, macht das Ganze noch kitschiger. Zumal die beiden noch am Freitag bei Odermatts Demonstration zu den Geschlagenen gehörten. Monney war auf Silberkurs, als er wegrutschte und ausschied. Von Allmen kam mit dem Kurs nicht zurecht und wurde Neunter. Und jetzt also müssen sich die Trainer seinetwegen kahl rasieren.
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Der Ticker zum Nachlesen – 32 Felix Monsen
Der Schwede startet schon einmal gleich schnell wie von Allmen, doch dann unterläuft ihm ein grosser Fehler. Das wird nichts mit einem Spitzenplatz für den Schnellsten des letzten Abfahrtstrainings. Immerhin gibt es Rang 15 für ihn.
31 Jeffrey Read
Der Kanadier fährt auf Rang 26, jetzt folgt Monsen.
30 Martin Cater
Auch der Slowene fährt kopfschüttelnd im Ziel von Saalbach ein. Er ist jetzt 28. und Vorletzter.
29 Brodie Seger
Der Kanadier schaffts auf Rang 24. Auf einen Fahrer wird hier aber noch mit Spannung gewartet: Auf den Schweden Felix Monsen, der mit der 32 kommt und gestern im Training die Bestzeit aufgestellt hat.
28 Jan Zabystran
Der Tscheche ist jetzt der erste Athlet seit langem, der sich bei den ersten Zwischenzeiten in den Top 15 bewegt. Im Ziel ist es Rang 17 für Zabystran.
27 Sam Morse
Auch der Amerikaner ist chancenlos gegen die Besten. Seit längerer Zeit liess hier kein Fahrer mehr mit starken Zeiten aufhorchen. Morse liegt jetzt auf Zwischenrang 26.
26 Stefan Eichberger
Der junge Österreicher wird im Ziel empfangen wie ein Sieger. Mit den Besten kann er allerdings nicht mithalten: Rang 23 mit 2,23 Sekunden Rückstand.
25 Giovanni Franzoni
Der Italiener muss sich mit Rang 18 zufriedengeben. Er verliert 1,79 Sekunden. Kann von Allmen und Monney auf dem Podest noch jemand gefährlich werden?
Startnummer 24 – Simon Jocher
Der Deutsche verliert schon oben viel Zeit, im Ziel sind es 2,4 Sekunden, Rang 22.
Startnummer 23 – Elian Lehto
Der Finne trainiert mit den Schweizern mit, ganz so schnell wie die Swiss-Ski-Belegschaft ist er aber nicht. Mit Platz 14 aber wird er leben können.
Startnummer 22 – Nils Alphand
Vater Luc, der einst den Gesamtweltcup gewann, drückt unten im Ziel die Daumen. Der Junior aber glänzt nicht. Er büsst über zwei Sekunden ein und wird 19. Der Papa schüttelt den Kopf.
Startnummer 21 – Jared Goldberg
Im Super-G von Gröden glänzte der Amerikaner mit Rang 2, aber er tut sich schwer, das Ergebnis zu bestätigen. Es reicht für Rang 19. Die Luft ist gerade etwas draussen in diesem Rennen. Den Schweizer Skifans kanns recht sein.
Startnummer 20 – Florian Schieder
Der Italiener, der in Kitzbühel schon zweimal Zweiter war, tut sich derzeit doch ziemlich schwer. Seine Hocke ist nicht tief genug, das rächt sich. Er wird 14., mit 1,64 Sekunden Rückstand.
Startnummer 19 – Romed Baumann
Der gebürtige Österreicher fährt seit geraumer Zeit für Deutschland, seine besten Zeiten aber liegen weit zurück. Er wird 15. Wir wagen jetzt mal die Prognose: Am Podest wird sich nichts mehr ändern.
Startnummer 18 – Daniel Hemetsberger
Der dritte von vier Österreichern kann in den Medaillenkampf nicht eingreifen, Hemetsberger, der neben der Piste gerne mit flotten Sprüchen auffällt, zeigt aber ein starkes Rennen und wird direkt vor Murisier Siebter. Aber Österreich gewinnt dank Kriechmayr auch heute wieder eine Medaille.
Startnummer 17 – Adrian Smiseth Sejersted
Der Norweger ist in Topform, das hat er mit Bronze im Super-G bewiesen. Bis Streckenhälfte liegt er auf Medaillenkurs, danach aber verliert er entscheidend Zeit. Rang 6, direkt hinter Odermatt, lässt sich aber sehen.
Startnummer 16 – Stefan Babinsky
«Baba», wie er von allen genannt wird, macht im dritten Sektor zwar etwas Zeit gut, alles in allem aber verliert er zu viel Zeit. Rang 7 für den Österreicher.
Startnummer 15 – Miha Hrobat
Welch Schrecksekunde: Der Slowene verliert während eines Sprungs die Balance und stürzt dann beinahe. Er kann sich aber retten, nichts passiert. Aber Hrobat scheidet aus. Will heissen: Die Top 10 der Weltrangliste haben das Rennen absolviert. Franjo von Allmen führt vor Vincent Kriechmayr, auf Bronze-Kurs liegt mit Alexis Monney ein weiterer Schweizer.
Startnummer 14 – Justin Murisier
Der letzte Schweizer ist geschlagen, Murisier verliert 1,29 Sekunden, was aber immer noch für Platz 6 reicht. Zufrieden ist er damit aber nicht.
Startnummer 13 – Marco Odermatt
Der Titelverteidiger legt los, wie man es sich von ihm gewohnt ist. Oben ist er der Schnellste, danach aber schleichen sich zwei, drei Fehler ein. Es reicht letztlich «nur» für Platz 5. Odermatt schüttelt den Kopf und scheint die Welt nicht mehr zu verstehen. Und wir fragen uns: Wird Franjo von Allmen Weltmeister?
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