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Verrücktes aus Kitzbühel
Warum Monney seine ganze Haarpracht verliert und Rogentin nach einer Drohne schlägt

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Weg mit der Drohne!

Stefan Rogentin hat im Super-G als Dritter geglänzt – am Samstag bei der Hahnenkammabfahrt aber hätte er es kaum in die Schlagzeilen geschafft. 39. nur wird der Bündner, der in den Tagen davor etwas gekränkelt hat.

Dass er trotzdem hier und da Erwähnung findet, liegt an einer seltsamen Szene kurz vor seinem Start. Da nämlich schwirrt eine Drohne auf ihn zu, kommt ihm immer näher und letztlich so nahe, dass er mit seinem Skistock nach ihr fuchtelt. Er trifft sie und schlägt sie in die Flucht.

Drohnen liefern den Zuschauern spektakuläre Bilder aus neuen Blickwinkeln, auch die Fahrer befürworten das mehrheitlich. An diesem Tag aber ging der Drohnenpilot zu weit. Rogentin sagt hinterher: «Ich finde die Drohnenbilder eigentlich gut. Bei der Fahrt kriegt man ja auch nichts mit.» Als sie aber auf ihn zuschwirrte, habe er gedacht: «Kommt mir nicht mit der Drohne.»

Schon im Training kam Rogentin eine Drohne beim Start zu nahe. Er habe sich daher beschwert, sagt der 30-Jährige, «den Verantwortlichen war es wohl egal». Ganz so egal ist es diesen allerdings nicht. Am Abend bei der Sitzung mit den Teamverantwortlichen entschuldigt sich der Kitzbüheler Rennchef Mario Mittermayer-Weinhandl mehrmals bei den Schweizer Trainern. «So etwas dürfte nie und nimmer passieren», sagt er. 

Odermatt und die starken Gefühle

Es gab Beat Feuz, den stoischen Schangnauer, den kaum etwas aus der Ruhe brachte. Schon gar nicht die Fragen nach seinem ersten Sieg in Kitzbühel. Der sei ihm gar nicht so wichtig, sagte er stets. Viermal Zweiter wurde er in der Abfahrt – dann schlug er vor seinem Karriereende doch noch dreimal zu. Und freute sich ausgelassen. Heute gibt es Marco Odermatt, den besten Skifahrer der Gegenwart, selbstbewusst und gerade heraus. Der Triumph in Kitzbühel sei das Einzige, was ihm noch fehle in seiner Karriere, sagt der 27-Jährige seit der letzten Saison.

Marco Odermatt, Sieger des Super-G der Männer in Kitzbühel, hält eine Trophäe beim Siegertreppchen hoch.

In dieser Rennwoche schliesst er auch diese Lücke – zumindest so halb. Der Nidwaldner gewinnt am Freitag den Super-G und hält erstmals die begehrte Trophäe in der Hand: die goldene Gams. Bei der Siegerehrung hat er darum Tränen in den Augen, noch bevor die Schweizer Hymne abgespielt wird.

Wer sich nun aber sorgt, dass Odermatt jetzt zurücktreten würde, weil er all seine Ziele erreicht hat, darf beruhigt sein. Eigentlich strebte er ja vor allem den Triumph in der Hahnenkammabfahrt an. Dieses Ziel kann er weiterverfolgen, musste er sich am Samstag doch mit Rang 6 begnügen. 

Der vermeintliche Sieger namens Babinsky

Das Publikum tobt, als Stefan Babinsky ins Ziel kommt, die Stimmen der Moderatoren überschlagen sich. Und der Fahrer lässt sich anstecken, zeigt Didier Cuches berühmten Trick mit dem wirbelnden Ski, den der Neuenburger Rekordsieger hier so oft vollführte. Österreichische Glückseligkeit, endlich wieder ein Triumph auf der Streif?

Der Grund für den emotionalen Ausbruch: Auf der Anzeigetafel leuchtet ein Vorsprung von fast zwei Sekunden auf. Das Problem: Babinsky hat die Nummer 2 und gerade einmal Rogentin hinter sich gelassen, der von einer Grippe geplagt ist und schon nach dem Super-G am Freitag sagte: «Hier zu starten, ist eigentlich fahrlässig.»

Nun ist Kitzbühel schon gefährlich genug, Rogentin will das Schicksal nicht herausfordern, fährt oft aufrecht. Babinsky dürfte das im Starthaus gar nicht mitbekommen haben und fühlt sich deswegen kurz wie ein Sieger. Am Ende wird er Achter, immerhin. Trotzdem darf man sich fragen, ob Cuche bei einem solchen Resultat auch seinen Trick vollführt hätte.

Die schönen Locken sind ab

Vor einem Jahr brüllte Marco Odermatt im legendären Kitzbüheler Pub The Londoner dem Franzosen Cyprien Sarrazin gut angeheitert die Schweizer Nationalhymne ins Gesicht – oben ohne. Die Feiern im Londoner haben Tradition, darum durfte man gespannt sein, wie James Crawford, der Sieger der Abfahrt, und Alexis Monney, der Zweite, ihren Besuch angehen würden. Sie beide gelten im Gegensatz zu Odermatt und Sarrazin als ruhige Typen.

Er werde wohl schon noch kurz vorbeischauen im legendären Kitzbüheler Partylokal, sagt Alexis Monney am Samstagabend. Er möge grosse Menschenansammlungen allerdings nicht allzu sehr. Und dann? Sind die Worte schnell verhallt, präsentiert sich der 25-Jährige in bester Feierlaune und ebenfalls oben ohne. Und weiter oben auch ohne: mit kahlem Kopf. Seine prächtigen Locken hat er kurzerhand abrasiert. 

Auch Crawford wollte nichts von Dingen wie Pullovern oder T-Shirts wissen, stand bald johlend hinter der Bar und liess sich Bier in seinen Mund schütten. Nicht ganz so pathetisch wie Odermatt mit der Nationalhymne, aber immerhin stereotypisch mit «Summer of ‘69» von Bryan Adams.

Die Degens unter den Promis

Kitzbühel ist ein Schaulaufen der A-, B- und C-Promis. Wer gesehen werden will, kommt hierher. Wie immer überstrahlt Arnold Schwarzenegger alle, aber auch sonst ist die Stardichte hoch. Der ehemalige Fussballer Zlatan Ibrahimovic ist fast schon auf Schwarzenegger-Level, dann ist da auch noch der deutsche Schauspieler Matthias Schweighöfer, der es in die grossen Hollywood-Produktionen geschafft hat. Yuki Tsunoda, aktueller, und Sebastian Vettel, ehemaliger Formel-1-Fahrer, Bernie Ecclestone, Gerhard Berger, Peter Maffay und natürlich viele Ski-Promis, die ihre Ski auch zig Jahre nach dem Rücktritt in die Kameras halten.

Und mittendrin dieses Jahr, das berichtet «20 Minuten» live von der Weisswurstparty im Stanglwirt von Kitzbühel: die Degen-Zwillinge David und Philipp. Ob es ihnen gefiel, was sie vorhatten und ob es gelang, Ibrahimovic zum Rücktritt vom Rücktritt zu überreden, ist leider nicht überliefert.

Kristoffersen und der österreichische Schmäh

Henrik Kristoffersen ist nicht immer der angenehmste Gesprächspartner. Der Norweger kann aufbrausend sein, wenn ihm etwas nicht passt. Er kann auch einmal wutentbrannt auf Klimaaktivisten losgehen, die einen Zielraum stürmen – wie er das im letzten Winter in Gurgl tat.

Am Samstagabend ist der 30-Jährige zu Gast im Studio von ORF und gibt den Charmeur. In breitestem Österreicher Dialekt redet er über die schwierige letzte Saison und die starken Auftritte in der aktuellen. «I hob dann den Servicemann gewechselt», sagt er etwa, oder: «I bin vielleicht a bisserl ruhiger, aber nit gonz ruhig, i bleib, wie Henrik ist.»

Der beste Slalomfahrer der Gegenwart lebt mit seiner Freundin und seinem Sohn in der Nähe von Salzburg und wird bald definitiv sesshaft. Am Freitag hat er in der Region ein Haus gekauft, deshalb spricht er in Kitzbühel auch von einem «Heimrennen».

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Glück gebracht hats ihm nicht. Am Sonntag fädelt er im ersten Lauf ein. Immerhin stehen im Ziel seine Freundin, die er im Sommer heiraten wird, und sein Sohn Emil bereit, um ihn zu trösten. 

«Do you speak German?»

Arnold Schwarzenegger kommt jeweils von weit, weit her, um diese Abfahrt zu sehen. Aber obwohl er vor bald 60 Jahren in die USA auswanderte und dort eine Karriere als Bodybuilder, Schauspieler und Gouverneur hinlegte, ist er immer noch Österreicher – «the American Dream» in Person. 

Das alles ist so amerikanisch, dass ORF-Reporterin Daniela Schmiderer den Terminator auf Englisch interviewt. Der 77-Jährige aus der Steiermark reagiert souverän und spricht auf Deutsch von einem fantastischen Rennen. Als Schmiderer noch einmal nachhakt, sagt er: «Du hast gesagt, du stellst eine Frage.» Und sie: «Thank you so much!»

Ein Mann mit weissem Bart und Sonnenbrille trägt einen Hut und einen grauen Mantel bei einem Skievent in Kitzbühel, Österreich.

Aber nicht nur Schmiderer leistet sich einen Live-Fauxpas. Als der österreichische Fahrer Christopher Neumayer nach seinem 21. Platz bei ORF-Moderator Rainer Pariasek steht, sagt er: «Das mit meinem Papa habe ich damals alles nicht so verkraftet.» Pariasek ist konfus und fragt: «Ich weiss gar nicht mehr, was mit Ihrem Papa war, wollen Sie darüber reden?»

Nun, Neumayers Vater verstarb vor einem Jahr unerwartet, und unter anderem dieser Verlust bewog den 32-Jährigen zu einem vorübergehenden Rücktritt – den er im Live-Interview mit Pariasek bekannt gab.