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Super-G in Wengen
«Er könnte auch Skispringen» – Konkurrenten schwärmen von Sieger von Allmen

Franjo Von Allmen aus der Schweiz nach dem Zieleinlauf beim Super-G der FIS Alpinen Skiweltcup in Wengen am 17. Januar 2025, zeigt Daumen hoch.

Als Bub hat er die Rennen in Wengen immer vor dem Fernseher verfolgt, zusammen mit der Familie, in der Stube gab es dazu Pommes frites. Es sei seine schönste Lauberhorn-Erinnerung, erzählt Franjo von Allmen am Mittwoch. Zwei Tage später sagt er strahlend: «Nun ist es Zeit für ein Update.»

Wengen, das ist nun der Ort seines ersten Sieges, 22 Jahre nach Bruno Kernen in der Abfahrt gewinnt wieder ein Berner Oberländer am Lauberhorn. Es ist der vorläufige Höhepunkt eines Aufstiegs, der bezüglich Tempo an und für sich Ski-Gesetze bricht. Das Weltcup-Debüt? Erst vor 22 Monaten. Der erste Top-10-Rang? Im dritten Rennen. Das Premieren-Podest? Im zwölften Versuch. Und nun also der Triumph im Super-G vor der Wengener Freitagsrekordkulisse von 27’500 Ski-Fans, zehn Hundertstel vor dem Österreicher Vincent Kriechmayr, knapp sechs Zehntel vor seinem Landsmann Stefan Rogentin.

Verblüffend sei das, sagt etwa der 40-jährige Italiener Christof Innerhofer, der 19. wird und sagt, Erfahrung sei in den Speedrennen doch so wichtig. «Aber der Franjo ist gerade richtig im Flow. Und in diesem Zustand könnte er wohl auch Skispringen und Rennrodeln. Es würde alles funktionieren.»

Die Karriere hing am seidenen Faden

Nach Justin Murisier und Alexis Monney ist von Allmen der nächste Athlet aus dem Schweizer Speedteam, der in diesem Winter erstmals reüssiert. Der 23-Jährige ist der unbekümmerte Draufgänger, der sagt, er liebe es, wenn er mit über 150 km/h den Haneggschuss hinunterrase und dabei der Wind durch seinen Helm pfeife. Die Trainer mahnten ihn den letzten Monaten nicht selten zur Zurückhaltung, ein paar Mal hat er es tatsächlich übertrieben, sämtliche Stürze aber verliefen glimpflich.

«Ich sehe vielleicht die Gefahren weniger als andere», erklärte der Aufstrebende in einem ausführlichen Gespräch letzten Sommer, nun sagt der Schweizer Trainer Reto Nydegger, in taktischer Hinsicht habe von Allmen markante Fortschritte gemacht.

Dass dieser ganz oben angekommen ist, schien noch vor einigen Jahren undenkbar. Mit 17 starb sein Vater, danach stand die Fortsetzung seiner Karriere aus finanziellen Gründen auf der Kippe. Dank eines Crowdfundings kam genug Geld zusammen, um eine weitere Saison zu absolvieren, am Ende jenes Winters schaffte es der Simmentaler ins Kader von Swiss-Ski. An der Junioren-WM 2022 holte von Allmen dann dreimal Silber, seither ist bei ihm daheim in der Metzgerei von Boltigen eine Wurst nach ihm benannt. Mehrere Schulklassen aus dem Dorf feuern ihn am Freitag an, die Unterstützung sei gewaltig gewesen.

Nichts spricht gegen den Abfahrtssieg

Von Allmen scheint dieses Spitzbübische an sich bewahren zu können, er hat diese innere Ruhe, die vielen abgeht. Im Sommer verletzte er sich und verpasste deswegen das Trainingscamp in Südamerika, bei seinem ersten Skitag im Herbst in Italien wirkte er dennoch locker und gelöst, keine Spur von Unsicherheit, keine Bedenken, nichts. Auch vom missglückten Saisonstart in Beaver Creek liess er sich nicht beirren, «er scheint ein ganz cooler Typ zu sein», sagt daher Dominik Paris, der in Wengen Fünfter wird. «Jetzt habt ihr wohl schon den nächsten Beat Feuz», sagt der Südtiroler, doch er präzisiert sogleich: «Nein, es ist der erste von Allmen.»

Feuz hatte seinem ehemaligen Teamkameraden einst seine alten Rennski geschenkt und ihn mit Tipps versorgt. Vor dem Super-G bewies er sein Näschen und kündigte diesen als Sieger an. «Ich bin froh, habe ich dem Druck standgehalten», sagt von Allmen, «ich hoffe, Beat wird vor der Abfahrt wieder auf mich setzen.»

Auf die Frage, ob etwas gegen einen Abfahrtstriumph spreche, antwortet er: «Nein, grundsätzlich nichts.» Er sagt das ohne eine Spur Überheblichkeit, aber mit dem notwendigen Selbstbewusstsein. Die Erwartungen tief zu halten, wie er das ja eigentlich will, dürfte nach den letzten Rennen und den Rängen 1, 6, 2 und 2 etwas kompliziert werden.

Odermatt für einmal mit Fehlern

Neben von Allmen glänzt Stefan Rogentin, der noch am Dienstag im ersten Abfahrtstraining im Ziel-S stürzte und in die Sicherheitsnetze drosch – einer seiner Ski durchtrennte diese gar. Der Bündner fährt mit Schmerzen, im Ziel krümmt er sich fast deswegen. In der Nacht nach dem Trainingssturz sah er im Traum dieses Netz immer wieder vor sich, die zweite Einheit am folgenden Morgen liess er auch aus Selbstschutz aus. Rogentin nahm mit seinem Mentalcoach Kontakt auf, der auch auf Traumata spezialisiert ist. Eineinhalb Stunden habe er mit ihm geredet – die Wirkung blieb nicht aus.

Sein dritter Rang ist eine weitere Schweizer Feelgood-Story, wie sie es im Super-G zuletzt en masse gegeben hat. In den letzten 20 Rennen in jener Sparte resultierten 27 Schweizer Podestplätze, seit Ende der Saison 2021/22 hat es immer mindestens ein Swiss-Ski-Vertreter in die Top 3 geschafft.

Dass Vorjahressieger Marco Odermatt das Kernen-S für einmal verpatzt, auch danach nicht fehlerfrei bleibt und als Siebter so weit hinten liegt wie seit knapp drei Jahren nicht mehr, fällt aus einheimischer Sicht nicht ansatzweise ins Gewicht. Er könne für die Abfahrt nichts Positives mitnehmen, sagt der Gesamtweltcup-Leader, «aber das Resultat ist auch weit weg von einer Katastrophe». Teamkollege von Allmen bezeichnete Odermatt schon vor Jahresfrist als «grandiosen Skifahrer». Heute sagt er nur: «Er hat eine Traumfahrt gezeigt.»

Zusammenfassung

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Der Ticker zum Nachlesen – 30 Kyle Negomir

Auch der Amerikaner wird Von Allmen nicht gefährlich, damit steigt die Wahrscheinlichkeit enorm, dass der Berner erstmals ein Weltcuprennen gewinnt. Negomir schafft es nur auf Zwischenrang 29.

29 Lars Rösti

Lässt sich der 26-jährige Berner von der Leistung seines Kompagnon Von Allmen inspirieren? Oben verliert er schon fast eine halbe Sekunde, das wird ganz schwierig für Rösti. Bald sind es gar über 2 Sekunden, er liegt jetzt auf Zwischenrang 27.

28 Jan Zabystran

Der Tscheche startet schon einmal genau gleich schnell wie Franjo von Allmen. Muss der Berner im Ziel doch noch zittern? Auch im Kernen-S fährt Zabystran frech, liegt weniger als eine halbe Sekunde hinter Von Allmen. Er liegt jetzt auf Zwischenrang 9, das wird ein starkes Resultat für ihn. Zurzeit liegt er auf Platz 17, damit ist er ganz zufrieden.

27 Blaise Giezendanner

Der Franzose hat Schweizer Wurzeln, dieser Super-G von Wengen ist also so etwas wie ein Heimrennen für ihn. Nutzen kann das Giezendanner nicht. Er verliert zweieinhalb Sekunden und ist 24.

26 Lukas Feurstein

Mit Rang 3 ist der Österreicher in die Super-G-Saison gestartet, hat sich danach allerdings an der linken Hand verletzt und musste operiert werden. Ihm gelingt aber ein starkes Rennen. Feurstein liegt jetzt auf Rang 10.

25 Florian Loriot

Der 26-jährige Franzose, zuletzt Neunter im Super-G von Bormio, verliert heute schon oben sehr viel Zeit, über eine halbe Sekunde. Und der Rückstand wird nicht weniger. Im Ziel sind es über vier Sekunden. Loriot ist Letzter. Und Von Allmen darf sich unten schon einmal vorsichtig freuen, dass er sich bald Sieger eines Weltcuprennens nennen darf. Aber wir wollen nichts verschreien.

24 Giovanni Franzoni

Der 23-jährige Italiener ist dreifacher Juniorenweltmeister (Super-G, Abfahrt, Kombination) und war in diesem Winter auch schon Vierter. Hier muss er sich mit Zwischenrang 16 zufrieden geben.

23 Otmar Striedinger

Rang 22 ist das bislang beste Resultat in diesem Winter für den Österreicher. Viel besser läuft es ihm heute nicht. Striedinger liegt auf Zwischenrang 17.

22 River Radamus

Der Amerikaner verliert schon oben ganz viel Zeit, beim Kernen-S hat er zwar keine Mühe, schnell aber ist das nicht, weil er sich zu sehr an die Linie klammert. Er liegt nun auf Rang 20 ein. Zur Erinnerung: Stefan Rogentin ist auch immer noch Dritter.

21 Adrien Théaux

Der 40-jährige Routinier aus Frankreich verliert brutal viel Zeit. Er liegt nur auf Zwischenrang 20, mit 2,55 Sekunden Rückstand.

20 Justin Murisier

Der sensationelle Abfahrtssieger von Beaver Creek ist unterwegs. Und der Start glückt Murisier, vor dem Kernen-S driftet er aber leicht an. Der Rückstand beträgt jetzt schon 65 Hundertstel. Der Walliser verliert weiter Zeit, auf der Piste rumpelt es aber auch etwas mehr als noch bei den ersten Fahrern. Murisier ist 13. mit 1,58 Sekunden Rückstand.

19 Stefan Babinsky

Der Österreicher überlässt Teamkollege Vincent Kriechmayr die Rolle als Retter der österreichischen Bilanz. Kriechmayr ist Zweiter, Babinsky derzeit nur 13.

18 Ryan Cochran-Siegle

Der Amerikaner wiederum war im zweiten Training der Schnellste überhaupt. Der Start missglückt dem 32-Jährigen allerdings. Cochran-Siegle verliert kontinuierlich Zeit auf Leader Von Allmen. Im Ziel ist er Zehnter.

17 Arnaud Boisset

Und schon ist der nächste Schweizer unterwegs. Für Boisset ist es eine Rückkehr in den Weltcup nach seinem fürchterlichen Sturz in der Abfahrt von Beaver Creek Anfang Dezember. Dem 26-Jährigen, im vergangenen Jahr hier starker 14., ist anzusehen, dass er noch nicht voll riskieren kann. Boisset fährt auf Zwischenrang 16.

16 Cameron Alexander

Der 27-jährige Kanadier war im ersten Training am Lauberhorn am Dienstag der Schnellste. Im Super-G legt er auch ganz stark los, liegt nach dem Kernen-S gar mit 6 Hundertsteln vor Von Allmen. Doch danach gerät er zweimal deutlich zu tief und in den Pulverschnee. Ohne Fehler wäre er dem Berner ganz gefährlich geworden, so aber reicht es nur zu Rang 8 mit 1,13 Sekunden Rückstand.

15 Jared Goldberg

Der 33-jährige US-Amerikaner ist nach seinem Sturz im ersten Training noch nicht voll bei Kräften. Es reicht Goldberg nur zu Rang 15, damit ist er Letzter.

14 Fredrik Möller

Der Norweger ist einer von ein paar Überraschungssiegern des Winters. Der 24-Jährige hat in Bormio den Super-G für sich entschieden. Heute gelingt auch ihm keine optimale Fahrt. Möller liegt auf Zwischenrang 10.

13 Marco Odermatt

Der Nidwaldner ist der grosse Favorit an diesem wunderbar sonnigen Freitag. Er hat dieses Rennen 2022 gewonnen, ist 2023 Dritter und 2024 Zweiter geworden. Er war in den letzten beiden Wintern der beste Super-G-Fahrer überhaupt – und ist das auch in diesem Jahr. In Wengen legt der 27-Jährige fulminant los, liegt eine Hundertstel vor Von Allmen. Beim Kernen-S macht er keinen zustäzlichen Schwung, es treibt ihn aber danach weit raus, die Ausfahrt hat er nu knapp noch erwischt, das kostet zwei Zehntel. Auch danach gerät er leicht in den Neuschnee, wow, das hat viel Zeit gekostet. 99 Hundertstel liegt er zurück. Odermatt ist chancenlos gegen seinen jungen Teamkollegen, verliert 1,04 Sekunden und ist nur Siebter.

12 Jeffrey Read

Der 27-jährige Kanadier ist in dieser Saison noch überhaupt nicht in Fahrt gekommen. Erst einmal ist er in diesem Winter überhaupt in die Punkte gefahren, im Super-G von Bormio als 19. Sein Vater Ken Read hat hier 1980 die Abfahrt gewonnen. Von einem Sieg ist sein Sohn an diesem Freitag weit weg. Read verliert 2,07 Sekunden und ist Elfter und Vorletzter.