Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Hitzewelle in Südeuropa
Gäste und Einheimische leiden, die Tourismus­branche brummt – noch

epa10753091 Women wearing hats for sun protection amid a heatwave and high temperatures, in Rome, Italy, 18 July 2023. Italy is facing the third heatwave of the summer on 18 July bringing record temperatures. The new heatwave is forecast to peak on 18 July, when temperatures in areas of southern Sardinian may reach 48 degrees Celsius, according to forecasts. On 15 July, the country's health ministry has put on red alert major Italian cities.  EPA/MASSIMO PERCOSSI
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Heisse Luftmassen aus Afrika bescheren Südeuropa dieser Tage teils unerträgliche Hitze. Temperaturen von mehr als 40 Grad in spanischen Grossstädten wie Sevilla und Córdoba. Und auch Italien wird seit Tagen von einer Hitzewelle heimgesucht. In den grossen Städten wie Rom und Florenz wurden bis zu 38 Grad im Schatten gemessen. Auf der grossen Mittelmeerinsel Sizilien wurde mancherorts sogar die 40-Grad-Marke geknackt. In Südeuropa beobachtet die Tourismusbranche die Entwicklung mit gemischten Gefühlen.

Denn wenn Hitzewellen wegen des Klimawandels weiter zunehmen sollten, könnte das manche Feriengäste langfristig in die Flucht schlagen. Statt Mallorca oder Málaga würden die Menschen dann eher Schweden oder Schottland buchen, so die Befürchtungen. Eine Untersuchung der CaixaBank ergab, dass die Ausgaben von Urlaubern in den spanischen Regionen mit gemässigterem Klima stärker angestiegen sind als in den besonders heissen Gegenden. Und bei weiter steigenden Temperaturen kommen Prognosen zu dem Schluss, dass der Tourismus in der Hauptsaison, also in den Monaten Juli und August, um bis zu 15 Prozent einbrechen könnte.

«Tourists go home. You are not welcome»

Genau das wünschen sich Teilnehmer von Demonstrationen gegen den Massentourismus in Spanien. Der Unmut über die negativen Folgen wächst. In der Mittelmeermetropole Barcelona, in Málaga oder auf Mallorca forderten Demonstranten Massnahmen gegen die Auswüchse des Massentourismus. Vor allem steigende Wohn- und Lebenshaltungskosten treiben die Menschen auf die Strassen. Aber auch die Umweltbelastung, Staus, allgemeine Überfüllung, Wassermangel sowie die Überlastung des Gesundheitssektors und der Abfallentsorgung durch immer mehr Besucher empört Einheimische. Andere warnen hingegen, man solle nicht den Ast absägen, auf dem man sitzt.

«Reduzierung des Tourismus jetzt!»: Die zunehmende Besucherzahl wird in Spanien für viele Probleme verantwortlich gemacht.

In Palma auf Mallorca steht am Sonntag die nächste Demonstration an. Vielleicht gibt es dann für einige Touristen wieder eine kostenlose Abkühlung wie Anfang des Monats in Barcelona. Dort bespritzten Demonstranten Touristen in Strassencafés mit Wasserpistolen.

Noch aber brummt Spaniens Tourismusbranche. Bis Ende Mai wurden schon 33,2 Millionen ausländische Touristen in dem Land mit knapp 48 Millionen Einwohnern gezählt. Schätzungen gehen davon aus, dass es bis zum Jahresende 91 Millionen Urlauber werden könnten, die rund 125 Milliarden Euro in die spanischen Kassen spülen werden. Die Hochkonjunktur beim Tourismus beschert Spanien auch wesentlich bessere Wirtschaftsdaten als derzeit zum Beispiel Deutschland.

Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit plagen Touristen in Italien

Auch Italien ächzt derzeit unter einer Hitzewelle. Am Freitag waren die Temperaturen in einigen Teilen des Mittelmeerlandes so hoch, dass das Gesundheitsministerium für 17 grössere Städte – darunter die Hauptstadt Rom und Florenz – die höchste Hitze-Warnstufe ausgerufen hatte. Touristen in Rom und Florenz quälten sich bei um die 38 Grad durch die Gassen der Altstädte und von einer Attraktion zur nächsten. Am Wochenende sollte es Meteorologen zufolge ein wenig abkühlen.

epa10753537 A man drinks water at the market in Campo de Fiori during a heat wave in Rome, Italy, 18 July 2023. Italy is facing the third heatwave of the summer on 18 July bringing record temperatures. The new heatwave is forecast to peak on 18 July, when temperatures in areas of southern Sardinian may reach 48 degrees Celsius, according to forecasts. On 15 July, the country's health ministry has put on red alert major Italian cities.  EPA/Riccardo Antimiani

Am Samstag hat das Gesundheitsministerium für immerhin noch elf Städte die höchste Hitze-Warnstufe ausgerufen. Zu den hohen Temperaturen kommt eine verhältnismässig hohe Luftfeuchtigkeit, die die Hitze noch wärmer erscheinen lässt. Ab Montag kühlt es aber weiter ab, was Besuchern in den Touri-Hochburgen den Urlaub erträglicher machen könnte.

Bisher keine Auswirkungen auf Touristen-Zahlen in Italien

Noch hält die Hitze in den Sommermonaten die zahlreichen Touristen jedoch nicht von einem Urlaub in Italien ab. Im vergangenen Jahr – auch da war es im Juli und August sehr heiss – verzeichnete Italiens Tourismus ein Rekordhoch: Mehr als 134 Millionen Urlauberankünfte mit rund 451 Millionen Übernachtungen in Beherbergungsbetrieben schlugen zu Buche. In diesem Jahr könnte es ähnlich aussehen. Das Demoskopika-Institut prognostizierte allein für den diesjährigen Sommer rund 66 Millionen Urlauberankünfte in dem beliebten Urlaubsland.

Der Tourismus ist in Italien eine sehr wichtige Einnahmequelle. Das ist vielen Italienern bewusst. Insbesondere Venedig, Rom und weitere Orte in der Toskana, Ligurien oder auf Sizilien und Sardinien sind in der Urlaubssaison überfüllt. Der Unmut bei den Einheimischen wächst. Sie fordern, die Besucherströme besser zu kontrollieren und einzuschränken.

Neuer Besucher-Rekord in Griechenland

In Griechenland könnte die Zahl der Touristen in diesem Jahr auf bis zu 35 Millionen steigen. Die Prognosen werden regelmässig von der National Bank of Greece erhoben; das Institut rechnet auf Basis vorläufiger Zahlen mit einem Besucheranstieg von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Plus bei den Einnahmen sieht das Institut bei 10 Prozent. Insgesamt könnte der für Griechenland so wichtige Wirtschaftszweig damit im Jahr 2024 rund 22 Milliarden Euro einbringen.

epa11487447 An officer offers water to a Greek Presidential guard as he performs his duties during a heatwave at the monument of the unknown soldier in front of the parliament building in Athens, Greece, 19 July 2024. The high temperatures, locally above 40 degrees Celsius, will continue in Greece until 22 July. From 23 July, there will be a gradual drop in temperature, both in terms of maximum and minimum values, which will be felt by the middle of next week in most areas.  EPA/KOSTAS TSIRONIS

35 Millionen Besucher sind mehr als dreimal so viele Menschen, wie Griechenland Einwohner hat. Dennoch gibt es bislang noch keine Demonstrationen gegen Touristen. Der Chef des Panhellenischen Hotelierverbands, Giannis Hatzis, geht davon aus, dass es so weit auch nicht kommen wird, weil die Urlaubsregionen in Spanien viel dichter besiedelt seien und dadurch grössere Probleme entstünden.

Aktuell gibt es zwei Destinationen im Land, die gegen Massentourismus ankämpfen: die Insel Santorini, an der täglich bis zu 10.000 Kreuzfahrtpassagiere anlanden, und die Jet-Set-Insel Mykonos, auf der sich die Reichen und Schönen der Welt tummeln, was unter den Einwohnern zum Teil für Kritik sorgt.

Klimawandel bereitet Sorgen

Genau wie in Spanien und Italien bereiten die aktuell hohen Temperaturen auch der griechischen Tourismusbranche Kummer. So herrschen in der Hauptstadt Athen, die rund ums Jahr viele Gäste beherbergt, seit zehn Tagen tags und auch nachts über mehr als 30 Grad, was den Körper ungemein schlaucht. Auch andere Regionen sind von der Hitzewelle betroffen. Das kommt dem Land jedoch auch entgegen: Schon länger fordert die Branche, die Saison solle viel früher beginnen und später enden. Entsprechend werden Besuchern die kühleren Monate März bis Mai und Oktober für einen Trip nach Hellas empfohlen. Dann sind die Temperaturen erträglich und die beliebten Destinationen nicht so überlaufen.

SDA/nag