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Heftige Vorwürfe aus Dänemark
Spionageaffäre von Huawei hat Folgen für die Schweiz

Hierzulande setzen sowohl die Swisscom als auch Sunrise und Salt Huawei-Ausrüstung in ihrem Festnetz oder im Mobilfunk ein: Montage einer Sunrise-5G-Mobilfunk-Antenne in Zürich.
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Eine Spionageaffäre erschüttert diesen Sommer Dänemark. Es geht um den dänischen Telecomkonzern TDC, den chinesischen Netzwerkausrüster Huawei und dessen Konkurrenten Ericsson aus Schweden. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, soll Huawei TDC ausspioniert haben, um im Rennen um einen lukrativen Auftrag für das schnelle 5G-Mobilfunknetz bessere Karten gegen den Mitbewerber zu haben.

Huawei soll diese zweifelhaften Methoden eingesetzt haben, obwohl das Unternehmen der dänischen Regierung ein sogenanntes Nicht-Spionage-Abkommen angeboten hat. Huawei nutzt solche Absprachen gern, um Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Redlichkeit der Firma auszuräumen. Deutschland und Grossbritannien haben ebenfalls ein Nicht-Spionage-Abkommen angeboten erhalten.

Die Schweizer Ländergesellschaft von Huawei stellte ein solches Abkommen 2019 zur Diskussion. Es kam jedoch zu keiner konkreten Vereinbarung. Huawei bestätigt diese Information.

Wegen seiner Nähe zum kommunistischen Regime steht der weltweite Marktführer von Netzwerktechnik vor allem in den USA sowie in Kanada und Australien im Verdacht, auf der im Westen gebauten Infrastruktur Telefongespräche abzuhören und den Datenverkehr mitzulesen.

Hierzulande setzen sowohl die Swisscom wie auch Sunrise und Salt Huawei-Ausrüstung in ihrem Festnetz oder im Mobilfunk ein. Prestigeträchtigster Kunde der Chinesen ist Sunrise als zweitgrösster Anbieter des Landes, der zusammen mit Huawei sein 5G-Netz aufgebaut hat.

Die Affäre in Dänemark wirft die Frage auf, wie viel Garantien von Huawei am Ende noch wert sind. Neue Erkenntnisse zum Vorfall legen den Schluss nahe, dass die Firma bewusst ein doppeltes Spiel spielt. «Sie können Huawei trauen», heisst es noch im Dezember 2018 in einem Brief des damaligen dänischen Länderchefs Yang Lan an den Verteidigungsausschuss des dänischen Parlaments. «Ich möchte Ihnen versichern, dass Huawei alle geltenden Gesetze und Vorschriften einhält, in deren Rahmen die Firma tätig ist.»

Grund für den Brief ist, dass TDC einen Auftrag im Wert von umgerechnet 175 Millionen Franken ausgeschrieben hat. Es geht darum, das Mobilfunknetz auf 5G aufzurüsten. Wie sich aber später herausstellt, hat Huawei einen TDC-Ingenieur dazu bringen können, Informationen zum Angebot des schwedischen Konkurrenten Ericsson preiszugeben.

Die Rede ist darüber hinaus von Beschattungen von weiteren TDC-Angestellten und dem Einsatz von Wanzen und Drohnen. So steht es in einem vertraulichen Bericht von TDC, der die Vorfälle rund um das Bieterrennen von 2019 untersuchte und aus dem Bloomberg zitiert.

Auffälliges Angebot in letzter Minute

Das Ganze fliegt auf, weil Huawei in letzter Minute ein Angebot macht, das plötzlich tiefer ist als dasjenige von Ericsson. In ihren vorherigen Offerten hatten die Chinesen aber immer mehr verlangt als die Schweden. Das lässt bei TDC die Alarmglocken läuten.

Schweizer Bundespolitiker äussern ihr Missfallen. Er habe zwar keine gesicherte Kenntnis von Spionage gegen Schweizer Telecombetreiber, sagt der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult, Präsident der nationalrätlichen Fernmeldekommission. «Es würde mich aber nicht erstaunen», sagt er mit Blick auf Huawei.

Er ist gegen die Geschäfte von Huawei in der Schweiz: Jon Pult ist Präsident der Fernmeldekommission des Nationalrats.

Das Unternehmen sei ein Instrument der Kommunistischen Partei Chinas. «Nur schon deshalb bin ich dagegen, Huawei als Lieferanten von Elementen unserer kritischen Infrastruktur zu berücksichtigen», sagt Pult. Im Parlament setzt er sich dafür ein, dass die Eidgenossenschaft den Einsatz von Netzwerkteilen verbieten kann, wenn deren Anbieter direkt oder indirekt von der Regierung eines anderen Staates kontrolliert werden. «Meines Erachtens trifft das im Fall von Huawei zu», erklärt Pult.

Für den Nidwaldner FDP-Ständerat Hans Wicki, Präsident der ständerätlichen Fernmeldekommission, hat die Affäre in Dänemark «sicherlich der Glaubwürdigkeit» von Huawei geschadet. Er fordert von den einheimischen Telecomanbietern eine «Null-Vertrauen-Herangehensweise» gegenüber den Lieferanten. Nur so könne ein Datenabfluss aus den Netzen ausgeschlossen werden.

Beim sogenannten Zero-Trust-Modell handelt es sich um ein Sicherheitskonzept, das grundsätzlich allen Diensten, Anwendern und Geräten misstraut. Es wird kein Unterschied innerhalb oder ausserhalb des eigenen Netzwerks gemacht. Alle Nutzer oder Dienste müssen ihre Echtheit nachweisen, bevor sie auf eine Infrastruktur zugreifen können.

Sunrise schliesst Spionage aus

Sunrise als wichtigster Kunde von Huawei schliesst aus, Opfer von ähnlichen Machenschaften wie in Dänemark geworden zu sein. «Sunrise wurde und wird nicht von Huawei ausspioniert», sagt ein Firmensprecher. Trotzdem haben die Enthüllungen Folgen. «Sunrise thematisiert solche Berichterstattungen in den regelmässigen Kontakten.» Sunrise betreibe ein unternehmensweites Cybersicherheit-Management mit «Zero-Trust»-Modell, das sich nicht auf einzelne Zulieferer konzentriere. Niemand könne jedoch «einen Angriff durch beliebige Drittstaaten mit Geheimdienst-Mitteln über beliebige Komponenten ausschliessen».

Huawei bestreitet jegliches Fehlverhalten in Dänemark. Zur Situation in der Schweiz sagt ein Sprecher, das Unternehmen nehme die Anliegen seiner Kunden «in puncto Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit sehr ernst».

In Dänemark hat Huawei das Vertrauen von TDC und der Öffentlichkeit verspielt. Wenig überraschend ging der Millionenauftrag an Ericsson.