Neuer Schweiz-ChefEr soll Huaweis Ruf aufpolieren
Michael Yang übernimmt den Chefposten beim Telecomausrüster in einer turbulenten Zeit. Der politische Druck auf die Chinesen nimmt auch hierzulande zu.
Die Ernennung von Michael Yang zum neuen Chef von Huawei Schweiz lässt Spielraum für Interpretation. Zuletzt arbeitete er in der deutschen Hauptstadt Berlin als Chef-Lobbyist des chinesischen Telecomausrüsters. Davor leitete er die Ländergesellschaft in den Niederlanden.
In beiden Ländern waren Yang und sein Arbeitgeber grösstem Druck ausgesetzt. Deutschland will neuerdings von Fall zu Fall entscheiden, ob Huawei-Komponenten in der nationalen Fernmeldeinfrastruktur zum Einsatz kommen können. Ursprünglich erwägte das deutsche Wirtschaftsministerium ein pauschales Verbot von chinesischen Netzwerkteilen. Das konnte Huawei unter Yangs Ägide offenbar verhindern.
Auslöser sind Vorwürfe von staatlichen Stellen in den USA, wonach die Chinesen quasi durch die Hintertüre Spionage betreiben. Die US-Regierung um den demokratischen Präsidenten Joe Biden hat deswegen die Zulassung von Huawei-Technik untersagt, darunter auch Smartphones.
In der Amtszeit von Yang als Huawei-Chef in den Niederlanden wurde zudem bekannt, dass das Unternehmen im Jahr 2009 Zugang zu Telefonnummern und Gesprächen im Netz des nationalen Anbieters KPN gehabt haben soll. Yang sah sich daraufhin gezwungen, eines seiner seltenen Interviews zu geben.
«Es wurde nie eine Spur von Beweisen dafür gefunden, dass Huawei an irgendeiner Form von Sicherheitsverletzung durch unsere Ausrüstung und Netzwerktechnologie beteiligt ist», sagte Yang im Sommer 2021 gegenüber der niederländischen Zeitung «Algemeen Dagblad». «Weder die CIA noch andere Geheimdienste und Regierungen haben jemals handfeste Beweise präsentiert.» Spionage sei etwas, «was wir niemals tun und auch in Zukunft niemals tun werden».
Ein Gespräch mit dieser Redaktion lehnte Yang ab.
Seine Karriere beginnt bei Motorola
In seiner mehr als 14-jährigen beruflichen Laufbahn bei Huawei hatte Yang noch andere Führungspositionen inne; unter anderem betreute er während über vier Jahren den Grosskunden Deutsche Telekom. Gestartet war er nach seinem Abschluss an der Beijing Foreign Studies University als Kundenbetreuer bei Motorola.
Es deutet also einiges darauf hin, dass Huawei einen erfahrenen Mann an den Schweizer Hauptsitz in Bern geholt hat, um hierzulande den gegenwärtigen Zustand zumindest zu halten. Denn im Gegensatz zu anderen Ländern in Europa fährt die Schweiz gegenüber Huawei eine liberalere Politik. So ortet der Bundesrat keine Gefahr, wie er im Sommer 2021 auf einen entsprechenden Vorstoss aus dem Ständerat schrieb. Es liege an den Telecombetreibern, für die nötige Sicherheit zu sorgen.
Diese scheinen ebenfalls keine Bedenken zu haben. Sowohl die Swisscom wie auch Sunrise und Salt setzen Huawei-Ausrüstung in ihrem Festnetz oder im Mobilfunk ein. Prestigekunde der Chinesen ist Sunrise als zweitgrösster Anbieter des Landes, der zusammen mit Huawei sein schnelles 5G-Netz aufgebaut hat.
Doch der politische Unmut mit Huawei wächst auch bei uns. In einem parlamentarischen Vorstoss verlangt die SP-Fraktion vom Bundesrat, eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, um die kritische Telecom-Infrastruktur der Schweiz vor der Einflussnahme anderer Staaten zu schützen. Ein besonderes Augenmerk sollen die zuständigen Behörden dabei vor allem auf Huawei richten.
Auf Yang kommt viel Überzeugungsarbeit zu.
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