Beziehung und PrivatsphäreIhre Passwörter gehen Ihren Partner nichts an
In Beziehungen teilen wir Tisch und Bett – warum also nicht auch die Sperrcodes und Log-in-Daten? Weil es kein Liebesbeweis, sondern ein Fehler ist.
Passwörter zu teilen, ist in einer Beziehung nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Eine eben veröffentlichte Umfrage der IT-Sicherheitsfirma Malwarebytes besagt, dass 85 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Zugang zu mindestens einem Konto in der Partnerschaft teilen. Die Erhebung eines VPN-Herstellers vor drei Jahren kam zu einem ähnlichen Ergebnis (81 Prozent).
Vor allem die Generation Z pflegt die digitale Gütergemeinschaft. Über 95 Prozent der zwischen 1997 und 2012 Geborenen teilen sich Zugangsdaten. Die Studie von 2021 weist auch geografische Unterschiede aus. Deutsche sind demnach zurückhaltender; die Quote liegt im Nachbarland bei 76 Prozent.
Netflix, Spotify oder iCloud teilen?
Oft nutzen Pärchen aus Pragmatismus die gleichen Konten: Es ist günstiger und einfacher, wenn jeder das Passwort fürs Netflix-, Spotify- oder iCloud-Konto kennt. Aber gemäss beiden Umfragen wird die Offenheit in vielen Beziehungen auch als Vertrauens- und Liebesbeweis verstanden: Wer nichts zu verbergen hat, muss auch das Mailpasswort oder den Handy-Sperrcode nicht verheimlichen.
Diese Annahme ist grundfalsch. Gemäss der Umfrage von Malwarebytes bereuen es 30 Prozent der Männer und 13 Prozent der Frauen, ihre Daten geteilt zu haben. Viele fühlten sich unter Druck gesetzt (55 Prozent in der Generation Z, 32 Prozent bei den älteren Generationen). Wenn die Beziehung auseinandergeht, wird das Auseinanderdividieren der digitalen Leben knifflig.
Ein falscher Like wird schon zum Drama
Auch in intakten Beziehungen ist die Gefahr von Fehlinterpretationen gross. Manche Whatsapp-Nachrichten oder Aktivitäten in sozialen Medien erklären sich nur anhand einer oft unbekannten Vorgeschichte. Selbst kleine Sünden arten leicht in ein grosses Drama aus: Tiktokerin Zarahkelleher erklärt hier einer Viertelmillion Followern, wie unmöglich und peinlich sie es findet, wenn ein Typ mit einer Freundin likt.
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Überhaupt sind die Grenzen zwischen Anteilnahme und Kontrollsucht bei solchen «Inspektionen» fliessend. Selbst ein tadelloses Telefon beweist nichts. Denn wer ein Doppelleben führen will, beschafft sich ein Zweitgerät.
Ein triftiger Grund, den Sperrcode nicht zu verraten
Also: Teilen Sie weder den Handy-Sperrcode noch den Code für den Computer. Erläutern Sie, dass Ihr Arbeitgeber auf den Schutz der vertraulichen beruflichen Informationen auf Ihrem Gerät besteht. Weisen Sie darauf hin, dass es längst hervorragende Methoden gibt, digitale Ressourcen gemeinsam zu nutzen, ohne die Passwörter zu teilen.
Der bessere Weg ist oft eine Freigabe. Ob Fotos, Dateien, Kalender, Notizen oder Kontakte: Alle diese Dinge können Sie gezielt für andere freigeben. Die Krux ist leider, dass es keine universelle Methode gibt. Komfortabel gelöst ist die Sache beim iPhone: In den Einstellungen bei Ihrer Apple-ID finden Sie die Familienfreigabe. Über die nutzen Sie Fotos, Apps oder auch einzelne Passwörter mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner.
Eine Freigabe kann jederzeit beendet werden. Beim iPhone ist das sogar notfallmässig für den Fall akuter Konflikte möglich. Diese Möglichkeit steckt in den Einstellungen unter «Datenschutz & Sicherheit» bei «Sicherheitsprüfung».
Freigaben lassen sich jederzeit widerrufen
Bei Gmail öffnen Sie den Zugang zum Postfach, ohne das Passwort zu verraten. Das tun Sie über das Zahnrad-Symbol, den Befehl «Alle Einstellungen aufrufen» in der Rubrik «Konten & Import» bei der Option «Folgenden Nutzern Zugriff auf mein Konto geben». Die Berechtigung können Sie jederzeit widerrufen.
Geräte lassen sich so gemeinsam nutzen, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt. Bei Windows, Mac und Android richten Sie für jedes Familienmitglied ein separates Nutzerkonto ein. Es gibt auch die Möglichkeit eines Gastzugangs, der sich leicht auf den Ursprungszustand zurücksetzen lässt. Für gemeinsame Dokumente gibt es bei Windows und Mac den «öffentlichen Ordner»: Auf das, was dort gespeichert ist, können alle zugreifen – alles andere bleibt bei persönlichen Nutzerkonten getrennt.
Und natürlich gibt es auch Apps für Pärchen, ihre Beziehung und gemeinsamen Geheimnisse: Myndpaar (iPhone, Android), Lovewick (Android) und Happy Love (iPhone).
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