Tipps gegen Stalker-AppsIhr Mann, der Handy-Spion? So schützen Sie Ihre digitale Privatsphäre
Überwacht vom eigenen Smartphone: keine extrem häufige, aber eine reale Gefahr. Wie man den Fremdzugriff aufs Smartphone erkennt und stoppt.
Die Stalkerware gehört zum Gruselkabinett der schädlichen, bösartigen Software. Es handelt sich um ein Programm, das ein Smartphone in eine digitale Wanze verwandelt. Die fängt dann Textnachrichten ab, verfolgt den Standort des Telefons, greift auf Fotos und fertigt heimlich Fotos oder Screenshots an.
Stalkerware ist eng verwandt mit den Spionageprogrammen, die wir schon länger kennen. Doch hier sind die Täter nicht Geheimdienste, Hacker oder professionelle Datendiebe und die Opfer nicht Politiker, Dissidenten, Topmanager oder Promis. Das Stalking kommt in engen, meist intimen Beziehungen vor, in denen der eine Partner den anderen kontrollieren und überwachen will.
Leicht zu finden, leicht zu installieren
Das Sicherheitsunternehmen Kaspersky sammelt Zahlen zum Stalking im Netz. Gemäss diesem Bericht waren 2022 global knapp 30’000 Menschen betroffen. In der Schweiz sind es 123. Die meisten Opfer gibt es in Russland, Brasilien, Indien und im Iran. Kaspersky weist darauf hin, dass sich diese Zahl nur auf die eigene Nutzerschaft bezieht und insgesamt viel höher ausfallen dürfte. Die einschlägigen Programme sind im Internet leicht aufzufinden.
Auch die Installation einer Stalkerware ist einfach. Das gilt für den Fall, dass der Täter direkten Zugang zum Telefon hat und den Sperrcode kennt. Falls nicht, muss er seine Spionagesoftware über eine Sicherheitslücke einschmuggeln, was technisch viel anspruchsvoller ist.
Daraus ergibt sich die wichtigste Vorsorgemassnahme: Geben Sie Ihr Smartphone nie jemandem in die Hand, dem Sie nicht vertrauen – vor allem nicht unbeaufsichtigt.
Anzeichen für Stalkerware
Als Anzeichen für eine Spyware gelten seltsame Verhaltensweisen des Telefons: eine plötzlich verkürzte Batterielaufzeit oder wenn das Gerät warm wird, auch wenn Sie keine anspruchsvollen Apps ausführen. Ein hoher Datenverbrauch kann ein Indiz auf solche Aktivitäten sein (mehr dazu hier), ebenso eine Art «Eigenleben» des Telefons, beispielsweise wenn das Display ohne Grund angeht oder Fehler beim Verwenden der Kamera auftauchen. Schliesslich zählen seltsame Hintergrundgeräusche bei Telefonaten zu den verdächtigen Anzeichen.
Allerdings treten derlei Macken auch ohne Stalkerware auf. Sie sind vergleichsweise häufig und können keinesfalls als Beweis für einen Fremdzugriff gewertet werden. Ein deutlicheres Indiz liegt vor, wenn eine Person in Ihrem Umfeld Dinge über Sie weiss, die sie nicht wissen kann und über die Sie via Mobilgerät kommuniziert haben.
Wie Sie Abwehrmassnahmen ergreifen
Was tun in einem Verdachtsfall? Überprüfen Sie die installierten Apps und löschen Sie alle, die Sie nicht unbedingt benötigen – insbesondere solche, die Ihnen unbekannt vorkommen.
Prüfen Sie in den Einstellungen die sogenannten Berechtigungen der Apps und ändern Sie auch wichtige Log-ins, falls die Möglichkeit besteht, dass Passwörter ausgespäht worden sind. Eine radikale Massnahme besteht darin, das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen. Dadurch verschwinden die Spionageprogramme.
Durch den Reset verbauen Sie sich aber die Möglichkeit, das Stalking zu beweisen und den Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Als unauffällige Massnahme besorgen oder leihen Sie sich für die sichere Kommunikation ein zweites, sauberes Telefon. Zur Aufdeckung der Apps gibt es von Kaspersky das Programm Tinycheck (tiny-check.com). Es untersucht den Datenverkehr auf verdächtige Übermittlungen, ist indes nicht einfach zu benutzen.
Sicherheitsprüfung und Notfall-Reset
Das iPhone ist grundsätzlich sicherer als Android-Telefone. Der Grund liegt darin, dass Apple die Möglichkeiten der Apps stärker einschränkt. Es gilt zu bedenken, dass auch die Standardfunktionen missbraucht werden können.
Beim iPhone gibt es daher in den Einstellungen bei «Datenschutz & Sicherheit» die «Sicherheitsprüfung»: Sie sehen, welche Personen Zugriff auf Ihren Standort und Ihre Fotos haben und können diese Freigaben über den «Notfall-Reset» sofort beenden. Beim iPhone gibt es unter «Datenschutz & Sicherheit» auch den «Blockierungsmodus». Er ist als Verteidigungsmassnahme bei ausgefeilten Angriffen übers Netz gedacht.
Die technische Abwehr ist das eine. Genauso wichtig ist direkte Hilfe für Betroffene. Tipps und Hinweise auf Beratungsstellen gibt es von der Schweizerischen Kriminalprävention auf skppsc.ch und den Polizeibehörden, hier etwa von der Stadtpolizei Zürich.
Fehler gefunden?Jetzt melden.