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Risikobericht des WEF 2023
«Handelskriege werden zur Norm»

Dürre in Peru: Ein Schaf in einem ausgetrockneten See. 

Die Elite ist besorgt. Zumindest muss sie es sein, wenn sie wieder zum jährlichen Treffen des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos zusammenkommt. Denn die Probleme, die Spitzenpolitikerinnen und -politiker, Unternehmenslenker und Investorinnen besprechen werden, sind massiv.

Der Risikobericht des WEF warnt kurz vor dem Treffen ohne Umschweife vor sozialen Folgen der gestiegenen Lebenshaltungs­kosten in den kommenden Jahren, der militärischen und wirtschaftlichen Konflikte und der Ressourcen­probleme aufgrund der Klimakrise.

Besonders davon betroffen seien die «schwächsten Teile der Gesellschaft und bereits fragile Staaten», heisst es darin. Das bedeute mehr Armut, Hunger, gewaltsame Proteste, politische Instabilität. Auch die Mittelschicht in vielen Ländern müsse mit ansehen, wie in Gefahr gerate, was sie sich aufgebaut habe.

Staaten befinden sich in der Zwickmühle

Der Risikobericht verwendet unter anderem Daten aus einer Umfrage von 12’000 Expertinnen und Experten. Wie in den Jahren zuvor schätzen sie die Klimakrise und das Versagen, sie vehement abzumildern, als grösstes langfristiges Risiko für die Welt ein.

Anfang 2022 noch waren im jährlichen Bericht die Folgen der Pandemie das vorherrschende aktuelle Thema und dann – während des Treffens in Davos – der Angriff Russlands auf die Ukraine. 2023 wird nun ein Bilanzziehen, was all das mit Staaten und Gesellschaften weltweit gemacht hat. Denn die Probleme von damals – Inflation, Energie, Krieg und eine mögliche Rezession – haben sich verstärkt.

Die Inflation ist gestiegen, die Notenbanken haben mit höheren Zinsen reagiert und die Ära der günstigen Staatsverschuldung beendet. Staaten befinden sich in der Zwickmühle: Sie müssen die Folgen der Lebenshaltungskosten abfedern, dürfen die Inflation aber nicht verstärken und können sich auch nicht auf eine stabile Wirtschaft verlassen.

Wer sichs leisten kann, federt Probleme ab

In Europa etwa haben Staaten Milliarden investiert, um die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen zu dämpfen. Das grösste Programm in Höhe von 430 Milliarden Dollar haben die USA gestartet, um Investitionen ins Land zu holen und die innovativsten Unternehmen anzulocken. Die EU befürchtet, dass ihr dies schadet, und will sich wehren. Der Risikobericht prophezeit mehr dieser Konflikte: «Handelskriege werden zur Norm, die Konflikte globaler Mächte werden sich verstärken.»

Solche Milliardenprogramme, wie sie nun reiche Industriestaaten auflegen, sind für ärmere Volkswirtschaften unrealistisch. Auch der technische Fortschritt, eigentlich gewollt und im Kampf gegen die Klimakrise notwendig, hänge von Ressourcen ab. Viele Staaten könnten sich die Technologien schlicht nicht leisten: «Die neue ökonomische Ära wird wohl davon geprägt sein, dass arme und reiche Staaten weiter auseinanderdriften. Diese Zeit ist der erste Rückschritt in der menschlichen Entwicklung in Jahrzehnten.»

«Wir finden keine Lösungen, wenn wir die Probleme nicht gemeinsam betrachten und ihre Zusammenhänge verstehen.»

Klaus Schwab, WEF-Gründer

Besonderen Fokus legt das WEF auf das Zusammenspiel all dieser Probleme. Die Lebensmittelsicherheit der Zukunft etwa oder auch die Frage, wann ein Kampf um Energieressourcen ausbricht, hänge stark davon ab, ob es Staaten und Gesellschaften gelingt, die Natur zu erhalten und die Klimakrise abzuschwächen. Ökosysteme brechen bereits zusammen, Länder, deren Wirtschaft besonders von der Klimakrise betroffen ist, verlieren ihre Lebensgrundlage.

Der Gründer der Davos-Treffen, Klaus Schwab, sagt es so: «Wir finden keine Lösungen, wenn wir die Probleme nicht gemeinsam betrachten und ihre Zusammenhänge verstehen.»

Genau darin liegt auch die Hoffnung in all den düsteren Prognosen, noch gebe es ein Zeitfenster: «Viele der beschriebenen Risiken sind kurz davor, einzutreten. Jetzt ist der Moment, um gemeinsam zu handeln, entschieden und mit einem langfristig ausgerichteten Blick.»