Kolumne von Gülsha AdiljiMeine Weihnachts-To-do-Liste
Man sollte den Dezember zelebrieren, als wäre morgen Weltuntergang.
Vor zwei Wochen fand man hier eine Liste mit Anti-Dezember-Aktivitäten. Von Guetsli backen über Schlittschuh laufen bis hin zu Glühwein trinken, wurde hoch analytisch beschrieben, was man getrost lassen kann, obwohl es sich in der Theorie muggelig anhört und zum X-Mas-Feeling scheinbar «dazugehört», aber in der Umsetzung nur anstrengend und teuer ist (oder die Speiseröhre mit überzuckertem Rotwein verklebt). Heute möchte ich eine Liste nachreichen mit Dingen, die während dieser Jahreszeit definitiv ein To-do sind.
Ausschlafen: Niemand arbeitet ab Mitte Dezember so WIRKLICH – Menschen, die im Verkauf tätig sind, ausgenommen –, alle anderen müssen Ende Jahr noch nicht mal so tun, als wären sie auf Slack, und alibimässig alle 40 Minuten die Maus bewegen, denn auf der anderen Seite sitzt garantiert niemand. Man sollte den Monat nutzen, um Schlaf nachzuholen, denn das Jahr war echt anstrengend auf sehr vielen Ebenen.
Heissgetränk of the Lord: Statt Glühwein und Feuerzangenbowle möchte ich Ihnen heisse Schoggi in den Lichtkegel Ihres Gedächtnisses schieben. Zaubert sofort nach dem ersten Schluck einen zartrosa Weihnachtsteint ins Gesicht, wärmt, nährt und fühlt sich an wie eine Umarmung von innen. Rezept: Zwei Teelöffel ungesüsstes Kakaopulver in heissem Wasser auflösen und mit der Milch Ihrer Wahl auffüllen.
Weihnachtsfilme-Trinkspiel-Bingo für gemeinsame Trinkabende: Immer wenn Folgendes passiert, muss ein Lebkuchengewürz-Infused-Wodka-Shot getrunken werden: Es schneit / Eine Frau sitzt im Taxi auf dem Weg in die Kleinstadt / Ein Mann im Flanell- oder Jeanshemd taucht auf / Frau aus der Grossstadt nervt sich über Mann aus Kleinstadt / Jemand trinkt heissen Kakao / Jemand schmückt den Weihnachtsbaum / Bilder von Schlittschuh laufenden Menschen / Jemand steht in der Nacht auf und geht zum Kühlschrank / Ein Hund mit roter Schleife / Ein Chor singt Weihnachtslieder / Kindheitsfreunde sehen sich nach langer Zeit wieder und begrüssen sich überschwänglich.
Neujahrsvorsätze: Auf einen Zettel schreiben und verbrennen.
Sich selber beschenken: Let’s be honest, niemand wird das perfektere Geschenk für Sie finden als Sie selber. Also verachtfachen Sie den Betrag, den Sie für Ihre Liebsten ausgeben werden, und gönnen Sie sich dieses Jahr das beste Weihnachtsgeschenk ever. Holen Sie sich das neue Gravel-Bike, die Designerkommode oder die Vintage-Louis-Vuitton-Tasche.
Schlechtes Gewissen muten: Nutzen Sie die besinnliche Zeit, um das zu tun, was Ihnen das ganze Jahr über ein schlechtes Gewissen bereitet hat. Meistens die Sachen, die man sowieso schon macht, aber für die man sich lowkey durch-ge-hend vor sich selber schämt. All das kann und sollte man im Dezember zelebrieren, als wäre morgen Weltuntergang. Kuratieren Sie bis vier Uhr morgens die besten Insta-Reels für Ihre Freunde, essen Sie Dubai-Schokolode im Wert von über 300 Franken (obwohl Sie die eigentlich verschenken wollten), haben Sie jeden Tag einen sitzen – je nu, es ist Dezember, im Januar kann man ja dann wieder zurückschrauben. Und melden Sie sich bei Ihrer Situationship, das Jahr sollte mit wenigstens noch einmal grandiosem Geschlechtsverkehr enden. Isch doch egal. Gönnen Sie sich auch mal was.
Time to say goodbye: SIE KÖNNEN ENDLICH GENÜSSLICH DEN SELBST GEMALTEN KALENDER IHRES PATENKINDS ENTSORGEN. Am besten direkt im selben Feuer wie die Neujahrsvorsätze verbrennen.
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