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Skandal im Fondsgeschäft
Greensill-Affäre wird bei CS weitere personelle Konsequenzen haben

Thomas Gottstein, Chef der Credit Suisse, muss die Folgen des Greensill-Skandals bewältigen, der weltweit für Schlagzeilen sorgt.
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Die Affäre um die Greensill-Fonds der Credit Suisse soll laut Insidern zu weiteren personellen Konsequenzen führen. Dem Vernehmen nach stehen hier Entscheidungen kurz bevor. Die Bank wollte dies nicht kommentieren.

Unklar ist noch, wen es trifft. In einem ersten Schritt hatte die Grossbank Michel Degen, Leiter des Europa- und Schweiz-Geschäfts, sowie zwei weitere Manager suspendiert. Denn es war Degen, der 2017 bei der Bank das Geschäft mit Greensill mit aufgebaut hatte. «Das war es aber noch nicht», sagt ein Insider zur Frage, ob weitere Topmanager gehen müssen.

Laura Warner soll bleiben

Risikochefin Laura Warner solle dem Vernehmen nach ihren Job behalten, versichern mehrere Quellen übereinstimmend. Sie war in die Kritik geraten, weil sie einen Kredit von 140 Millionen Dollar im Oktober an die Greensill-Muttergesellschaft genehmigt hatte. «Alle Prozesse sind hier sauber abgelaufen», betonen Bank-Insider. Am Dienstag stellte sich die Bank öffentlich vor Warner.

Greensill war zusammengebrochen, weil Versicherungsgesellschaften wie Tokio Marine die mit Lieferantenforderungen unterlegten Wertpapiere von Greensill nicht länger gegen Ausfall versichern wollten. Den Ausstieg aus den Policen hatte Tokio Marine laut Gerichtsakten bereits am 2. Juli bekannt gegeben.

Nun stellt die Bank in einer Stellungnahme klar, dass Warner entgegen anders lautender Berichte erst am 22. Februar vom Rückzug von Tokio Marine erfahren habe.

Trifft es Eric Varvel?

Im Topmanagement trägt Eric Varvel die Verantwortung für das Fondsgeschäft. Der Leiter des Asset Management ist ein Credit-Suisse-Urgestein und arbeitet seit 1990 für die Bank in verschiedenen Funktionen.

Der US-Amerikaner mit Arbeitsort New York gilt bislang als eine Schlüsselfigur bei der Credit Suisse, weil er gute Drähte zum Emirat Katar hält, einem Grossaktionär der Bank. Allerdings ist Katar selbst auch Kunde eines jener Fonds, die im Zug der Greensill-Pleite nun geschlossen wurden.

«Bei Milliardären hat der Greensill-Fall einen unglaublichen Reputationsverlust ausgelöst.»

Bank-Insider

Seit gut zwei Wochen hält die Greensill-Affäre die Grossbank nun in Atem. Am Dienstag hat sich zum ersten Mal Bank-Chef Thomas Gottstein dazu an einer Finanzkonferenz geäussert. Vom Kredit von 140 Millionen Dollar habe die Credit Suisse bereits 50 Millionen erhalten; der ausstehende Betrag von 90 Millionen sei mit Sicherheiten unterlegt, so Gottstein.

Nach Angaben der Bank kann dennoch nicht ausgeschlossen werden, dass der Bank im Kontext dieser Affäre «möglicherweise Kosten entstehen könnten». So weiss niemand, welche Sicherheiten sie für den Kredit hält und wie viel sie am Ende von ihrem Geld wiedersieht.

Ein möglicher Teilverlust des Kredits gilt innerhalb der Bank dabei als das kleinere Problem. Denn noch ist unklar, wie viel ihre Kunden von ihren investierten 10 Milliarden Dollar verlieren werden. Die Greensill-Fonds wurden dabei nicht nur an Pensionskassen und Versicherer, sondern auch an superreiche Privatkunden verkauft, zum Beispiel in Asien.

Und im Geschäft mit den Superreichen sieht sich die Credit Suisse mit an der Weltspitze. «Bei Milliardären hat der Greensill-Fall einen unglaublichen Reputationsverlust ausgelöst», sagt ein Insider.

Gottstein bricht sein Schweigen

Gottstein versucht nun, die Wogen zu glätten: In einem ersten Schritt hat die Bank bereits 3 Milliarden Dollar Bargeld an die Kunden ausgeschüttet. Da die Wertpapiere der Fonds kurze Laufzeiten haben, «bekommen wir jeden Tag Cash rein», so Gottstein. Mittlerweile seien es insgesamt 4,4 Milliarden Dollar.

Und der Rest? Offenbar halten die Credit-Suisse-Fonds grosse Positionen von Wertpapieren, die auf Lieferantenforderungen des Stahlkonglomerats GFG beruhen. Und die gelten als ausfallgefährdet.

Lex Greensill selbst hatte vor dem britischen Konkursgericht am 8. März ausgesagt, dass «GFG beinahe sicher insolvent» werde, sollte Greensill das Konglomerat nicht weiter finanzieren. Und er bestätigte, dass «ein signifikanter Teil des Wachstums (der Fonds, d. Red.) von Geschäftseinheiten mit Verbindungen zur Gupta Family Group Alliance stammt».

Wie werthaltig sind die Fonds?

Die Credit Suisse schweigt dazu, welcher Anteil der ausstehenden Fondsinvestments in Höhe von rund 5 Milliarden Dollar mit Finanzierungen unterlegt ist, die in Verbindung zu Guptas Imperium stehen. Die Bank verschanzt sich hinter der Aussage, dass die bestehenden Fondsinvestments ja versichert seien.

Allerdings hat Tokio Marine bereits angekündigt, dass sie die Versicherungsverträge anfechten wolle, weil ein Mitarbeiter ohne Erlaubnis zu hohe Deckungen für Greensill-Wertpapiere ausgestellt habe.

Nun drohen jahrelange Gerichtsverfahren. Und Gottstein muss die Frage beantworten, ob er seiner wichtigsten Kundengruppe tatsächlich grosse Verluste zumuten will aus Fonds, die ihr die Credit Suisse einst als sicher angepriesen hatte.