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Greensill-Affäre belastet Grossbank
Credit-Suisse-Aktie stürzt ab

Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein ist als Krisenmanager gefragt. Der Skandal um die kollabierte Finanzboutique Greensill schadet der Reputation der Bank. 

Die Credit Suisse kommt nicht aus den Negativschlagzeilen: Am Freitag war die Aktie mit einem Minus gegen Mittag von rund 3 Prozent das Schlusslicht im Schweizer Leitindex SMI. Grund dafür ist eine Herabstufung der CS-Aktie durch die US-Bank Goldman Sachs: Diese senkte ihre Empfehlung von «kaufen» auf «neutral».

Die Herabstufung begründen die Analysten zum einen damit, dass die Aktien der Grossbank nach dem Kursplus von 47 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten nun nicht mehr attraktiv bewertet sei.

Goldman kritisiert hohe Skandallasten

Zudem kritisieren die Experten von Goldman-Sachs die überraschend hohen Rückstellungen bei der Grossbank – die Folge der vergangenen Skandale sind wie den Streit um US-Hypotheken. Sie sorgen sich, dass solche Einmaleffekte auch in Zukunft auf den Aktien lasten könnten.

Genau solch eine finanzielle Negativüberraschung könnte für die Grossbank aus der Greensill-Affäre erwachsen. So hatte die CS der mittlerweile insolventen Finanzboutique im Herbst einen Kredit über 160 Millionen Dollar vergeben. Laut «Financial Times» hätten ranghohe Angestellte der Credit Suisse Warnungen der hauseigenen Risikomanager ignoriert, den Grosskredit zu sprechen.

Risikochefin Warner in der Kritik

Laut dem Bericht habe die oberste Risikochefin der Bank, Laura Warner, den Grosskredit persönlich abgesegnet, bei dem nun möglicherweise Verluste drohen. Die CS erklärte dagegen auf Anfrage, dass das Darlehen an Greensill mit Bargeld und Forderungen besichert sei. Zur Rolle von Warner bei der Kreditvergabe gab es keinen Kommentar.

Greensill war Partner der Credit Suisse im Fondsgeschäft. Die Finanzboutique war auf Lieferantenforderungen spezialisiert: Das Unternehmen zahlte Grosskunden vorzeitig deren Lieferantenrechnungen mit einem Abschlag und bekam später den vollen Betrag von den Kunden zurück.

Diese Forderungen verbriefte Greensill, besorgte Ausfallversicherungen und verkaufte die so versicherten Wertpapiere im grossen Stil an vier sogenannte «Lieferkettenfonds» der Credit Suisse. Doch dann zogen die Versicherer ihre Deckungen für die Wertpapiere zurück, und das Konstrukt implodierte.

«Es ist klar, dass die Credit Suisse einen weiteren Reputationsschaden erfahren hat.»

Andreas Venditti, Analyst der Privatbank Vontobel

Die Fonds der CS werden nun abgewickelt. Darüber hinaus stellt die Grossbank die Rücknahme vierer anderer CS-Fonds bis auf weiteres ein, die wiederum in die vier geschlossenen Lieferkettenfonds investiert haben, wie des Credit Suisse Multi Strategy Bond Fund. Insgesamt haben Anleger rund 1,2 Milliarden Dollar in diese nun temporär geschlossenen Fonds investiert. Die «Finanz und Wirtschaft» hatte als Erste über diese Fondsschliessungen berichtet.

Wie schon die vier Lieferkettenfonds wurden auch die weiteren geschlossenen Fonds nur an qualifizierte Anleger verkauft. Als solche gelten Profianleger wie Pensionskassen oder auch wohlhabende Privatkunden mit einem Vermögen von mehr als 2 Millionen Franken, deren Gelder von einem Vermögensverwalter angelegt werden.

Fraglich ist, wie gross die Verluste nach der Abwicklung der vier geschlossenen Lieferketten-Fonds sein werden. Die Grossbank macht dazu keine Angaben. «Die finanziellen Konsequenzen sind für die CS zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar», schreibt Andreas Venditti, Analyst der Privatbank Vontobel. «Es ist aber klar, dass die Credit Suisse einen weiteren Reputationsschaden erfahren hat», urteilt er.

Diese Woche hatte die Grossbank erste personelle Konsequenzen aus dem Skandal gezogen und den Chef des Schweizer Asset Management, Michel Degen, suspendiert.