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In den USA explodieren Corona-Zahlen
Gouverneure verbieten Maskenpflicht an Schulen

Masken als Kindsmisshandlung: An den amerikanischen Schulen tobt ein erbitterter Streit ums Maskentragen. 
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Phil Valentine nutzte seine Sendung beim Radiosender WTN in Tennessee gern dazu, die Impfung gegen das Coronavirus lächerlich zu machen. Vor kurzem starb er im Alter von 61 Jahren an den Folgen einer Covid-Infektion. Marc Bernier pries sich beim Radiosender WNDB in Florida als «Mr. Anti-Vax». Letztes Wochenende starb er im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer Covid-Infektion. Dick Farrel, der sich in seinen Radiosendungen in Miami und in Palm Beach und in seiner Show beim Fernsehsender Newsmax als entschiedener Impfgegner präsentierte, wurde ebenfalls nur 65 Jahre alt. Er starb jüngst an den Folgen einer Covid-Infektion.

Solche Geschichten häufen sich gerade in den USA, wo das Virus mit neuer Kraft durch das Land zieht und vor allen Dingen Ungeimpfte trifft. Rund 160’000 neue Fälle zählt die Johns-Hopkins-Universität täglich. Jeden Tag sterben in den USA 1350 Menschen an den Folgen der Erkrankung. Gut 60 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner haben mindestens eine Dosis eines Impfstoffs erhalten, rund 51 Prozent sind vollständig geimpft. Das Problem ist, dass diese Zahlen seit einiger Zeit kaum noch wachsen. Eine signifikante Zahl der in den USA lebenden Menschen weigert sich schlicht, sich impfen zu lassen, was dazu führt, dass sich die Delta-Variante in rasanter Geschwindigkeit im Land verbreitet.

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Wobei: nicht im ganzen Land. In manchen Bundesstaaten wütet das Virus deutlich schlimmer als in anderen. Ein Drittel aller Covid-Toten in den USA der vergangenen Woche kam aus Texas und Florida. Beide Staaten werden von republikanischen Gouverneuren geführt, die den Kampf gegen die Pandemie nicht nur sehr zurückhaltend führen, sondern zum Teil aktiv behindern. In Texas hat Gouverneur Greg Abbott es Schulen untersagt, eine Maskenpflicht zu verhängen. In Florida hat Gouverneur Ron DeSantis Gleiches getan, allerdings dazu noch angekündigt, er werde Schulen die Gelder streichen, sollten sie dennoch eine Maskenpflicht einführen.

Dass in Florida derzeit 16’500 Menschen wegen einer Covid-Infektion im Spital behandelt werden und damit mehr als in jedem anderen Bundesstaat, hat seiner Ansicht nach nichts mit ihm und seiner Führung zu tun. Als Schuldigen hat er Präsident Joe Biden in Washington ausgemacht. Dessen vermeintlich lasche Immigrationspolitik an der Grenze zu Mexiko führe dazu, dass immer mehr Einwanderer ins Land kämen und das Virus einschleppten. Dass Florida sehr, sehr weit von der Grenze zu Mexiko entfernt liegt, ficht ihn dabei nicht an.

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40 Prozent aller neuen Infektionen treten derzeit in lediglich 5 von 50 Bundesstaaten auf. Neben dem demokratisch geführten Kalifornien sind das die unter republikanischer Leitung stehenden Georgia und North Carolina und eben Florida und Texas. In Georgia musste kürzlich eine mobile Impfstation schliessen, weil die Mitarbeiter immer wieder von wütenden Impfgegnern attackiert wurden. In North Carolina wetterte neulich eine Mutter gegen die Maskenpflicht an der Schule ihrer Kinder. Die Frau war im nationalen Radiosender NPR zu hören. Dort sagte sie: «Die Pandemie ist vorbei. Warum sollen unsere Kinder Masken tragen? Das sind kommunistische Taktiken.»

Kinderärzte empfehlen, dass alle Kinder, die älter als zwei Jahre sind, eine Maske tragen sollen.

Dass die Pandemie alles andere als vorbei ist, zeigen die Zahlen. 100’000 Menschen werden derzeit landesweit in Spitälern wegen einer Covid-Infektion behandelt. Die überwältigende Mehrzahl dieser Menschen ist nicht geimpft. Die Gesundheitsbehörde CDC teilte mit, dass Ungeimpfte eine 29-mal höhere Chance hätten, im Spital zu landen. Dazu kommt, dass sich immer mehr junge Menschen und Kinder infizieren und starke Symptome zeigen.

Ende August wurden täglich 330 Kinder unter zwölf Jahren ins Spital eingeliefert. Die Vereinigung der Kinderärzte empfiehlt, dass alle Kinder, die älter als zwei Jahre sind, eine Maske tragen sollen. Nicht nur in North Carolina, auch in anderen Bundesstaaten laufen dagegen manche Eltern Sturm. Fast täglich gibt es Berichte über hitzige Debatten an Schulen, die teils in ernsthafte Rangeleien ausarten.

Afroamerikaner misstrauen Gesundheitssystem

Es gibt viele Gründe dafür, dass Menschen in den USA sich nicht impfen lassen wollen. Bei vielen Afroamerikanern besteht zum Beispiel noch immer eine grundsätzliche Skepsis gegenüber dem Gesundheitssystem, was insoweit verständlich ist, als Schwarze in diesem System lange benachteiligt oder in Extremfällen gar für Experimente missbraucht wurden. Andere Impfgegner hängen derweil allerlei Verschwörungstheorien an. Nicht wenige glauben, dass man sie künftig quasi fernsteuern könne, wenn sie sich impfen liessen. In grossen Teilen handelt es sich allerdings um einen politisch gefärbten Kulturkampf.

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Die Gräben im Land sind tief, und wenn ein demokratischer Präsident die Impfung empfiehlt, lassen sich viele Republikaner schon aus Prinzip nicht impfen. Diese Haltung ist so fest verankert, dass selbst der ehemalige Präsident Donald Trump dagegen nicht ankommt. Als er kürzlich bei einer Rede vor Fans sehr vorsichtig dazu riet, sich impfen zu lassen, geschah das Unerhörte: Er wurde ausgebuht. Daraufhin wechselte Trump schnell das Thema.

In gut einer Woche steht der 20. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 an, bei denen rund 3000 Menschen ums Leben kamen. Als die USA im Frühling 2020 die Zahl von 3000 Covid-Toten erreichten, wurden die Anschläge von vielen Kommentatoren als Referenzgrösse herangezogen, um zu verdeutlichen, wie schlimm diese Pandemie sich entwickelt habe. Mittlerweile sind in den USA 640’000 Menschen an den Folgen einer Covid-Infektion gestorben: mehr als 200-mal so viele wie an 9/11.