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Impfkampagne in den USA
Impfen unter dem New Yorker Blauwal

Hier kann man sich impfen lassen: Der Blauwal im berühmten Naturkundemuseum von New York.
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Wenn sich an diesem Freitag die Tore zum New Yorker Naturkundemuseum an der Upper West öffnen, dann werden sich einige Besucher auf den direkten Weg in die «Milstein Hall of Ocean Life» machen, um sich impfen zu lassen. Und zwar unter dem knapp 30 Meter langen Modell eines Blauwals, das dort von der Decke hängt.

«Impfen unter dem Blauwal» ist ab Freitag die neueste Attraktion in New York City. Die Stadt muss so langsam anfangen, die noch nicht geimpften Teile der Bevölkerung zu überzeugen, sich doch bitte die Nadel setzen zu lassen. Zu ihrem eigenen und dem Wohl der Stadt.

Die Impfkampagne zeigt durchaus Wirkung. Knapp 6 der 8,4 Millionen Einwohner von New York sind bereits geimpft. Die Inzidenz sinkt stetig, inzwischen liegt sie bei nur noch 37 Ansteckungen pro 100’000 Einwohner über sieben Tage. Und das, obwohl auch in New York City die hochansteckenden neue Virusvarianten grassieren.

So langsam öffnet sich die Stadt wieder, die vor einem Jahr noch in Schockstarre lag. Die Pandemie hat New York im März und April 2020 zum weltweiten Hotspot gemacht. Die Spitäler waren völlig überfordert. Damals mit Covid-19 an ein Beatmungsgerät angeschlossen zu werden, glich in dem Chaos der ersten Pandemiewochen einem Todesurteil. 90 Prozent der beatmeten Corona-Patienten starben.

Pro Tag werden 3,2 Millionen Dosen verimpft

Das Trauma ist nicht überwunden. Auf den Strassen und in den Parks tragen praktisch alle Leute eine Maske. Der Erfolg der Impfkampagne aber lässt die Hoffnung zurückkehren. Restaurants, Kinos, Geschäfte, Museen – alles ist offen. Wenn auch zum Teil mit Restriktionen, die jetzt nach und nach gelockert werden.

Die USA haben ein beeindruckendes Impftempo vorgelegt. Die Trump-Regierung hatte millionenfach Impfstoffdosen auf Vorrat bestellt, noch bevor eine Zulassung auch nur in Sicht war. Als Joe Biden das Amt übernahm, waren die USA dennoch unterversorgt. Er orderte Hunderte Millionen von Dosen nach, weit mehr als in der Bevölkerung gebraucht werden würden. Erst sollten ab Juli, dann ab 1. Mai alle US-Bürger ab 16 Jahren impfberechtigt sein. Tatsächlich war es dann schon am vergangenen Montag so weit. (Lesen Sie zum Thema den Artikel «100 Tage, 100 Millionen Impfdosen».)

Es sind vor allem weisse Trump-Anhänger und Teile der schwarzen Bevölkerung, die sich nicht impfen lassen wollen.

Etwa 3,2 Millionen Dosen werden in den USA gerade pro Tag verimpft. Mehr als 131 Millionen Menschen haben mindestens eine Dosis bekommen. Für Mitte Juni wird erwartet, dass 70 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal geimpft worden sind. Allerdings ist mancherorts das Virus immer noch schneller. US-weit werden gerade täglich 67’000 Neuinfektionen gemessen. Vor einem Monat waren es 10’000 weniger.

Deshalb bereitet den Verantwortlichen die grosse Zahl der Impfverweigerer immer grössere Kopfschmerzen. Etwa 20 Prozent der US-Bürger wollen sich Umfragen zufolge nicht impfen lassen. Oder nur dann, wenn sie gezwungen werden. Weitere 17 Prozent wollen erstmal abwarten, wie sich das alles entwickelt.

Es sind vor allem weisse Trump-Anhänger und Teile der schwarzen Bevölkerung, die sich nicht impfen lassen wollen. Die einen, weil sie nicht wollen, dass ihnen das System ihre Freiheit nimmt. Die anderen, weil sie nicht mehr glauben, dass von der Regierung irgendetwas Gutes kommen könnte.

Dazu werden in den sozialen Netzwerken die absurdesten Verschwörungsmärchen verbreitet. Empfängliche Gemüter meiden die Spritze, weil sie sich keine angeblichen Mikrochips implantieren lassen wollen, mit denen sie dann von Bill Gates wahlweise ausspioniert oder ferngesteuert werden könnten.

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Jetzt sollen spezielle Orte wie der Blauwal im New Yorker Naturkundemuseum die Impfmuffel anlocken. Oft sind es berühmte Sportclubs, die ihre heiligen Spielstätten zu Impfzentren umrüsten lassen. New Yorker Baseballfans werden es sich kaum nehmen lassen, sich ihr Vakzin im ruhmreichen Yankee-Stadion in der Bronx spritzen zu lassen.

In New York gab es sogar Gratis-Joints

An der Westküste können Impfwillige einen Blick in das weite Rund des Football-Stadions der San Francisco 49ers geniessen, wenn ihnen die Spritze gesetzt wird. Wer eher dem Motorsport verfallen ist, kann sich auf dem weltberühmten Indianapolis-Speedway impfen lassen. Ein Boxenstopp für den schnellen Impfshot quasi.

Die Chance auf einen kostenlosen Joint nach der Impfung haben die meisten New Yorker allerdings gerade verpasst. Wenige Wochen nach der Legalisierung von Marihuana in New York haben Pott-Aktivisten am Dienstag jedem, der einen Impfpass vorzeigen konnte, einen Joint in die Hand gedrückt. High nach der Impfung oder Impfen unter dem Blauwal – beides gleichzeitig wäre wohl perfekt gewesen.

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