Einflussreicher US-RepublikanerFloridas Gouverneur ist gegen Masken
Der Trump-Anhänger Ron DeSantis liberalisiert die Corona-Massnahmen, obwohl in seinem Staat die Fallzahlen hoch sind und die Intensivstationen überfüllt.
Etwas Besseres hätte Ron DeSantis in den vergangenen Tagen nicht passieren können. Der Präsident der Vereinigten Staaten persönlich wandte sich an ihn, den Gouverneur des Bundesstaats Florida, und forderte ihn öffentlich auf, endlich seine Pandemiepolitik zu ändern. «Wenn Sie schon nicht helfen wollen, dann stellen Sie sich jedenfalls den Menschen nicht in den Weg, die das Richtige tun wollen», donnerte Joe Biden.
Den Adressaten dürfte das gefreut haben: ein Rüffel des mächtigsten Demokraten des Landes für einen Republikaner? Das ist nur eine weitere Empfehlung bei seiner konservativen Wählerklientel. Denn DeSantis, erst 42 Jahre alt und damit jüngster Regierungschef eines der 50 amerikanischen Bundesstaaten, hat noch einiges vor. So viel kann man aus seinen politischen Manövern der jüngsten Zeit schon schliessen.
Jede fünfte Neuinfektion in den USA geschieht in Florida.
Sein neuestes hat ihm jedenfalls breite Aufmerksamkeit in den USA verschafft. Vergangene Woche untersagte DeSantis es den Schulbehörden in Florida, Schülerinnen und Schüler wegen Corona zum Maskentragen in Pausenhof oder Klassenzimmer zu verpflichten. Die Entscheidung sei allein Sache der Eltern, da habe der Staat sich herauszuhalten, dekretierte der Gouverneur. Und dass, obwohl die Pandemie erneut über Florida hereingebrochen ist. Inzwischen entfällt jede fünfte Neuinfektion in den Vereinigten Staaten auf seinen Bundesstaat, Betten für schwerstkranke Covid-Patienten müssen in einigen Krankenhäusern Floridas auf den Fluren aufgestellt werden – weil die Intensivstationen überfüllt sind.
Doch mit seinem Erlass liegt DeSantis ganz auf Linie der republikanischen Partei-Orthodoxie, wie sie vom früheren Präsidenten Donald Trump vorgegeben wurde. Viele Republikaner sind bis heute, gelinde gesagt, Impfskeptiker, lehnen jeden Maskenzwang als Eingriff in persönliche Freiheitsrechte ab und verharmlosen die Pandemie als «Medienhysterie», ein Stichwort, das DeSantis gerne in die Runde wirft.
Das Maskendekret ist nicht der erste politische Vorstoss, mit dem sich der Gouverneur als Bannerträger rechter Corona-Zweifler profiliert hat. Den Kreuzfahrt-Reedereien, deren Schiffe von Miami aus in die Karibik starten, verbot er, Impfnachweise von den Passagieren zu verlangen. Den Kommunen in Florida untersagte er, Bussgelder wegen Verstössen gegen Corona-Regeln zu erheben. Früher als andere hob er Beschränkungen für Betriebe auf.
Waffenhändler finden ihn spitze
Auch sonst hat er seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 politische Initiativen verfolgt, die ihm die glühende Bewunderung neuer und alter Rechter einbrachten. Von einem konservativen Steuerzahlerbund wurde er zum «Superhelden» ernannt, von der Waffenlobby bekam er die Note «A+», absolute Spitze.
DeSantis, der 2013 ins US-Repräsentantenhaus gewählt worden war, zählte zu den frühen Parteigängern des späteren Präsidenten Trump und profilierte sich als einer von dessen lautstärksten Verteidigern im Kongress. Trump, der blinde Ergebenheit schätzt, unterstützte daraufhin 2018 die Bewerbung von DeSantis für das Gouverneursamt. Für einen Wahlspot hatte DeSantis seinem kleinen Sohn ein Babyhemd mit Trumps Slogan «Make America Great Again» übergezogen. Er und seine Frau Casey haben drei Kinder, neben dem Sohn noch eine ältere und eine jüngere Tochter.
Seither weist seine Beliebtheitskurve beim republikanischen Parteivolk eigentlich stets nach oben. In einigen amerikanischen Medien wurde er sogar schon zum «neuen König der Republikaner» gekrönt – und als möglicher Kandidat für die Präsidentenwahl im Jahr 2024 gefeiert. Was dem machtbewussten Aufsteiger durchaus geschmeichelt haben wird. Zugleich aber weiss er, dass ihm derlei Lobeshymnen gefährlich werden könnten. Denn noch ist da jemand, der sich selbst als King sieht und bisher niemanden neben sich hat hochkommen lassen: Donald Trump.
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