Ublock OriginGoogle dreht beliebten Werbeblocker ab
Ein beliebtes Programm zum Filtern von Bannern und Online-Trackern wird im Chrome-Browser bald nicht mehr funktionieren. Die Kritik an Google ist gross.
- Google Chrome warnt, dass bestimmte Erweiterungen bald nicht mehr unterstützt werden. Betroffen sind speziell Werbeblocker.
- Diese werden zwar nicht komplett gesperrt, aber in ihrem Funktionsumfang eingeschränkt.
- Datenschützer kritisieren Googles Änderungen als nutzerfeindlich und befürchten weniger Wahlfreiheit bei Browsern.
In Googles Chrome-Browser erscheint bei vielen Nutzerinnen und Nutzern eine Warnung. In der heisst es, bestimmte Erweiterungen würden bald nicht mehr unterstützt. Betroffen ist in vielen Fällen ein beliebter Werbeblocker. Ublock Origin existiert seit zehn Jahren und entfernt Werbebanner von Websites. Das Modul des unabhängigen Entwicklers Raymond Hill wird auch gern aus Datenschutzgründen eingesetzt, weil es das Tracking einschränkt, also das Sammeln persönlicher Nutzerdaten.
Der Grund für die Warnung liegt an einer Änderung, die Google schon vor längerer Zeit angekündigt hat und jetzt umsetzt. Die Neuerungen betreffen die Erweiterungen, das heisst die zusätzlich installierbaren Softwaremodule von Drittherstellern. Sie erlauben es Nutzerinnen und Nutzern, den Funktionsumfang des Browsers individuell zu erweitern. Google führt mit dem «Manifest V3» neue Schnittstellen ein, über die die Erweiterungen mit dem Hauptprogramm kommunizieren.
Google argumentiert, «Manifest V3» würde die Sicherheit und die Leistung des Chrome-Browsers verbessern. Da Alphabet, die Muttergesellschaft von Google, das grösste Online-Werbeunternehmen der Welt ist, liegt der Verdacht nahe, dass Google mit dieser Neuerung das eigene Geschäft schützen und Werbeblockern das Wasser abgraben will. Ein Autor der Computerzeitschrift «PC World» schrieb vor kurzem, Google habe den «Werbeblockern den Krieg erklärt».
Andere Stimmen weisen darauf hin, dass die Nutzung von Werbeblockern weiterhin möglich sei. Es gibt auch von Ublock Origin eine Lite-Version, die im Chrome Web Store auch zukünftig zur Verfügung stehen wird. Das Gleiche gilt auch für Alternativen wie Ghostery und Adblock Plus.
Weniger Innovation beim Datenschutz
Allerdings seien diese angepassten Versionen nicht mehr so leistungsfähig, monieren Experten. Im Artikel von «PC World» erklärt der Technikchef bei der Datenschutz-Software Ghostery, Krzysztof Modras, das Problem: Erweiterungen können nicht mehr direkt auf den Netzwerkverkehr zugreifen. Stattdessen müssen sie mit einem fixen und beschränkten Regelkatalog operieren. Diese Einschränkung würde es Sicherheitsprogrammen verunmöglichen, schnell auf neue Bedrohungen zu reagieren. Krzysztof Modras: «Das schränkt Innovationen beim Datenschutz erheblich ein.»
Die renommierte digitale Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) urteilt hart: «Google zwingt die Entwickler, die Erweiterungen nach eigenen Anforderungen umzuschreiben, ohne dass das im Gegenzug Vorteile für die Anwender hätte. Das ist ein nutzerfeindlicher Schritt von Google.» EFF rechnet damit, dass aufgrund von Googles Marktmacht auch andere Browser die Änderungen nachvollziehen werden und die Wahlfreiheit der Nutzerinnen und Nutzer sinkt. Das scheint zuzutreffen, zumal auch die Mozilla-Stiftung angekündigt hat, das «Manifest V3» ebenfalls einzuführen – wenngleich mit gewissen Abweichungen. Trotzdem bleibt Firefox vorerst der Browser, der Nutzerinnen und Nutzern mehr Möglichkeiten zu individuellen Anpassungen lässt.
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