Unentdeckt surfen mit SnowflakeSo helfen Sie Russen und Iranerinnen, die Internetzensur zu umgehen
Snowflake hilft Menschen in Ländern mit überwachtem Internetzugang, an Informationen heranzukommen: wie es funktioniert, was Menschenrechtsorganisation sagen und wie wir alle helfen können.
- Snowflake ermöglicht anonymen Internetzugang in Ländern mit Zensur.
- Schweizer Internetnutzerinnen und -nutzer können mit minimalem Aufwand einen Snowflake-Proxy bereitstellen.
- Auf diese Weise unterstützen sie Dissidenten, Journalistinnen und Oppositionelle in autoritären Regimen.
- Die Lösung wird von Amnesty International als vertrauenswürdig eingestuft.
Das Internet ist in vielen Ländern zensiert. In der Schweiz gibt es Netzsperren für verbotene Pornografie und verbotene Geldspiele. Andere Länder klemmen den Zugang zu grossen Teilen des Webs ab. In Russland sind viele westliche Medien nicht erreichbar.
Vor zwei Wochen berichtete Reuters, dass Google in Putins Reich die Erstellung neuer Accounts einschränkt und auch bei Youtube den Zugang zu 5,5 Millionen Videos sperrt. Im Iran sind gemäss Fachmagazin «Heise» seit Februar auch VPN-Apps verboten. Sie waren ein Mittel, um blockierte Websites dennoch zu erreichen.
Es gibt ein weiteres Instrument fürs freie Internet. Neben der VPN-Verbindung – sie führt den Datenverkehr über ein Drittland mit weniger Beschränkungen – wirkt das Tor-Netzwerk gegen die Zensur. Bei ihm wird die Übermittlung mehrfach über sogenannte Knoten umgeleitet und verschlüsselt. Das gewährleistet als weiteren Vorteil auch Anonymität, denn während beim normalen Surfen für Internetprovider und Überwachungsstellen sichtbar ist, auf welche Informationen zugegriffen wird, bleibt das bei den Zickzackwegen im Tor-Netzwerk im Dunkeln.
Schutz für Dissidenten, Journalisten und Oppositionelle
Tor hat eine Achillesferse. Das sind die Einstiegspunkte, über die Nutzerinnen und Nutzer Verbindung zum anonymen Netzwerk aufnehmen. Anhand der Daten, die dorthin fliessen, lässt sich erkennen, dass eine Person anonym surft. Das kann in Ländern mit restriktivem Internetzugang bereits verdächtig sein und die Aufmerksamkeit auf die Aktivitäten von Dissidenten, Journalistinnen und Oppositionspolitikern lenken.
Snowflake beseitigt diese Schwachstelle. Die Idee ist so einfach wie bestechend: Statt über einen bekannten Einstiegspunkt erfolgt der Zugang über einen unauffälligen Vermittler. Im Technikjargon spricht man von einem Proxy; und für Tor übernehmen private Computer diese Rolle. Das heisst: Wenn Sie möchten, können Sie über Ihren PC oder Mac einen Snowflake-Proxy-Zugang bereitstellen – Sie ermöglichen Nutzerinnen und Nutzern in Russland, dem Iran, aber auch China oder Belarus einen freieren Zugang zum Netz.
So helfen Sie mit
Und so einfach leisten Sie Hilfe zur informationellen Selbstbestimmung: Sie installieren in Ihrem Browser ein Softwaremodul. Es gibt Snowflake für Firefox, für Google Chrome und für Microsoft Edge. Nachdem Sie die Nutzungsbestimmungen akzeptiert haben, erledigt diese Browsererweiterung ihre Arbeit ohne weiteres Zutun und komplett unauffällig.
Ich habe Snowflake seit einigen Wochen ohne jede Nebenwirkungen in Betrieb. Der zusätzliche Datenverkehr fällt nicht ins Gewicht, zumal auch die Snowflake-Proxys häufig gewechselt und die Verbindung jeweils nur kurz besteht – schliesslich geht es darum, dass auch die einzelnen «Schneeflocken» nicht auffallen sollen. Beim Klick auf das Symbol der Erweiterung ist ersichtlich, wie viele User sich innerhalb der letzten 24 Stunden verbunden haben. Das sind bei mir jeweils eine Handvoll: vier bis fünf Leute pro Tag. Und auch das ist raffiniert: Damit der Datenverkehr zwischen den beiden privaten Computern nicht auffällt, wird er als Internetanruf getarnt.
Das Risiko ist gering
Was sind die Gefahren? Unterstützt man auch illegale Aktivitäten? Kann man zur Rechenschaft gezogen werden? Experten halten das Risiko für gering. Bei Tor besteht das grösste Risiko für Betreiber eines Exit-Nodes: Das ist der Verbindungspunkt des Tor-Netzwerks mit dem «normalen» Internet, der die Aufmerksamkeit von Strafverfolgern auf sich ziehen kann. Ein «Snowflake» ist kaum als Teil des Tor-Netzwerks zu erkennen und es kann nicht mit einer bestimmten Aktivität in Verbindung gebracht werden.
Trotzdem bleibt es eine Abwägung: Gewichten wir die Unterstützung der Freiheit oder das Kriminalitätsrisiko höher? Das Security Lab von Amnesty International teilt auf Anfrage mit, Snowflake geniesse das Vertrauen der Menschenrechtsorganisation: «Snowflake ist eine getestete Anti-Zensur-Technologie, die zusammen mit dem Tor-Browser verwendet werden kann und sicher in der Anwendung ist.»
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