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Meinung

Glück in zwei Worten
Das beste Lebensmotto überhaupt

Sportlerinnen wie Serena Williams arbeiten bei schwierigen Situationen mit Mantras – funktioniert diese Strategie auch im Alltag?
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Vor einigen Jahren las ich die Biografie von Bud Spencer. Das war der schwergewichtige italienische Schauspieler, der in seinen Filmen per Faustschlag Dutzende Gegner durch die Luft segeln liess. Nun mögen Sie meinen, dass man in der Freizeit Sinnvolleres anstellen könnte. Doch der Haudrauf interessierte mich, weil er ein bemerkenswertes Lebensmotto hatte: «Futtetenne», was im neapolitanischen Dialekt so viel bedeutet wie «scheiss drauf».

Freunde beschrieben ihn als unkompliziert, zufrieden und optimistisch. Spencers Motto schien tatsächlich eine Wirkung auf sein Leben gehabt zu haben. Oder war er von Natur aus ein gechillter Typ?

Zwar gibt es keine spezifischen Studien, die sich ausschliesslich auf die Wirksamkeit von Lebensmottos konzentrieren, aber es gibt umfangreiche Forschung in verwandten Bereichen der Psychologie, die Einblicke in die möglichen Effekte von Lebensmottos geben: Selbst-Affirmationen, Selbstgespräche und Mindset-Prinzipien.

Mantra ist für Profisportler und Profisportlerinnen wichtig

So kann das Wiederholen einer Botschaft helfen, die Motivation aufrechtzuerhalten und das Ziel im Blick zu behalten. Dieses Konzept wurde etwa in der Sportpsychologie im Rahmen einer Meta-Studie gut erforscht. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass Athletinnen und Athleten, die positive Selbstgespräche führten, bessere Leistungen zeigten als diejenigen, die dies nicht taten.

Ein Beispiel, das in der Meta-Analyse besprochen wurde, ist die Verwendung von simplen, aber effektiven Mantras («Bleib ruhig» oder «Mach einen Schritt nach dem anderen»). Tennis-Ass Serena Williams erwähnte in Interviews, dass sie sich in schwierigen Momenten auf dem Platz immer wieder sagte: «You can do this.»

Es ist naheliegend, dass solche Techniken nicht nur im Sport, sondern auch in schwierigen Alltagssituationen hilfreich sind. Bei Stress im Job – oder wenn die Zahnpasta wiedermal von der Zahnbürste fällt. Aber wird wirklich alles gut, nur weil jemand ein Zetteli mit «Alles wird gut» an seinen Kühlschrank heftet? Lässt sich die Welt in kleine Sprüchlein quetschen? «Geld macht nicht glücklich» zum Beispiel: Natürlich macht Geld alleine nicht glücklich. Aber: Kein Geld macht auch nicht glücklich. Und wenn der Spruch von jemandem kommt, der Geld hat, ist er erst recht daneben.

Brecht oder Simpson?

Natürlich habe ich mich damals bei der Spencer-Lektüre auch gefragt, was mein eigenes Lebensmotto sein könnte. Die Auswahl an vorgefertigten Devisen ist enorm, das Spektrum der Aussagen erst recht. Ich schwankte zwischen Brechts «Wer kämpft, kann verlieren – wer nicht kämpft, hat schon verloren» und Homer Simpsons «Wer etwas gar nicht erst probiert, kann auch nicht scheitern». Haben beide irgendwie recht.

Vielleicht müsste man selber ein Lebensmotto erfinden. Humorvoll, unaufgeregt, kühn, aber nicht moralisch, gleichzeitig aufbauend, ohne nach Selbsthilfegruppe zu tönen. «Leben und leben lassen?» Ok, aber funktioniert nicht, wenn man es mit Fanatikern zu tun hat. «Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen»? Könnte von irgendeinem Politiker stammen. «Lebe, ohne zu bedauern»? Klingt souverän, aber ich bedaure einiges. Etwa, dass ich meinen Beagle, als er jung war, nicht zu einem Trüffelsuchhund-Kurs angemeldet habe.

Ich muss wohl mottolos durchs Leben gehen.

Aber: scheiss drauf.

In dieser Kolumne denken unsere Autorinnen und Autoren jede Woche über das gute Leben nach.