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Klitschko-Brüder am WEF
«Glauben Sie Russland kein Wort. Russland lügt»

Sie nutzen die Bühne, um Mitgefühl für ihr Land zu wecken: Wladimir Klitschko (links) und sein Bruder Witali Klitschko bei ihrem Auftritt am Weltwirtschaftsforum in Davos. 
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«Die Welt muss jetzt aufwachen. Sie alle im Saal müssen realisieren, dass dieser Krieg sozusagen vor Ihrer Türschwelle stattfindet. Er wird Sie erreichen und auch bei Ihnen anklopfen», sagt Witali Klitschko. Am Open Forum in Davos hat er am Montagnachmittag zusammen mit seinem Bruder Wladimir einen bewegenden Vortrag gehalten. Das Open Forum findet aktuell parallel zum exklusiven Weltwirtschaftsforum statt, steht jedoch allen Interessierten offen.

«Alle hier», mahnt der frühere Profiboxer mit eindringlicher Stimme, müssten sich überlegen, was für eine Rolle sie in diesem Krieg spielten. Wie schon der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in der Eröffnungsansprache des WEF-Hauptevents wenige Stunden vorher fordert auch Witali Klitschko: «Alle Europäer, alle Menschen in freiheitlichen Staaten müssen sich fragen: Was habe ich getan, um der Ukraine zu helfen?»

Dies sei wichtig, denn dieser Krieg sei nicht so bald zu Ende und betreffe alle Länder, deren Werte auf Freiheit und Demokratie basierten. Der Grund für diesen Krieg liege darin, dass die Ukraine ein demokratisches Land sein solle, ein Teil von Europa. Der russische Präsident Wladimir Putin hingegen wolle selbst die Fäden in der Ukraine ziehen. Deshalb habe Russland den Überfall gestartet.

«Wladimir Putin bricht mit fast allen Regeln und Prinzipien, die wir bis anhin als gegeben betrachtet haben», sagt Witali Klitschko, der als Bürgermeister von Kiew amtiert. Mit festem Blick wendet er sich an die rund 100 Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal: «Glauben Sie Russland kein Wort. Russland lügt.» 

Propaganda als schlimme Waffe im Krieg 

So behaupte etwa Putin, die Ukraine sei «ein Fehler in der Geschichte». «Es sollte uns also gar nicht geben!» In diesen Tagen habe die russische Propagandamaschine erklärt, der Krieg habe eben erst begonnen. «Nun stehen bereits weitere Länder wie etwa Polen, Rumänien und Moldau auf der russischen Liste», sagt Wladimir Klitschko, Witalis jüngerer Bruder, ebenfalls Ex-Profiboxer. Heute ist er Unternehmer. Wladimir Klitschko mahnt: «Die gefährlichste Waffe in diesem Krieg ist die russische Propaganda.»

Er kritisiert, dass in der Schweiz weiterhin russische Staatssender zu empfangen sind. «Als ich heute Morgen im Hotel hier in Davos den Fernseher einschaltete, sah ich, wie behauptet wurde, Ukrainer hätten unsere Städte zerstört.» «Wie kann das sein?», fragt Klitschko, ohne darauf eine Antwort zu erwarten. «Die Gedanken der russischen Soldaten wurden vergiftet. Sie glauben, wir Ukrainer seien alle Nazis und Faschisten.»

Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zum Vortrag der Klitschko-Brüder. 

Dass die Klitschko-Brüder bei ihrem Besuch in Davos das Thema Propaganda ansprechen, hat einen Grund: Im Gegensatz zur EU verbietet die Schweiz die Verbreitung von russischen Staatsmedien nicht. Die Sender RT (früher Russia Today) und Sputnik sind für den Bundesrat zwar «Werkzeuge der gezielten Desinformation durch die Russische Föderation». Es sei aber wirksamer, unwahren und schädlichen Äusserungen mit Fakten zu begegnen, anstatt sie zu verbieten, teilte der Bundesrat Ende März mit. Die Telecomanbieter Swisscom, Sunrise UPC und Salt haben im März von sich aus entschieden, RT zu sperren.

Brüder wollen Mitgefühl wecken

Auf der Bühne des Open Forum sagt Witali Klitschko weiter, er verstehe, dass es für alle, die das Grauen des Kriegs nicht mit eigenen Augen gesehen hätten, schwierig sei, Mitgefühl zu entwickeln. Das unsägliche Leid zu vermitteln, sei schwierig. Doch: «Ich habe gesehen, wie Teenager gefesselt und erschossen wurden – im Untergrund, in Autos. Wir haben in von Panzern überfahrenen Autos sterbliche Überreste von Kindern gesehen.»

Wladimir Klitschko sagt, dieser Krieg habe ihn verändert wie kein anderes Ereignis in seinem Leben. «Die Bilder aus Butscha, die Gerüche dort, die Körper, die auf den Strassen lagen – das werde ich nie vergessen.» Und, so fügt er an: «Wir wissen nicht, was noch alles Schreckliches auf die Welt zukommen wird. Wir müssen alles Erdenkliche tun, um diesem Krieg ein Ende zu setzen.»