Kommentar zum SeilbahnunfallGier, die 14 Menschenleben kostete
Der Absturz der Gondel am Lago Maggiore war auf etwas zurückzuführen, was man kaum noch «menschliches Versagen» nennen kann: tödliche, fahrlässige Profitgier.
Am Monte Mottarone ist der Albtraum wahr geworden, der so manchen befällt beim Einstieg in eine Seilbahn: Die Gondel stürzt in die Tiefe, zerschellt an Felsen, Bäumen, Masten. Jeder tritt solche Bergfahrten an im Vertrauen auf Technik, Kontrolle und das Verantwortungsbewusstsein der Betreiber. Vierzehn Menschen bezahlten dieses Vertrauen am Lago Maggiore mit dem Leben. Als ein Seil riss, konnte die Notbremse nicht helfen – sie war wohl blockiert worden. Die drei Männer, die deswegen nun verhaftet wurden, haben es gestanden.
Auf die These mit der manipulierten Bremse kamen die Ermittler schon früh, kurz nach dem Unfall, als sie die Reste der zerschellten Gondel untersuchten und dabei an einer der Bremsen eine Klemmgabel fanden. Die Zange deaktiviert die Notbremse. Zunächst dachte man, dass sie vielleicht aus Versehen da festgemacht war, ein fahrlässiger Fehler. Doch nun stellte sich heraus, dass die Gondel schon seit dem 26. April Probleme bereitete, also seit der Wiedereröffnung nach langer, pandemiebedingter Pause. Sie blieb immer wieder stehen, ohne dass man der Sache auf den Grund gekommen wäre. Sie hätte gar nicht fahren dürfen, die ganze Anlage hätte geschlossen werden müssen.
Leben werden wohl öfter für Geld aufs Spiel gesetzt, es zeigt sich ja nur, wenn etwas Schlimmes passiert.
Sechsmal, gibt der renommierte Hersteller an, habe er seit November die «funivia» gewartet. Die Betreiber aber entschieden offenbar, die Bahn nach einer Panne am Vortag mit der im Betrieb unerlaubten Manipulation einzusetzen – das Wochenendgeschäft lockte. Das Motiv ist so banal wie entsetzlich. Leben werden wohl öfter für Geld aufs Spiel gesetzt, es zeigt sich ja nur, wenn etwas Schlimmes passiert.
Wieso das Seil riss, ist unklar, das Risiko dafür sahen die Betreiber bei fast null. Jedoch: Fast null reicht nicht, wenn das Restrisiko Tod heisst. Das ist die einzige, die uralte Lehre auch dieser Tragödie. Daran werden nun viele denken, die in eine Seilbahn steigen. Alle, die die Leben sichernde Technik verantworten, müssen daran denken.
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