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Meinung

Sparen bei unnötigen Therapien
Mehr Ambitionen im Gesundheitswesen bitte!

Nahaufnahme einer Arthroskopie am Kniegelenk, durchgeführt von Dr. Markus Kirchmeyer bei der Eröffnung eines OP-Zentrums in Gelsenkirchen-Erle.
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Seit gut zehn Jahren kennt der Bund ein Programm, das medizinische Leistungen überprüft. Fehlt der Nutzen, soll die entsprechende Therapie oder der Eingriff im Katalog der Grundversicherung gestrichen oder eingeschränkt werden. Eine gute Sache, denn wer braucht Behandlungen, die nichts nützen oder sogar schaden. 

Doch die Health Technology Assessments (HTA), wie die Überprüfungen im Fachjargon genannt werden, bringen bislang bei weitem nicht die Einsparungen, die man anfangs in Aussicht gestellt hat. Seit 2021 sind gerade mal 100 Millionen Franken Leistungen gestrichen worden. Ein Bruchteil dessen, was der Bundesrat ursprünglich erwartet hat. 

Angesichts der jährlichen Kosten in der obligatorischen Grundversicherung von über 40 Milliarden Franken passt der Mundart-Spruch: «S isch gäng das, het ds Müüsli gseit, wos is Meer byslet het.» Er drückt nicht nur den bis jetzt geringen Effekt des Programms aus, sondern auch die Selbstzufriedenheit der Akteure. Es sei halt schwierig, einen relevanten Betrag einzusparen, heisst es da. Und: Die ursprünglichen Erwartungen seien ohnehin unrealistisch hoch gewesen. 

Streichen unnötiger Leistungen könnte 10 Prozent sparen

Dabei wäre längst Zeit, in Sachen HTA endlich Ambitionen zu entwickeln. Die Gesundheitskosten explodieren ungebrochen. Mit dem ursprünglichen Ziel, unnötige Leistungen im Wert von 200 Millionen jährlich zu streichen, könnte das Wachstum immerhin um 10 Prozent gebremst werden. Fachleute gehen davon aus, dass sogar noch höhere Beträge drinliegen.

Eine grosse Hürde bei HTA ist der übermässige Einfluss von Herstellern und Interessenverbänden, die keine Freude an Einschränkungen bei unnötigen Leistungen haben. Politik und Behörden haben es bis jetzt versäumt, dem etwas entgegenzusetzen. Man schimpft lieber über die Bevölkerung, die viel zu schnell zum Arzt renne, und möchte mit Notfallgebühren und höheren Franchisen noch tiefer in die Taschen der Prämienzahler greifen. Die Selbstverantwortung, die bei der Gesundheit gefordert wird, sollte endlich auch von den Akteuren im Gesundheitswesen wahrgenommen werden.