Schliessung des Gotthard-BasistunnelsTessin befürchtet Schlimmes für den Tourismus
Die Angst ist gross, dass nächsten Frühling und Sommer viele Tagesausflügler aus der Deutschschweiz ausbleiben. Dass der Tunnel erst im September wieder in Normalbetrieb ist, trifft aber auch andere.
Bei der mit Abstand wichtigsten Tessiner Bergbahn, der Zahnradbahn auf den Monte Generoso, fehlen seit dem Unfall im Gotthard-Basistunnel vom 10. August 15 bis 20 Prozent der Deutschschweizer Tagesausflügler. Das ist für die Tochtergesellschaft der Migros darum besonders einschneidend, weil 70 bis 80 Prozent ihrer Passagiere aus der Deutschschweiz anreisen.
Nun kommt für den Tessiner Tourismus eine weitere Hiobsbotschaft: Am Donnerstagvormittag gab SBB-Chef Vincent Ducrot bekannt, dass der Tunnel voraussichtlich erst im September 2024 wieder vollständig für Reise- und Güterzüge zur Verfügung stehen werde.
Darum befürchtet Lorenz Brügger, der Direktor der Monte-Generoso-Bahn, dass es bis in den kommenden Herbst hinein auf dem tiefen Niveau weitergeht. Und dies ausgerechnet jetzt, da seine Bahn erstmals im Winter während der Wochenenden geöffnet ist. Weitaus schlimmer werde es allerdings im Frühling und Sommer sein. Bereits jetzt fehlen der Bahn seit dem 10. August täglich 80 bis 100 Gäste.
«Wir sind enttäuscht und besorgt.»
Alarmiert für die gesamte Tourismusbranche ist Simone Patelli, Präsident von Ticino Turismo. Er sagt: «Wir sind enttäuscht und besorgt. Tagestourismus, Events und Kurzurlaube, Hotels, Restaurants und Attraktionen leiden sehr unter den Unannehmlichkeiten.» Ein Beispiel ist der samstägliche Markt in Bellinzona, der jeweils von vielen Deutschschweizern besucht wird. Seit Mitte August ist ihre Zahl deutlich gesunken. Auch der Geschäftstourismus hat gelitten.
Ticino Turismo werde nun mit allen Anbietern diskutieren müssen, wie sie die überraschend lange Störung des Bahnverkehrs ins Tessin überwinden könnten, sagt Patelli. «Wir werden an Pauschalangeboten arbeiten müssen, um die Reise zu einem Erlebnis zu machen, und vieles mehr.»
Neben dem Tourismus treffe es auch die übrige Wirtschaft und einen Teil der Tessiner Bevölkerung hart, sagt der freisinnige Volkswirtschaftsdirektor Christian Vitta. Er denkt vor allem an die zahlreichen Pendler und die Studierenden, deren Reise in die Deutschschweiz nun deutlich länger dauert und in den überfüllten Zügen mühsam ist.
«Für uns ist die lange Schliessung des Tunnels enttäuschend», sagt Vitta. Er appelliert an die SBB und das Bundesamt für Verkehr, alles zu tun, um möglichst bald möglichst viele zusätzliche Personenverkehrsverbindungen durch den Tunnel anbieten zu können.
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