EntgleisungSBB Cargo haftet laut Bundesamt für Verkehr für den Unfall
Der Schaden, der nach der Entgleisung im Gotthard-Basistunnel entstanden ist, ist immens und nimmt Monate in Anspruch, um ihn zu beheben. Wer haftet nun dafür? Während die SBB schweigt, ist laut Bundesamt für Verkehr die Sachlage klar.
Am 10. August entgleiste ein Güterwagen im Gotthardbasistunnel. Seit dieser Woche fahren wieder erste Güterzüge im Einbahnsystem durch den Tunnel. Auch spontane Tagesausflüge in den Tessin sind wieder möglich. Gemäss einem Bericht von vergangener Woche handelt es sich bei dem Unglückszug grösstenteils um eine deutsche Zugskomposition. Er wurde von zwei Lokomotiven der Baureihe 185 der Deutschen Bahn gezogen. Von den zehn unbeschädigten Wagen sind acht in Deutschland registriert, einer in Schweden und einer in der Schweiz. Bislang hat sich die SBB nicht zur Haftungsfrage geäussert, da man zuerst die Untersuchung abwarten wolle.
Für den Direktor des Bundesamts für Verkehrs, Peter Füglistaler, aber ist klar: Für den Unfall hafte SBB Cargo. «Der Frachtführer ist verantwortlich, und das war beim Unfallzug im Gotthard die SBB Cargo», so Füglistaler im Interview mit dem «SonntagsBlick». «SBB Cargo muss die Wagen vor der Abfahrt kontrollieren und haftet.»
Zwar hätten die SBB das Haftpflichtrecht ändern wollen, doch sie seien auf Widerstand der Wagenhalter gestossen. «Sie verdienen Geld, ohne Risiken tragen zu müssen.» Im Parlament habe es bislang keine Mehrheit gegeben, das Eisenbahn-Haftungsrecht zu ändern.
Für Füglistaler wäre aber eine solche Änderung begrüssenswert. «Wenn ein Wagenhalter weiss, dass er bei einem Unfall haften muss, wird er sich stärker bemühen, seine Qualität zu erhöhen», erklärt er in der Zeitung.
Derzeit sind die Räumungsarbeiten an der Unfallstelle im Gang. Viele der 16 entgleisten Wagen seien laut SBB so stark zerstört, dass sie vor dem Abtransport noch im Tunnel zerlegt werden müssen. Bis die Schäden – 8 Kilometer Gleise und 20’000 Schwellen müssen ersetzt werden – behoben seien, werde es mehrere Monate dauern. Die SBB gehen davon aus, dass beide Tunnelröhren erst ab Anfang 2024 zur Verfügung stehen. Eine gute Nachricht gibt es. Gemäss der «NZZ am Sonntag» (Bezahlartikel): Die Betonschwellen würden rechtzeitig geliefert werden, wie Christophe Kipfer, Chef von Vigier RAil in Müntschemier (BE) zur Zeitung sagt. Vigier Rail hat die Spezialblöcke im Gotthard-Basistunnel hergestellt. Zu den Kosten könne Kipfer noch nichts sagen, da es noch keinen offiziellen Auftrag gebe.
roy
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