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Geldberater zur BVG-Debatte
Wichtiger als die Gebühren ist die Nettorendite der Pensionskassen

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Im «SonntagsBlick» und in anderen Medien stand, dass die Finanzindustrie Pensionskassen und Versicherte abzocken würde. Wie sehen Sie das? Eigentlich wollte ich wieder einen Betrag freiwillig in meine Pensionskasse einzahlen. Würden Sie wegen der Kosten davon absehen? S.O.

Nein. Kritik an den Kosten für die Verwaltung der Vorsorgevermögen gibt es seit Jahren. Dass diese gerade jetzt wieder laut wird, dürfte Teil des Abstimmungskampfes rund die BVG-Reform sein, über die wir am 22. September abstimmen. Sicher ist es kein Zufall, dass gerade jetzt Studien rund um dieses Thema veröffentlicht werden – so wie die von Ihnen erwähnte Analyse im «SonntagsBlick» des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, der die Vorlage bekämpft. Ich würde mich nicht durch das politische Getöse verunsichern lassen, sondern, so wie Sie es geplant haben, einen Betrag freiwillig in die Pensionskasse einzahlen – vorausgesetzt, dass Ihre Kasse finanziell robust aufgestellt ist und sie sich nicht in einer Unterdeckung befindet.

Ihr Geld ist in der Pensionskasse sicher parkiert, und Sie können dank der freiwilligen PK-Einzahlung einiges an Steuern sparen. Auf jeden Fall rate ich, sich genauer mit Ihrer eigenen Pensionskasse zu beschäftigen. Über die Frage des Deckungsgrades hinaus sollte man prüfen, wie gut die Leistungen der Kasse und deren Renditen auf den Anlagegeldern sind und welche Kosten sie ausweist. Wenn aus politischen Gründen pauschal behauptet wird, es würden hohe Summen in Form von Kosten in der 2. Säule versickern, ist dies Unsinn. Ebenso wie bei den Leistungen, welche die Pensionskassen ausrichten, und den erzielten Renditen auf den angelegten Geldern gibt es auch bei den Kosten je nach Kasse Unterschiede. Wie wenn Sie selbst Geld investieren, gibt es je nach genutztem Anbieter und Finanzinstrumenten Differenzen bei den bezahlten Gebühren.

Interessanterweise werden bei der Debatte um die Kosten der Pensionskassen die mindestens so wichtigen Fragen, wie hoch die Rendite auf den Anlagegeldern ist und welche Leistungen an die Versicherten ausgeschüttet werden, ausgeblendet. Eine eindimensionale Diskussion nur über die Gebühren der Pensionskassen halte ich für falsch. Auch wenn Sie selbst Ihren Sparbatzen anlegen, ist die Frage, wie viel Gebühren Sie bei einem Fonds oder bei einem Vermögensverwaltungsmandat zahlen, nur ein Aspekt, den es zu berücksichtigen gibt. Die viel wichtigere Kennzahl ist die erzielte Rendite nach Gebühren.

Hohe Anlage­performance ist wichtig

Das Gleiche gilt für Sie als Versicherte der Pensionskasse. Was nützt es Ihnen, wenn Ihre Kasse möglichst wenig Gebühren für die Vermögensverwaltung und die eingesetzten Finanzprodukte bezahlt, aber miserable Renditen auf Ihrem Anlagegeld erwirtschaftet? Doch genau das passiert: Laut der jährlichen PK-Umfrage von Swisscanto, an der über 400 Kassen teilnehmen, lag die durchschnittliche Rendite der besten 10 Prozent der Kassen 2023 bei 8,2 Prozent, während die schlechtesten 10 Prozent der Kassen 2,3 Prozent erreichten.

Eine hohe Anlageperformance ist für die Versicherten viel wichtiger als nur tiefe Gebühren, zumal sich auch bei der Verzinsung der Guthaben riesige Unterschiede zeigen: Top-Performer verzinsten die Guthaben im letzten Jahr zu 3,7 Prozent, während die schlechtesten Kassen die Altersguthaben der Aktiven nur mit 2 Prozent verzinsten. Der Durchschnitt über alle Kassen lag bei 2,44 Prozent. Wenn eine Kasse über Jahre hinweg schlechte Anlagerenditen erzielt und miserabel verzinst, führt dies wegen des Zinseszinseffekts dazu, dass man als Versicherte in der Pensionskasse weniger Geld ansparen kann, selbst wenn die Kasse wenig Gebühren zahlen würde.

Als Versicherter wünsche ich von meiner Kasse, dass sie eine hohe Nettorendite auf den Anlagegeldern erzielt und die Guthaben attraktiv verzinst. Wie die Kasse zur hohen Nettorendite kommt – mit höheren oder etwas tieferen Gebühren –, ist irrelevant. Die offensichtlich politisch motivierte eindimensionale Debatte um die PK-Gebühren greift aus meiner Sicht viel zu kurz. Ich staune, dass es angesichts der enormen Renditeunterschiede bei den Kassen keinen politischen Aufschrei gibt. Hier liegt der Hund begraben.